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Bischof Meier hat am 1050. Todestag des Bistums-Patrons nicht nur die Ulrichs-Woche eröffnet, sondern auch das große Doppel-Jubiläums-Jahr. 

(ty/pba) Die Ulrichs-Woche in der Diözese Augsburg, zu der auch Teile des Landkreises Pfaffenhofen gehören, steht heuer unter einem besonderen Vorzeichen: Denn mit der Erhebung des Ulrichs-Schreins am gestrigen Abend und dem Pontifikalamt zum Ulrichstag am heutigen 1050. Todestag des Bistums-Beiligen eröffnete Bischof Bertram Meier nicht nur die diesjährige Bistums-Festwoche, sondern auch das Ulrichs-Jubiläum 2023/24. Ein ganzes Jahr lang soll der Heilige Ulrich nun – wie mehrfach berichtet – geehrt sowie als Vorbild auch für die heutige Zeit neu beleuchtet werden. Im Pontifikalamt zum Ulrichstag hat Bischof Meier auf das vielfältige Wirken seines Amtsvorgängers und dessen bleibenden Einfluss auf die europäische Geschichte und Kultur zurückgeblickt.

Der 1050. Todestag des heiligen Ulrichs sei nicht nur dessen "Geburtstag für den Himmel", sondern ein Grund zum Feiern für das Bistum Augsburg und für ganz Europa, betonte Meier in seiner Predigt. Der Bistums-Patron habe durch sein "konsequentes Leben in der Nachfolge Christi" Maßstäbe gesetzt, die bis heute weit über die Grenzen Bayern hinaus nachwirkten – sei es als Verteidiger Augsburgs in der Lechfeld-Schlacht oder als Vermittler im Frieden von Tussa (Illertissen), der das sinnlose Blutvergießen zwischen König Otto und dessen Sohn Luidolf beendete.

Doch auch sein Wirken als Bischof sei immer von einem weiten geistigen Horizont geprägt gewesen, so Meier: In zahlreichen Reisen durch das Bistum und darüber hinaus baute er sich ein "tragfähiges Netzwerk mit geistlichen und politischen Verantwortungsträgern" auf und beeinflusste die christliche Kulturlandschaft Süddeutschlands und des Alpenraums über mehr als ein Jahrtausend hindurch bis heute.

Diese frühmittelalterlichen Bemühungen Ulrichs um die Völkerverständigung wirkten bis in den Aufbau der Europäischen Union nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs hinein: "Möge sein Engagement auch heute Menschen inspirieren, zu Friedensstiftern und Brückenbauern zu werden, ihre Kraft und Phantasie in den Dienst der Versöhnung zu stellen, die wir Christen vom Evangelium her ableiten", so Bischof Meier heute. "Unsere Zeit braucht Brückenbauer!"

Gleichzeitig zeige jedoch auch die europäische Geschichte, wie sehr dieser christliche Auftrag und das Vermächtnis Ulrichs noch nicht erfüllt und umgesetzt seien. "Kaum eine Religions-Gemeinschaft hat so viele kriegerische Auseinandersetzungen unter ihresgleichen zu verzeichnen, wie wir Christen. Das ist beschämend und muss uns nachdenklich stimmen", so Meier.

Selbst der Heilige Ulrich sei von Machtdenken nicht verschont geblieben, etwa als er versucht habe, seinen Neffen als Nachfolger auf den Augsburger Bischofsstuhl zu installieren. "Dies mag uns Trost und Ermutigung sein: Wir haben einen Bistums-Patron, – darin ganz Kind seiner Zeit – als alter Mann zwar der Versuchung erlag, die Freiheit des kirchlichen Amtes der Hausmacht seines Familien-Clans zu unterwerfen, der jedoch seinen Fehler einsah und bereute."

Der Jünger Jesu werde nicht so sehr im Wort, sondern im Tun und Dienen sichtbar – ein Amts- und Glaubens-Verständnis, das auch Ulrich sein Leben lang bezeugt habe: "Ulrich entdeckte in den Armen das Gesicht Jesu Christi selbst. Er dachte, um es modern zu sagen, die Liebe strukturell, denn er meinte damit Gerechtigkeit." Damals wie heute dürften ungerechte gesellschaftliche Verhältnisse nicht ignoriert, sondern müssten hinterfragt und zum Besseren gewendet werden.

Bischof Bertram Meier bei der Predigt im Ulrichs-Hochamt.

Dabei bezog sich der Augsburger Bischof heute auch auf die höchst aktuelle Frage des assistierten Suizids: "Welches Klima herrscht im Blick auf das menschliche Leben vom Anfang bis zum Ende, zwischen Zeugung und natürlichem Tod? Wem ist aufgefallen, dass unter der Hand – wenig beachtet von den Medien – die gesetzlichen Regelungen um den assistierten Suizid im Bundestag aufgeweicht werden sollen?"

Angesichts der Gefahr, dass der Mensch sich selbst zum Schöpfer aufschwingen wolle, bräuchte es umso mehr die Stimme der Kirchen und damit eine "Ökumene des Zeugnisses", immer dem Vorbild des Heiligen Ulrich folgend: "Gerade den Armen und Kleinen, den Schwachen und Kranken hat er sein Herz gezeigt. Für mich war der Heilige Ulrich ein barmherziger Samariter in seiner Zeit. Schauen wir von ihm ab, was es heißt: Deus caritas est. Gott ist die Liebe."

Zu Beginn des Gottesdienstes hatte Generalvikar Wolfgang Hacker noch ein Grußwort des Apostolischen Nuntius Nikola Eterović verlesen, der aufgrund anderer Termine nicht selbst beim Hochamt präsent sein konnte. In dem Grußwort übermittelte er die herzlichen Grüße und guten Wünsche des Papstes an die Kirche von Augsburg. Papst Franziskus sei es dabei wichtig, "dass das hörende Herz des Christen dazu hilft, überzeugend Jesus Christus und eifrig sein Evangelium in die Welt zu tragen". Das Ulrichs-Jubiläum solle dabei helfen, eine Kirche zu erschaffen, "die es versteht, sich vom Heiligen Geist leiten zu lassen, freundlich und zugleich prophetisch; die es versteht, neue Formen und Wege für die wunderbare Botschaft zu finden, die in das dritte Jahrtausend weiterzutragen sie berufen ist".

Bischof Meier feierte das Hochfest des Heiligen Ulrich in der Augsburger Ulrichs-Basilika gemeinsam mit zahlreichen Gästen aus der Weltkirche. So waren neben dem emeritierten Kurienkardinal Walter Kasper auch Bischöfe aus Ungarn und Slowenien, der Exarch der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche für Deutschland, Bohdan Dzyurakh, und zahlreiche Äbte und Äbtissinnen sowie die früheren Bischöfe von Augsburg, Konrad Zdarsa und Walter Mixa, zugegen. Zdarsa war genau an diesem Tag vor vier Jahren von Papst Franziskus vom Dienst als Augsburger Oberhirte entpflichtet worden.

Aus dem schweizerischen Ort Leuk waren päpstliche Zuaven angereist – die Walliser sind aus demselben Kanton wie die Abtei Saint-Maurice. Dieses älteste noch bestehende Kloster Europas war auch eine Reisestation Bischof Ulrichs, der den Heiligen Moritz selbst sehr verehrte. Aus Uganda kam extra ein Chor, der die im Anschluss an den Gottesdienst begangene "Ulrichsminne" musikalisch begleitete. Dabei wurden Brot und Wein gereicht, die der Bischof zuvor noch während der Messe gesegnet hatte. Der Festgottesdienst, den die Augsburger Domsingknaben sowie das Bläser-Ensemble "Les Cornets noirs" unter der Leitung von Domkapellmeister Stefan Steinemann musikalisch gestalteten, wurde live auf K-TV sowie "Radio Horeb" übertragen.

Am gestrigen Abend hatte Bischof Meier in einer Pontifikal-Vesper die diesjährige Ulrichs-Woche feierlich eröffnet. In dem Gottesdienst, bei dem der Schrein mit den Gebeinen des Bistums-Patrons "erhoben" und für die Dauer der Ulrichs-Woche in der Basilika zur Verehrung ausgesetzt wurde, erinnerte der Bischof daran, dass das Leitwort von Woche und Festjahr – "Mit dem Ohr des Herzens hören" – der Lebensbeschreibung des Heiligen entnommen worden sei.

Durch die Beschäftigung mit dem ersten Bistums-Patron sollten sich die Christinnen und Christen des Bistums sensibel machen lassen "für einen respektvollen Umgang untereinander, für die rechte Wortwahl und für die Dankbarkeit, die uns immer tiefer die Wahrheit dessen erkennen lässt, was Paulus in der ernsten Frage zusammenfasst: Was hast du aber, das du nicht empfangen hättest?" Der Glaube komme nicht von selbst, sondern sei uns von jenen mitgegeben worden, die uns den Weg zu Christus gewiesen hätten: "Dazu zähle ich auch den Heiligen Ulrich. Eifern wir ihm nach! Das tut auch der Atmosphäre im Bistum gut."

Die Ulrichs-Woche wird noch bis Montag, 10. Juli, mit zahlreichen Gottesdiensten, Wallfahrten und weiteren Veranstaltungen in der und um die Basilika "St. Ulrich und Afra" fortgeführt. Das große Ulrichs-Jubiläum läuft noch mit zahlreichen Veranstaltungen im ganzen Bistum bis zum 14. Juli kommenden Jahres. 1100 Jahre Bischofs-Weihe und der 1050. Todestag des Heiligen Ulrich – die Jahre 923 und 973 bilden den historischen Rahmen für dieses Doppel-Jubiläums-Jahr. Weitere Informationen dazu gibt es unter www.ulrichswoche.de und www.ulrichsjubilaeum.de.

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