Pfaffenhofen: Bürgermeister Thomas Herker (SPD) über das 2023 in seiner Gemeinde, über die großen lokalen Themen sowie die Frage nach möglichen weiteren Gewerbeflächen. "Wachstum ist Herausforderung, nicht Ziel."
(ty) Es ist eine gute Tradition, dass sich die Bürgermeister zum Jahresende mit Weihnachts- beziehungsweise Neujahrsgrüßen an ihre Bürger wenden, oft wird das verknüpft mit einer Rückschau und einem Ausblick. Unsere Zeitung veröffentlicht auch heuer wieder die Ausführungen aller 19 Rathaus-Chefs aus dem Landkreis Pfaffenhofen im Wortlaut. Nachfolgend lesen Sie die Gedanken von Thomas Herker (SPD), Gemeinde-Oberhaupt von Pfaffenhofen.
"Liebe Pfaffenhofenerinnen und Pfaffenhofener,
es war einiges in Pfaffenhofen im Jahr 2023. Das Seniorenbüro feierte sein 25-jähriges Jubiläum, die Stadtwerke blickten beim Tag der offenen Tore auf zehn Jahre Firmen-Geschichte zurück und im Sommer feierten wir mit den dritten Paradiesspielen den 130. Geburtstag des Schriftstellers Joseph Maria Lutz. Außerdem stand bei den Bürgerentscheiden im Mai eine bedeutende Entscheidung zum Gewerbe-Gebiet 'Kuglhof II' an.
Nach einem ereignisreichen Sommer unter freiem Himmel, erwarten uns jetzt in der Weihnachtszeit eher besinnliche Stunden mit der Familie. Inmitten der festlichen Atmosphäre stimmen uns die weltweiten Ereignisse auch nachdenklich. Umso wichtiger ist es deshalb, dass wir als Gemeinschaft zusammenhalten und aufeinander achten.
Die Zeit um Weihnachten ist traditionell die Zeit, um Rückschau zu halten und Bilanz zu ziehen über das vergangene Jahr. Wenn ich das in diesen Tagen für unsere Stadt mache, dann erinnere ich mich an ein außergewöhnliches kulturelles Jahr. 2023 war aber auch herausfordernd, unter anderem durch die Gewerbesteuer-Einbußen. Und so stehen wir im kommenden Jahr vor einigen bedeutenden und langfristigen Entscheidungen für Pfaffenhofen. Dennoch blicke ich optimistisch in die Zukunft und freue mich auf das Jahr 2024.
Gewerbesteuer-Einbußen – Schwierige Haushaltslage
Die aktuelle Haushaltslage der Stadtverwaltung ist durch deutliche Gewerbesteuer-Einbußen geprägt. Knapp zehn Millionen Euro fehlen im Haushaltsjahr 2023. Trotz Kürzungen kann 2024 aufgrund niedrigerer Gewerbesteuer-Einnahmen kein ausgeglichener Verwaltungs-Haushalt erreicht werden. Das gesamte Gewerbesteuer-Aufkommen hat in den letzten sechs Jahren stark abgenommen. Die Höhe der Einnahmen hängt in Pfaffenhofen letztlich an wenigen großen Unternehmen. Aufgrund dieser Entwicklung sehe ich die Neuansiedlung zukunftsfähiger Betriebe für Pfaffenhofen als vital wichtig für die Zukunft unserer Stadt. Pfaffenhofen braucht einige große Arbeitgeber mit guten Tarif-Verträgen und örtlichen Arbeitsplätzen als Alternative für Auspendler.
Aktiv im Klimaschutz
Ich sehe es als unabdingbar an, das 2022 einstimmig verabschiedete Klimaschutz-Konzept 2.0 voranzutreiben. Die drei wichtigsten Handlungsfelder des Konzeptes für das kommende Jahr sind Strom, Wärme und Mobilität.
Um die Klimaneutralität in Pfaffenhofen bis 2035 zu erreichen, ist mehr Stromerzeugung durch erneuerbare Energien notwendig. Außerdem soll durch eine kommunale Wärmeplanung erörtert werden, welche Wärmeversorgung in den verschiedenen Stadt- und Ortsteilen möglich ist. Das Nahmobilitäts-Konzept, die dritte Stellschraube, sieht vor, die Hauptachsen, die in die Stadt hineinführen, auf Tempo 30 zu reduzieren, in den Ortsteilen ein Netz von Fahrradstraßen zu etablieren sowie im Innenstadt-Bereich eine weitere Tempo-Reduzierung vorzunehmen. So soll die Innenstadt nicht autofrei, aber autoärmer werden.
2023 wurde im Rahmen des Klimaschutz-Tages wieder der Klimaschutz-Preis verliehen. Insgesamt 15 Projekte wurden nominiert und vier Preise verliehen. Der Publikums-Preis ging an die Schülerinnen und Schüler der Schüler-Konferenz der Joseph-Maria-Lutz-Schule für ihr Projekt 'Naturnaher Pausenhof'.
Auch im Rahmen der Biodiversitäts-Strategie haben wir im vergangenen Jahr Vieles für die Artenvielfalt getan. Das Jahr 2023 stand im Zeichen der eigenen Garten-Gestaltung, wozu es mehrere 'PAFundDU'-Vorträge gab.
Investition in die Zukunft – Mehr Platz für Kinder
Seit 2009 haben wir insgesamt 25 Millionen Euro in die Kinder-Betreuung investiert. So konnten dringend benötigte neue Betreuungsplätze geschaffen werden. Im Sommer 2023 wurde das Haus für Kinder 'Maria Rast' fertiggestellt, das nun 26 Krippen- und 52 Hortplätze bietet. Demnach ist die Stadt der Betreuungs-Pflicht für schulpflichtige Kinder bis zur vierten Klasse ab 2026 bereits im Jahr 2023 nachgekommen.
Des Weiteren befindet sich der Neubau der Kita 'St. Elisabeth' in Planung. Dort entstehen drei Krippen-Gruppen mit je 13 Kindern, vier Kindergarten-Gruppen mit je 26 Kindern sowie eine Integrations-Gruppe mit 15 Betreuungsplätzen, damit wird die Kita über 14 neue Betreuungsplätze verfügen.
Auch die städtischen Spielplätze werden kontinuierlich erneuert. Derzeit läuft unter Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger die Neugestaltung und Vergrößerung des Abenteuer-Spielplatzes in Niederscheyern. Die Spielplätze in Uttenhofen und Weihern sowie in den neuen Baugebieten in Tegernbach und Affalterbach wurden dieses Jahr erneuert beziehungsweise fertig gestellt.
Wachstum ist Herausforderung, nicht Ziel
In unserer Stadt leben momentan 27 503 Menschen (Stand: Oktober 2023). Das sind knapp 200 mehr als zu Beginn des Jahres. Die Bevölkerung wächst stetig, dem können wir uns nicht komplett verschließen. Allerdings wächst die Stadt weniger stark als der Landkreis. Dennoch ist Wachstum eine Herausforderung, aber kein Ziel Pfaffenhofens. Größter Ortsteil neben dem Stadtgebiet ist Niederscheyern mit 2024 Einwohnern.
Baugebiete und bezahlbarer Wohnraum
Über die städtische Wohnraum-Beschaffungs- und Stadtentwicklungs-Gesellschaft (WBG) fördern wir seit Jahren bezahlbaren Wohnraum. Auf dem Gelände des alten städtischen Krankenhauses an der Spitalstraße werden bis Ende 2025 zentrumsnah 36 barrierefreie Wohnung für Senioren gebaut. In der Ziegelstraße und in Pfaffelleiten befinden sich weitere 35 Wohnungen in Planung oder bereits im Bau.
Im Rahmen des Einheimischen-Modells ist es der Pfaffenhofener Bevölkerung möglich, Grundstücke zu vergünstigten Preisen zu erwerben. In Pfaffelleiten ist die Vergabe von Bauplätzen im Einheimischen-Modell abgeschlossen. Der erste Bauabschnitt im Baugebiet 'Bachappener Feld' in Affalterbach wurde ebenfalls bereits vergeben. Weitere Baugebiete sind in Uttenhofen und Ehrenberg in Planung. Für das Baywa-Areal am Bahnhof beginnt der Bau voraussichtlich im neuen Jahr. Dort sollen 100 Wohnungen entstehen, von denen ein Viertel im Einheimischen-Modell vergeben wird.
Außerdem bieten wir neun Grundstücke im Baugebiet 'Habereckfeld' in Tegernbach zum Verkauf im Einheimischen-Modell an. Die Bewerbung ist noch bis Ende Februar 2024 möglich.
Zehn Jahre Stadtwerke
Von A wie Abschlag bis Z wie Zählerstand: 200 Mitarbeitende der Stadtwerke kümmern sich tagtäglich um ein lebenswertes Pfaffenhofen. Viele der Leistungen werden im Verborgenen erbracht. Deshalb feierten die Stadtwerke mit einem Tag der offenen Tore im Juni ihr zehnjähriges Bestehen, um das Unsichtbare sichtbar zu machen. 2013 wurde das Kommunal-Unternehmen als 100-prozentige Tochter der Stadt Pfaffenhofen gegründet. Seitdem ist viel passiert, und so kümmern sich die Stadtwerke neben den Bereichen Wasser, Abwasser, Friedhof und Parkgarage mittlerweile um den Vertrieb von Ökostrom und Gas, sind für die Bäder zuständig und haben ein umfangreiches Mobilitäts-Angebot ausgebaut – vom Stadtbus, über Car- und Bike-Sharing bis hin zu E-Ladesäulen.
Paradiesspiele und Volksfest begeistern Besucher
Die dritten Pfaffenhofener Paradiesspiele waren ein voller Erfolg. Für die 32 Einzelveranstaltungen, Ausstellungen und Kulturprojekte konnten sich weit über 30 000 Besucher begeistern – das ist ein neuer Rekord. Das Konzept der Paradiesspiele ging auf. Ziel war es, ein Festival für alle zu veranstalten, mit dem Fokus auf der baierischen Sprache sowie dem Begriff Paradies – alles im Sinne von Joseph Maria Lutz, der sich als bayerischer Volksschriftsteller verstand.
Die Freiluft-Aufführung des 'Brandner Kaspar' war das Herzstück der Paradiesspiele. Falco Blome inszenierte erneut das erfolgreichste und bekannteste Lutz'sche Theaterstück. Das Besondere dieses Jahr: Die Inszenierung war als Bürgerbühne konzipiert. Bis auf zwei Profis waren alle Darsteller Laien-Schauspielerinnen und -Schauspieler aus Pfaffenhofen und Umgebung, die sich auf unseren Casting-Aufruf gemeldet haben.
Im September wurde das 73. Volksfest mit einem erhöhten Anteil an Bioprodukten gefeiert. Zwölf Tage lang lockten Fahrgeschäfte, Vergnügungsbuden, Brotzeitstände und drei Festzelte auf das Pfaffenhofener Volksfest.
In 2024 können sich Groß und Klein wieder auf ein abwechslungsreiches Kulturprogramm an Konzerten, Theater und Kabarett im Rahmen des Kultur-Sommers freuen. Außerdem wird im September wieder die fünfte Jahreszeit auf dem Volksfestplatz eingeläutet, wenn es wieder heißt: 'O'zapft is'.
Senioren-Büro feiert Jubiläum
Unser Senioren-Büro feierte Mitte Mai sein 25-jähriges Bestehen mit einem großen Maifest und einem Tag der offenen Tür im Bürgerzentrum Hofberg. Außerdem besuchten ungefähr 150 Teilnehmende beim jährlichen Stadtausflug Neuburg an der Donau und genossen eine Rundfahrt auf dem Brombachsee.
Für die Jugend der Stadt: Die Stadtjugendpflege und das Jugendparlament
Die Stadtjugendpflege hat neben den bekannten Skate- und Dirtpark-Workshops, dem Beatboard-Contest, dem Howa-Jam im Rahmen der Paradiesspiele und dem regulären Betrieb der Jugendzentren Utopia und Atlantis dieses Jahr auch neue Formate ins Leben gerufen. So fanden dieses Jahr zum ersten Mal ein Zukünfte-Labor und ein Gaming-Event statt.
Im Dezember 2022 wählte die Pfaffenhofener Jugend ein neues Jugendparlament für die Jahre 2023/24. Mehr als 900 Jugendliche gaben ihre Stimme ab. Das neue Jugendparlament mit 16 Mitgliedern nahm im Januar seine Arbeit auf und realisierte in 2023 schon zahlreiche Projekte: Es wurde ein Online-Austausch mit dem Jugendparlament in Turrriabla (Costa Rica) durchgeführt, bei dem beide Seiten die Funktionsweise des jeweils anderen Parlaments kennenlernten. Zudem konnten sie sich von der anderen Seite Projektideen holen, die sie selbst gerne in der eigenen Kommune umsetzen würden, um das Leben vor Ort nachhaltiger zu gestalten. Zudem wurde eine 'U18-Wahl' organisiert. Diese ist für alle unter 18 Jahren gedacht, die offiziell wegen ihres Alters noch nicht wählen dürfen. Dadurch wird auch den Jüngeren eine Chance gegeben, ihre politischen Stimmen zu zeigen.
Ausblick auf 2024
Die Stadtverwaltung sieht sich einer schwierigen Haushaltslage durch deutliche Gewerbesteuer-Einbußen ausgesetzt. In 2024 wollen wir bei einer Bürger-Befragung ein Meinungsbild zu wesentlichen Themen einholen. Neben Fragen zur Mobilität, soll hier auch die Haltung der Bürgerinnen und Bürger zu einer weiteren Entwicklung von Gewerbeflächen auf der Basis strikter Nachhaltigkeits-Kriterien abgefragt werden.
Trotz allem haben wir uns für 2024 einiges vorgenommen. So wird unter anderem der Neubau von altersgerechten Wohnungen auf dem Areal des früheren Altenheims 'St. Franziskus' sowie der dringend benötige Neubau der Kita 'St. Elisabeth' starten. Außerdem laufen bereits die Vorbereitungen für den Kultur-Sommer und das Volksfest im September.
Ich wünsche Ihnen und den Menschen, die Ihnen wichtig sind eine schöne, erholsame und friedliche Weihnachtszeit und für das kommende Jahr viel Glück, Erfolg und vor allem Gesundheit.
Herzlich Ihr
Thomas Herker"
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