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Der angeblich wie vom Erdboden verschluckte Zeuge im Verfahren um angebliche Mauscheleien am Ingolstädter Bauamt ist wieder aufgetaucht – Erinnern kann er sich indes an kaum etwas 

(ty) Die gute Nachricht: Der Zeuge, von dem es in der letzten Sitzung im Verfahren um mögliche Mauscheleien beim Ingolstädter Städtischen Bauamt vor dem Amtsgericht hieß, er sei auf ominöse Weise verschwunden und unauffindbar, der lebt. Und war heute auch da, um seine Aussage zu machen. Die schlechte Nachricht: Er kann sich an nichts  beziehungsweise kaum etwas erinnern. Zu Erhellung der Vorwürfe gegen zwei Mitarbeiter des Bauamtes und drei Architekten, die beim Bau des Schulzentrums Südwest bevorzugt worden sein sollen, konnte der jedenfalls nichts beitragen. Und der zweite Zeuge, der beim letzten Mal krankheitsbedingt gefehlt hatte – ein Angestellter des Bauamtes –, gab sich heute ebenso von Erinnerungslücken geplagt. Und war auch gleich mit seinem Anwalt erschienen.

Er konnte oder wollte sich lediglich an ziemlich nebensächliche Dinge erinnern. Nicht einmal die Aussagen, die er selbst vor der Polizei zu Protokoll gegeben hatte, wollten ihm heute nicht mehr einfallen. Lediglich der Satz des Bauamtsleiters, dass es wünschenswert wäre, dass einer der mitangeklagten Architekten den Auftrag bekäme, der sei dem auffallend schüchternen Zeugen noch erinnerlich.

Von mehr als dem „Wunsch“ indes wisse er nichts. Er hatte zusammen mit der Kronzeugin der Staatsanwaltschaft das Ausschreibungsverfahren für das Schulzentrum vorbereitet. Der Kontakt zu ihr sei zurückhaltend bis schlecht gewesen. Und von Andeutungen, dass bei dem Ausschreibungsverfahren etwas nicht mit rechten Dingen zuginge, weiß er auch überhaupt nichts.

Selbst vom Mobbing an seiner Kollegin will er nur per „Flurfunk“ erfahren haben. Mehrfach musste der Zeuge aufgefordert werden, etwas lauter zu sprechen, weil kaum etwas zu verstehen war von dem, was er sagte. Oder besser nicht sagte in seiner erkennbaren Verschüchterung. Immerhin der eigene Name, das Alter und der Beruf waren ihm in Erinnerung geblieben.

Weniger schüchtern, dafür aber ebenso von Erinnerungslücken geplagt gab sich dann der „verschwundene“ Rechtsanwalt, der das Ausschreibungsverfahren damals für eine Anwaltskanzlei begleitet hatte. Da war viel von „üblicherweise“ die Rede in seinen Antworten auf die Fragen des Richter Christian Veh. Und von „daran kann ich mich nicht erinnern“. Lediglich die Behauptung seines Chefs, der ja gegenüber dem Richter telefonisch erklärt hatte, er sei nur am Rande mit dem Fall beschäftigt gewesen, konnte er eine klare Absage erteilen. „Das kann ich so nicht betätigen“, meinte der Zeuge.

„Mit dem Fall will offenbar niemand etwas zu tun haben“, meinte Veh denn auch leicht amüsiert nach einem Verhandlungstag, der wenig Erhellendes zu bieten hatte. Am 29. August steht nun ein neuer Verhandlungstermin an. Dann soll der Inhaber der Kanzlei, der angeblich nur am Rande mit dem Fall beschäftigt war, doch noch als Zeuge geladen werden. 

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