Das Landesamt für Statistik verweist auf die Ergebnisse der jüngsten Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen. Hinzu kommen gestiegene Reise-Preise.
(ty) Nach jüngsten Erkenntnissen des bayerischen Landesamts für Statistik konnte sich zuletzt rund jede siebte Person aus dem Freistaat im Jahr keinen einwöchigen Urlaub außer Haus leisten. Das zeigten die Ergebnisse der Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen. "Besonders stark betroffen sind dabei Alleinlebende und Haushalte von Alleinerziehenden", fasst die Behörde zusammen. "Hier ist es rund jede fünfte alleinlebende Person und sogar jede dritte Person, die in einem Alleinerziehenden-Haushalt lebt, für die eine einwöchige Urlaubsreise nicht bezahlbar ist." Nach der Auswertung der Verbraucher-Preis-Statistik komme hinzu, dass Urlaubs-Reisen in den vergangenen Jahren insgesamt deutlich teurer geworden seien. Nachfolgend die Details.
Am 1. August starten im Freistaat die diesjährigen Sommer-Ferien. Wer es sich leisten kann und will, verbringt den Urlaub gerne auch außer Haus. Die Ergebnisse der Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC) zeigen nach Angaben des Landesamts für Statistik, dass sich im vergangenen Jahr rund 86 Prozent der bayerischen Bevölkerung in der Lage sahen, pro Jahr eine einwöchige Urlaubs-Reise zu finanzieren. "Rund jede siebte Person verbringt also den Urlaub aus finanziellen Gründen zuhause", erklärt die Statistik-Behörde.
"Rund jede fünfte alleinlebende Person (20 Prozent) kann es sich nach eigenen Angaben nicht leisten, im Jahr eine einwöchige Urlaubsreise außer Haus zu unternehmen", heißt es weiter. Noch stärker treffe es Haushalte von Alleinerziehenden. "Bei den Haushalten mit Alleinerziehenden kann sich fast jede dritte Person keine einwöchige Urlaubsreise finanzieren." Rund 2,7 Millionen Personen leben laut offizieller Mitteilung in Bayern alleine und rund 0,6 Millionen Personen leben in Alleinerziehenden-Haushalten.
Im Vergleich zum Bundes-Durchschnitt seien die bayerischen Zahlen etwas geringer, erklärt die Behörde. Im Bundes-Schnitt könnten sich rund 21 Prozent keine einwöchige Reise pro Jahr leisten, während dies bei 14 Prozent der bayerischen Bevölkerung der Fall sei. Auch Alleinerziehende seien im Freistaat seltener betroffen: "Während in Bayern rund 30 Prozent der Personen in Alleinerziehenden-Haushalten eine einwöchige Reise nicht finanzieren können, betrifft dies bundesweit 38 Prozent der Alleinerziehenden und ihre Kinder."
Europaweit leben den Angaben zufolge rund 27 Prozent der Bevölkerung in Haushalten, die sich eine einwöchige Urlaubsreise nicht leisten können. Deutschland und Bayern liegen demnach unter dem Durchschnitt aller Staaten der Europäischen Union (EU). Die europaweit harmonisierte Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC) ist laut Landesamt für Statistik in den Mikrozensus integriert und liefert Daten zur finanziellen Situation der bayerischen Bevölkerung. Ergänzend zeige die bayerische Preis-Statistik, dass Urlaubs-Reisen in den vergangenen Jahren deutlich teurer geworden seien.
Im Vergleich zum Juni vergangenen Jahres seien Pauschal-Reisen ins Ausland um 3,8 Prozent teurer geworden, Kreuzfahrten um 4,5 Prozent. Hingegen seien Pauschal-Reisen im Inland im Vergleich zum Vorjahres-Monat um 8,0 Prozent günstiger geworden. Vergleiche man die Ergebnisse mit der Zeit vor der Corona-Pandemie, zeigten die Auswertungen, dass die Preise für Urlaubs-Reisen zwischen 2019 und heuer insgesamt deutlich gestiegen seien: "So sind auch Pauschal-Reisen im Inland seit 2019 um 26,8 Prozent teurer geworden. Die Preise für Pauschal-Reisen ins Ausland sind im selben Zeitraum um 18,4 Prozent gestiegen."
Auch bei selbstgeplanten Reisen beobachteten die Experten vom Landesamt für Statistik Preiserhöhungen innerhalb der vergangenen fünf Jahre: "Zwar sind die Preise für Übernachtungen im Hotel in Bayern im Vergleich zum Juni 2024 um 4,4 Prozent gesunken. Allerdings zeigt sich ein deutlicher Preisanstieg um 28,2 Prozent im Vergleich zu 2019." Preise für Aufenthalte in Ferienwohnungen und Ferienhäusern in Bayern stiegen mit 32,0 Prozent im Vergleich zum Jahr 2019 um fast ein Drittel. Im Vergleich zum vergangenen Jahr seien die Preise hier nur um vier Prozent gestiegen. Bei internationalen Flügen betrage die Preissteigerung im Vergleich zum Jahr 2019 stolze 55 Prozent, auch wenn im Vergleich zum Vorjahr die Preise um 1,3 Prozent gesunken seien.
Zum Hintergrund:
Bei der Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC) werde abgefragt, ob es sich der Haushalt finanziell leisten könne, mindestens eine Woche pro Jahr Urlaub woanders als zu Hause zu verbringen. Dazu zähle auch Urlaub bei Freunden/Verwandten oder in der eigenen Ferien-Unterkunft. Diese Selbsteinschätzung der Haushalte sei eines der Kriterien zur Messung der materiellen und sozialen Entbehrung (Deprivation). Als Kinder werden Personen unter 18 Jahren definiert sowie 18- bis 24-Jährige, falls sie noch ökonomisch abhängig sind.
Die Erhebung "EU-SILC" ist laut Landesamt für Statistik die amtliche Haupt-Datenquelle für die Messung von Armuts-Gefährdung und Lebensbedingungen in Deutschland und der Europäischen Union. In Deutschland sei die Erhebung seit dem Jahr 2020 als Unterstichprobe in den Mikrozensus integriert. Aufgrund der damit verbundenen umfangreichen methodischen Änderungen sei ein Vergleich der Ergebnisse ab 2020 mit den Vorjahren nicht möglich. Weitere Ergebnisse der Erhebung "EU-SILC" finden sich unter diesem Link.