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"Zweckentfremdung" in bester Lage: Auch der bayerische Handelsverband kritisiert die Pläne von Landrat Martin Wolf (CSU), ein Ladenlokal im Rentamt übergangsweise als Behördenbüros zu nutzen

Von Tobias Zell

Nachdem bekannt geworden ist, dass Landrat Martin Wolf (CSU) ein frei gewordenes Ladenlokal im alten Rentamt von Pfaffenhofen übergangsweise als Büro für das Landratsamt nutzen will, hagelt es Schelte von mehreren Seiten. Sowohl die städtische Wirtschafts- und Servicegesellschaft (WSP) als auch der Verein „Lebendige Innenstadt“ kritisierten die Pläne; SPD-Kreischef Markus Käser sprach gar von einem „Griff ins Klo“ und forderte, der Landrat möge zur Besinnung kommen.

Jetzt gesellt sich auch der bayerische Handelsverband (HBE) zu den Kritikern der Wolf-Idee, die 50 Quadratmeter umfassende Ladenfläche in bester City-Lage zu Büros umzunutzen. Der HBE spricht von einer Zweckentfremdung, die ein „verheerendes Signal“ für den Einzelhandel und die weitere Stadtentwicklung in Pfaffenhofen wäre. Unterzeichnet ist ein entsprechendes Schreiben des HBE an Landrat Wolf, das unserer Zeitung vorliegt, von Alexander Spickenreuther, dem Geschäftsführer des Handelsverbands Bayern, sowie von der Kreisvorsitzenden Nola Bergner.

Die Generalsanierung des Landratsamtes sei unbestreitbar dringend nötig und für eine funktionierende öffentliche Verwaltung wichtig, heißt es in dem Brief.
 „Doch bei allem Verständnis für den dadurch entstandenen Raumbedarf, darf dies nicht dazu führen, dass das Ladenlokal im Rentamt – wenn auch zeitlich befristet – nicht von möglichen Interessenten aus dem Einzelhandel angemietet werden kann.“  Wie berichtet, gibt es mindestens eine Interessentin, die die Räumlichkeiten gerne anmieten würde. Käser berichtet sogar von vier potenziellen Mietern.

Der Handelsverband Bayern als Interessensvertreter des Handels im Freistaat bittet den Landrat in dem Schreiben, diese Pläne noch einmal zu überdenken. „Für den Einzelhandel in Pfaffenhofen und die weitere Stadtentwicklung wäre es ein verheerendes Signal, wenn diese Fläche in 1a-Lage in Büros zweckentfremdet würde“, schreiben Spickenreuther und Bergner. „Wir sind sicher, dass für die von Ihrem Haus – aufgrund einer Sanierung – benötigten Flächen in einer geeigneteren Immobilie gefunden werden können und kein – gerade für den kleinen und mittelständischen Handel – ideales Ladenlokal geopfert werden muss.“ Gerne stünden Spickenreuther und Bergner auch für ein persönliches Gespräch zur Verfügung.

Landratsamt-Sprecher Karl Huber hatte gegenüber unserer Zeitung auf die aktuell „große Unterdeckung“ an Räumen verwiesen und sprach von „massivem Bedarf“, nicht zuletzt wegen der Generalsanierung des Landratsamts, aber auch angesichts der zusätzlichen Aufgaben, die die Behörde zu bewältigen habe – zum Beispiel beim Thema Asyl. Deshalb sei man nach Abwägung zu dem Entschluss gekommen, die besagten Geschäftsräume vorübergehend, zwei bis drei Jahre, selbst zu nutzen. „Für uns sind diese Räume wichtig, weil sie direkt am Landratsamt liegen“, so Huber. Der Landrat selbst bat in einer Nachricht an die Fraktionschefs des Kreistags um Verständnis dafür, „dass wir für einen überschaubaren und vorübergehenden Zeitraum die freigewordenen Räume im Rentamt im Rahmen des Eigenbedarfs in Anspruch nehmen“.

Wenn es nach SPD-Kreischef Käser geht, wird der Fall demnächst ganz offiziell zum Politikum. Denn er will nach eigenen Angaben einen Antrag in den Kreistag einbringen und will damit dafür sorgen, dass das Gremium über den Plan von Wolf abstimmt.

Bisherige Artikel zum Thema:

Käser an Wolf: "Griff ins Klo"

Am Rentamt scheiden sich die Geister 

Auch IGLI kritisiert die Büro-Pläne des Landratsamts

Empörung in bester City-Lage

 


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