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Pfaffenhofens Schulleiter Hubert Ruisinger schlug heute im Kreisausschuss Alarm: Stunden für Deutsch, Sozialkunde und Religion müssen gekürzt werden, Sport fällt aus 

Von Tobias Zell

Eigentlich sollte es heute Nachmittag im Kreisausschuss „nur“ um die Anschaffung von 51 Notebooks für gut 51 000 Euro für die Pfaffenhofener Berufsschule gehen. Doch als Schulleiter Hubert Ruisinger dann das Wort erteilt bekam, schlug er in ganz anderer Sache Alarm. „Stiefmütterlich behandelt“ werde man vom zuständigen Ministerium, was die Planstellen für Lehrkräfte angehe, monierte er. Seinen Worten zufolge sind aktuell gerade einmal 80 Prozent des tatsächlichen Bedarfs gedeckt. Die durch die steigende Schülerzahl entstandene Lücke werde einfach nicht geschlossen, erklärte er den einigermaßen überraschten Kreispolitikern. Aber damit nicht genug.

Diese angespannte Personal-Situation wird laut Ruisinger dadurch verschärft, dass im kommenden Schuljahr fünf spezielle Klassen für junge Asylbewerber gebildet werden sollen, für die die Berufsschule jeweils 17 Lehrerstunden pro Woche aufzubringen habe. Und um das alles unter einen Hut zu bekommen, kündigt Ruisinger an, den Rotstift ansetzen zu müssen – und zwar beim Fachunterricht für die Berufsschüler. Sport falle ganz weg, der Unterricht in Religion, Deutsch und Sozialkunde werde gekürzt.

Ruisinger machte auch keinen Hehl daraus, dass es seiner Einschätzung nach nur noch eine Frage der Zeit sein dürfte, bis aus den Unternehmen, die ihre Azubis in die Berufsschule schicken, die ersten Unmutsbekundungen kommen. Denn bei den Betrieben geht man freilich von einer umfassenden Ausbildung der Lehrlinge in der Berufsschule aus. Und während der Fachunterricht bei den Berufsschülern notgedrungen gekürzt werden müsse, würden die jungen Asylbewerber zu 100 Prozent beschult. Deshalb will Ruisinger in den für junge Flüchtlinge eingerichteten Spezial-Klassen nun offenbar härter Durchgreifen. Sinngemäß erklärte er: Wer den Unterricht nicht ernst nehme oder unzuverlässig ist, der werde ausgeschlossen. 

Max Hechinger, Fraktionschef der Freien Wähler im Kreistag und Kreishandwerksmeister, zeigte sich dankbar für die deutlichen Worte zum Lehrer-Mangel, die allerdings jeden Handwerker „in Mark und Bein“ treffen würden. Wenn wirklich so viele Lehrer fehlen, sei das eine „Bankrott-Erklärung“, betonte Hechinger und mahnte: Der Kreistag müsse dieses Thema aufgreifen und dorthin tragen, wo es zu einer Entscheidung kommen könne. Man dürfe hier nicht zur Tagesordnung übergehen, appellierte er an Landrat Martin Wolf (CSU) und seine Ausschuss-Kollegen. 

Als Gründe für den Lehrer-Mangel nannte Ruisinger vor allem zwei Gründe. Erstens gebe es im Metall- und Elektrobereich zu wenig Bewerber, wie er auf Nachfrage von Jens Machold (CSU) erklärte. Zweitens führte Ruisinger sinngemäß aus, dass die aktuelle Planstellen-Situation auf der Basis von Prognosen erfolgt sei, die sich – zumindest für die Region – als nicht korrekt herausgestellt haben. Denn entgegen der Erwartungen sei die Zahl der Berufsschüler in Oberbayern gestiegen – um drei Prozent. „Damit wurde nicht gerechnet“, sagt Ruisinger. Und offenbart dauert es nun erst einmal, bis die bayerische Regierung auf diese Entwicklung reagieren kann. Die Lücke werde in zwei, drei Jahren vom Ministerium ausgeglichen, hat Ruisinger nach eigenen Angaben in Erfahrung gebracht. „Wir brauchen die Stellen aber jetzt.“ 

Landrat Wolf, der wie das gesamte Gremium doch recht überrascht von Ruisingers Hilfe-Ruf wirkte, war sichtlich bemüht, keine allzu große Aufregung aufkommen zu lassen und am besten möglichst geräuschlos zur Tagesordnung zurückzukehren. Man möge sich noch einmal gesondert zusammensetzen, sagte er bezüglich des Lehrer-Mangels. Ruisinger solle doch dazu ein Positionspapier verfassen und vielleicht könne man ja gezielte Forderungen ableiten. Auch über den Unterricht für die jungen Asylbewerber könne man dann eigens noch einmal sprechen. 

Endlich über Laptops reden? 

Jedenfalls konnte man dann – endlich, so war jedenfalls der zuweilen entstandene Eindruck – über die Laptops reden. Nach Mitteilung der Berufsschule sollen insgesamt 51 Stück gekauft werden.
31 werden neu beschafft, davon sollen 19 in der Kfz-Abteilung und zwölf bei den Kaufleuten verwendet werden. Weitere 20 Notebooks werden als Ersatz für bereits vorhandene Geräte in der Elektro- (15) und in der kaufmännischen Abteilung (fünf) beschafft, weil bei den vorhandenen Programm-Aktualisierungen nicht mehr möglich seien. „Wir müssen die berufliche Bildung mehr stärken“, warb Ruisinger, „dazu gehört auch ein moderner Unterricht.“

Reinhard Heinrich, Fraktionschef der CSU und Bürgermeister von Reichertshausen, stellte klar: Wenn es „von oben her“ schon nicht klappe, dann sollte man zumindest „von unten her“ das Möglichste zur Ausstattung der Berufsschule tun. Damit spielte er auf den Lehrer-Mangel an, den der Freistaat beheben muss. Die Laptop-Beschaffung ist indes Sache „von unten“, also des Landkreises.

Der Kreisausschuss gab jedenfalls einstimmig grünes Licht für den Kauf der 51 Notebooks. Kostenpunkt: 51 200 Euro. Zuvor war noch die Frage aufgetaucht, warum die Schüler nicht ihre eigenen Laptops verwenden können. Die Antwort ist zweiteilig und einleuchtend: Erstens wird für den Unterricht eine spezielle und vor allem lizensierte Software benötigt, die man nicht einfach auf Privat-Computer aufspielen kann. Und zweitens seien dafür besonders leistungsfähige Rechner nötig.

Weiterer Beitrag aus dem Kreisausschuss: Der Kreis Pfaffenhofen wächst um 4400 Quadratmeter


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