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Bei der Zahl der aufgenommenen Flüchtlinge hat Reichertshausen gehörigen Nachholbedarf – der Gemeinderat hat nun  Eckpunkte zum weiteren Vorgehen beschlossen und macht sich auf die Suche nach einem Grundstück für ein Gebäude

(zel) Bei der Aufnahme von Asylbewerbern hat die Gemeinde Reichertshausen noch gehörigen Nachholbedarf. Bekanntlich haben sie die 19 Kommunen im Landkreis Pfaffenhofen im Rahmen einer Art freiwilligen Selbstverpflichtung bereit erklärt, jeweils zwei Prozent ihrer Einwohnerzahl an Flüchtlingen aufzunehmen – und dafür notfalls mit eigenem Geld und auf eigenem Grund Gebäude zu errichten. Zwei Prozent, das bedeutet für Reichertshausen mit seinen rund 4950 Einwohnern die Aufnahme von fast 100 Asylbewerbern. Aktuell sind in der Gemeinde gerade einmal drei unbegleitete minderjährige Flüchtlinge untergebracht. Es gibt also noch viel zu tun. 

Angesichts des anhaltenden großen Zustroms von Asylbewerbern sei man sich freilich auch in Reichertshausen bewusst, dass man – nicht zuletzt im Zuge der von den Landkreis-Kommunen vereinbarten Solidarität – Flüchtlinge aufnehmen solle und werde, betont Bürgermeister Reinhard Heinrich (CSU). Allerdings hätten alle bisherigen Bemühungen zur Akquise von geeignetem Wohnraum keinen durchgreifenden Erfolg gebracht. Trotzdem wolle man aber am Ball bleiben und auch weiterhin versuchen, geeignete leer stehende Immobilien zu finden, heißt es aus dem Rathaus. 

Zugleich aber möchte die Gemeinde versuchen, ein geeignetes Grundstück zu finden, auf dem ein Gebäude errichtet werden kann. „Ich bin total gegen Zelte“, sagte Rathauschef Heinrich im Gespräch mit unserer Zeitung. „Und ich bin sehr zurückhaltend, was die Unterbringung von Asylbewerbern in Containern angeht.“ Ihm schwebt, wenn man schon baulich aktiv werden muss, die Errichtung eines massiven und nachhaltigen Gebäudes vor, das man (später) auch für Sozialwohnungen nutzen könne. Damit schlägt Heinrich dieselbe Richtung ein, wie zum Beispiel sein Vohburger Amtskollege Martin Schmid (SPD). 

Reichertshausens Bürgermeister Reinhard Heinrich, auch CSU-Fraktionschef im Kreistag.

Bei der Auswahl des potenziellen Baugrundstücks will man in Reichertshausen besonders gründlich vorgehen. In der jüngsten Sitzung hat der Gemeinderat einhellig ein Positionspapier zum Thema „Aufnahme/Unterbringung von Asylbewerbern bzw. Schaffung von sozialem Wohnraum“ verabschiedet. In diesem Zusammenhang wurden auch fünf konkrete Kriterien beschlossen, die ein Grundstück erfüllen muss, damit es überhaupt in Frage kommt.

  • „Um eine funktionierende Integration zu erreichen, dürfen die Asylbewerber nicht in einem Ghetto abgeschottet werden“, heißt es in dem Papier. Vielmehr sei die Bereitschaft gefordert, „sie in unserer Gemeinschaft so gut es geht aufzunehmen“. Die Lage des Gebäudes sollte deshalb in Ortsnähe sein.
  • Das oder die Gebäude müssen außerdem in Ortschaften liegen, die eine für die Versorgung und Integration der Flüchtlinge geeignete Infrastruktur aufweisen, wird mit Blick auf Einkaufsmöglichkeiten, Kita, Schule und ÖPNV-Angebot erklärt.
  • Die Gebäude müssten so konzipiert sein, „dass dort auch ein menschenwürdiges Leben möglich ist“. Das betreffe die Größe und Ausstattung der Zimmer ebenso wie etwa die Bereitstellung von Gemeinschafts- und Aufenthaltsräumen.
  • Damit die erforderlichen ehrenamtlichen Helferkreise gebildet werden könnten und dadurch ein sehr wichtiger Bestandteil für eine behutsame Aufnahme und Integration geschaffen werde, sollen in geeigneten Ortschaften beziehungsweise Gemeindeteilen „nur kleine Gruppen mit maximal 30 bis 35 Personen aufgenommen werden“.
  • Der Gemeinde ist – so heißt es abschließend – nicht nur eine angemessene Unterbringung von Asylbewerbern wichtig, sondern sie beabsichtige „darüber hinaus auch die Bereitstellung von Sozialwohnungen, damit finanziell/wirtschaftlich schlechter gestellten Personen/Familien ein finanzierbarer Wohnraum zur Verfügung gestellt werden kann“. Dieses Kriterium soll beim Bau beziehungsweise bei der Nutzung des beabsichtigten Wohnraums berücksichtigt werden. 

Der Gemeinderat hat das Grundsatzpapier mit den genannten Eckpunkten einhellig beschlossen. Auf dieser Basis soll nun in den nächsten Wochen und Monaten versucht werden, den erforderlichen Wohnraum zu akquirieren oder ihn auf einem geeigneten Grundstück selbst – oder durch einen Investor – zu schaffen. Weil man die Umsetzung gemeinsam, sprich: Partei übergreifend, lösen wolle, werde sich mit dem Thema ein Arbeitskreis beschäftigen, der sich aus dem Bürgermeister und dessen beiden Stellvertretern sowie den Vorsitzenden der im Gemeinderat vertretenen Parteien und Gruppierungen zusammensetzt.

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