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Gegner der geplanten Betriebs-Erweiterung in Wolnzach-Eschelbach wurden heute bei Landrat Martin Wolf (CSU) vorstellig – und übergaben Dokumente des Widerstands

(zel) Im Wolnzacher Ortsteil Eschelbach soll der bestehende Geflügelmast-Betrieb von aktuell etwa 50 000 auf rund 145 000 Tiere erweitert werden. Nach Angaben des Bund Naturschutz (BN), der gegen das Vorhaben ist, wäre das die größte Anlage in ganz Bayern. Derzeit läuft am Pfaffenhofener Landratsamt das so genannte immissionsschutzrechtliche Verfahren. Alle Bürger können in diesem Zusammenhang noch bis einschließlich des morgigen Dienstags Einwendungen gegen das umstrittene Projekt erheben – und zwar unabhängig von der persönlichen Betroffenheit. 

Heute hat eine achtköpfige Delegation, bestehend aus Vertretern aus dem Ort, des BN und des Aktions-Bündnisses „Mastanlagen Widerstand“, bei einem Termin mit Landrat Martin Wolf (CSU) noch einmal ein klares Statement gegen das geplante Vorhaben abgegeben und dem Kreischef zudem gut 2500 Einwendungen gegen das umstrittene Vorhaben übergeben. Außerdem haben über 2000 Leute eine Online-Petition gegen die Erweiterung des Hähnchenmast-Betriebs unterzeichnet.

Wolf: Nicht ausweichen, nicht wegducken 

Wolf hatte die Abordnung der Mastanlagen-Gegner in seinem Büro empfangen und nahm sich fast 45 Minuten Zeit. Er wolle mit dieser Geste auch zeigen, dass man keiner Diskussion ausweiche und sich nicht wegducke, sagte er. Zugleich versicherte Wolf, seine Behörde werde die vorgebrachten Einwendungen prüfen und würdigen. Zudem werden die Einwendungen auch Thema bei der öffentlichen Anhörung sein, die im Juni im Rahmen des Genehmigungsverfahrens stattfindet. 

Die Vertreter der BN-Ortsgruppe Wolnzach-Rohrbach betonten, die Einwendungen würden zeigen, dass eine große Menge von Menschen im Landkreis die geplante Erweiterung des Mastbetriebs mit Sorge sehe. Die an Wolf überreichten Sammel-Einwendungen enthielten eine Auswahl von Argumenten gegen das Vorhaben. Der BN selbst will morgen nach eigenen Angaben noch eine ausführliche Einwendung einreichen, die eine Vielzahl von Argumenten umfasse. 

 

Rund 45 Minuten hörte sich Landrat Martin Wolf (rechts) die Sorgen und Argumente an.

Mit dem geplanten Vorhaben in Eschelbach werde vieles verbunden, was sich negativ um die Tierhaltung ranke, sagte Wolf. Unwägbares sorge für Ablehnung. Er versicherte, dass das Landratsamt die vorgebrachten Argumente sorgfältig abwägen werde – baurechtlich, immissionsrechtlich und tierrechtlich. Er stellte aber auch klar: „Wir sind eine Staatsbehörde, die nach geltenden Normen zu entscheiden hat.“ Man habe rein die Genehmigungsfakten abzuprüfen; es handle sich hier um keine politische Entscheidung. Wenn jemandem eine Genehmigung zustehe, dann sei diese auch zu erteilen – andernfalls könne sie eingeklagt werden, betonte Wolf und versprach eine transparente Vorgehensweise.

Christine Janicher-Buska, die Vize-Vorsitzende der Pfaffenhofener BN-Kreisgruppe, zeigte sich überzeugt davon, dass die Leute in Eschelbach und Umgebung das geplante Vorhaben nicht wollen. Die riesige Hähnchenmast-Anlage passt ihrer Meinung nach auch nicht zu den touristischen Ambitionen und zur Werbung der Region. Außerdem befürchtet sie, dass sich im Falle einer erteilten Genehmigung, weitere derartige Großbetriebe im Landkreis ansiedeln – weil der eine oder andere Investor sehe, wie leicht das hier möglich sei. Eine solche Entwicklung wolle man aber nicht, unterstrich Janicher-Buska und forderte: „Da muss sich auch die Politik einbringen.“

"Auf Kosten eines ganzen Dorfs" 

Landrat Wolf zeigte Respekt für das „leidenschaftliche Engagement“ der Mastanlagen-Gegner – er hat aber zugleich Verständnis für die Erweiterungspläne. Es handle sich hier um einen Familienbetrieb, der eine Möglichkeit suche, für eine weitere Generation ein Auskommen zu haben. „Auf Kosten eines ganzen Dorfes“, entgegnete man ihm von Seiten des BN. Wolf wiederum ließ wissen, dass er persönlich die Betriebsform beziehungsweise -größe, die hier entstehen soll, nicht von Haus aus verteufle. Er mahnte sinngemäß an, man müsse auch wissenschaftliche Argumente anerkennen. Und Verbraucher hätten die Möglichkeit, durch ihr Einkaufsverhalten zu reagieren.

Die Vertreter aus Eschelbach lenkten das Augenmerk des Landrats auf das Verkehrsaufkommen, das sich durch die Betriebs-Erweiterung weiter erhöhen werde –es gehe hier um Tausende von Fahrten auf schmalen Straßen. Das sei eine erhebliche Belastung, obwohl es im Ort schon „riesige Probleme“ gebe. Man sorgt sich nun, dass sich Lärm und Geruchsbelastung noch einmal multiplizieren, und verweist darauf, dass knapp die Hälfte der Bewohner im Dorf eine Einwendung vorbringe. An Wolf erging die Einladung, doch einmal vor Ort mit den Leuten zu sprechen: „Sie sollten sich das anhören.“ 

 

Jede Menge Einwendungen wurden gegen die Erweiterung der Hähnchenmast vorgebracht – und zum Teil heute an Landrat Wolf übergeben.

Das Thema Verkehr sei sicher eines, das es besonders zu untersuchen gelte, bestätigte Wolf. Eine Änderung der Verkehrsführung würde er unterstützen, betonte er. Und was die Geruchsbelastung angehe, da gebe es Gutachten. Bestimmte Belastungen in Sachen Lärm und Geruch seien im ländlichen Raum aber hinzunehmen. 

Sorge bereitet dem BN auch die – wie es hieß – noch nicht abschätzbare Gefahr durch multiresistente Keime aus solchen Betrieben, von der das Dorf direkt betroffen sein könnte. Unter Verweis auf eine aktuellen Studie lautete der Appell an Wolf und seine Behörde: Das müsse abgeklärt werden. Der Landrat verwies auf die geltenden Vorschriften und betonte, das Gesundheitsamt werde bei einem solch sensiblen Vorhaben sicher gehört. „Wir müssen uns auf die autorisierten Gutachten und Quellen verlassen.“

Was ist geplant?

Das umstrittene Vorhaben beinhaltet nach Angaben des Landratsamts die Aufgabe einer in der Ortsmitte von Eschelbach bestehenden Stallung für derzeit rund 15 000 Tiere sowie die Errichtung von zwei neuen Ställen im Außenbereich. Dort, wo gebaut werden soll, stehen bereits zwei Stallungen, die im Zuge der Betriebserweiterung saniert werden sollen. Nach der beantragten Vergrößerung der Mast-Anlage ergibt sich laut Kreisbehörde dann ein Tierbestand von insgesamt 144 600 Masthähnchen.  

Derzeit läuft am Landratsamt das so genannte immissionsschutzrechtliche Verfahren. Alle Bürger können in diesem Zusammenhang Einwendungen gegen das Vorhaben erheben – und zwar unabhängig von der persönlichen Betroffenheit. Die Unterlagen lagen dazu, wie berichtet, bereits einen Monat lang zur allgemeinen Einsichtnahme aus. Von 23. Februar bis 22. März konnten sie im Landratsamt und im Wolnzacher Rathaus von jedermann eingesehen werden.

Wie geht's weiter? 

Einwendungen gegen das Vorhaben konnten bereits schriftlich während dieser Auslegungsfrist und können noch bis einschließlich morgen, 5. April, beim Landratsamt oder beim Markt Wolnzach erhoben werden. „Die Einwendungen müssen schriftlich mit Angabe von Name und Anschrift des Einwenders erhoben werden sowie den geltend gemachten Belang und gegebenenfalls das Maß der Beeinträchtigung erkennen lassen“, erklärt dazu das Landratsamt. 

Die Kreisbehörde wird anschließend die rechtzeitig eingegangen Einwendungen mit dem Antragsteller sowie denjenigen, die diese erhoben haben, erörtern. Diese Erörterung findet am 8. Juni ab 9 Uhr im großen Veranstaltungsraum des Deutschen Hopfenmuseums in Wolnzach statt. Sollte eine Fortsetzung des Termins nötig sein, findet diese am Folgetag ab 9 Uhr an selber Stelle statt. Über die Einwendungen wird nach Abschluss des Anhörungsverfahrens vom Landratsamt entschieden. Letztlich wird die Kreisbehörde dann das Vorhaben genehmigen oder nicht. 

Bisherige Beiträge zum Thema:

"Ausbeutung von Tieren, Mensch und Umwelt"

"Das wäre die größte Anlage in Bayern"

Widerstand gegen Hähnchenmast-Erweiterung

Hähnchenmast für 145 000 Tiere in Eschelbach?

Geflügelmast für 145 000 Tiere geplant


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