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Unter ihrem neuem Kreischef Thomas Neudert wollen die Liberalen stärker mitmischen – und offenbar auch einen eigenen Kandidaten in die Landrats-Wahl schicken

Von Tobias Zell 

Thomas Neudert aus Wolnzach will nicht nur für die FDP in den Bundestag einziehen, er führt ab sofort auch den Pfaffenhofener Kreisverband der Liberalen. Der 41-jährige Diplom-Kaufmann wurde gestern Abend im Hotel Hallertau in Wolnzach einstimmig zum neuen Kreisvorsitzenden gewählt und tritt damit die Nachfolge von Thomas Stockmaier an, der bereits angekündigt hatte, nicht mehr zu kandidieren. Zudem wurde signalisiert, dass die FDP offenbar so gut wie sicher mit einem eigenen Bewerber in die im Mai stattfindende Landrats-Wahl geht – ein Name wurde aber noch nicht genannt. 

Neudert ist seit 14 Jahren in diversen Funktionen für den weltweit agierenden Dax-Konzern Munich-Re tätig und lebt mit seiner Familie seit 2007 in Wolnzach. Vor drei Jahren ist er der FDP beigetreten, hatte nach den Kommunalwahlen 2014 den Schriftführer-Posten im Orts- und Kreisverband übernommen. Er ist verheiratet und Vater zweier Kinder, bekennender FC-Ingolstadt-Fan und kickt im AH-Team des BC Uttenhofen. Nun will er offensichtlich seine politischen Aktivitäten intensivieren.

 

Er will nach eigenen Worten intensiv dafür kämpfen, dass die FDP im Landkreis wieder stärker wird und Erfolge feiert. Neudert will die Basis verbreitern, neue Mitglieder akquirieren und die Gründung neuer Ortsverbände anstoßen. Aktuell hat die Partei im Landkreis 36 Mitglieder. „Wir als FDP sind deutlich im Aufwind“, sagte Neudert mit Blick auf die jüngsten Wahlergebnisse in Deutschland. Die FDP sei „die Partei der Vernunft“ sowie ein Gegenpol zu Populismus und Halbwahrheiten. „Wir wollen den Bürgern zuhören und nach Lösungen suchen“, versprach Neudert und wies auch auf die neu gestaltete Homepage des FDP-Kreisverbands hin. 

Seine Partei sieht der 41-Jährige vor großen Herausforderungen, auch auf kommunaler Ebene. Noch einmal bekräftigte er seine kritische Haltung zu Windrädern. Seiner Meinung nach gibt es bessere Gebiete als den Landkreis Pfaffenhofen, um Windkraft zu nutzen. Die Anlagen hier würden sich nur deshalb rentieren, weil sie subventioniert seien und ein niedriges Zins-Niveau herrsche, sagte er sinngemäß.

 

Mit Blick auf die Landrats-Wahl kritisierte Neudert die SPD und die Freien Wähler. Die Sozialdemokraten haben bekanntlich bereits beschlossen, keinen Kandidaten zu nominieren – bei den Freien Wählern hat der Kreisvorstand eine entsprechende Empfehlung abgegeben. Neudert findet das „undemokratisch“. Gerade die größeren Parteien sind seiner Ansicht nach in der Pflicht, einen Bewerber zu stellen. 

Amtsinhaber Martin Wolf (CSU) hat – wie berichtet – angekündigt, im Falle seiner Wiederwahl nur mehr drei Jahre an der Spitze des Landkreises stehen zu wollen. Er führte für diese Entscheidung private Gründe ins Feld und bekam von seinen Parteifreunden volle Unterstützung – wenngleich diese ihn gerne noch weitere sechs Jahre im Amt gesehen hätten, wie CSU-Kreischef Karl Straub & Co. mehrfach betonten. Wolfs anvisierte Amtszeit-Verkürzung auf ausgerechnet drei Jahre kommt nicht von ungefähr: Seit der Amtsenthebung von Landrat Josef Schäch (damals FW, heute FDP) finden im Kreis Pfaffenhofen die Wahlen von Landrat und Kreistag nicht mehr gemeinsam statt. 

Der neue Kreisvorstand: Fabian Röhrich (von links), Petra Thalmeir-Bichler, Thomas Neudert, Josef Postel, Adrian Dunskus. 

Wolf wurde 2011 zum neuen Landrat gewählt, regiert nun bis 2017. Der aktuelle Kreistag wurde im Jahr 2014 und bis 2020 gewählt. Wenn also der nächste Landrat freiwillig seine Amtszeit auf drei Jahre verkürzt, würden ab 2020 die beiden Wahlen wieder parallel stattfinden. Das war eine Forderung von SPD und Grünen, auch die Freien Wähler begrüßen das. Ettenhuber, der designierte Grünen-Kandidat, hat bereits erklärt, im Falle seiner Wahl den Weg für die Zusammenlegung der beiden Urnengänge im Jahr 2020 freimachen zu wollen. 

Neudert hält indes wenig von einer Verkürzung der Amtszeit, wie er darlegte. Zum einen kritisierte er, dass durch die wiederholte Forderung ein „scheinbarer Imperativ“ im Raum stehe, wonach der nächste Landrat nur drei Jahre regieren dürfe. Und das sei „nicht in Ordnung“. Zum anderen unterstrich Neudert, dass seiner Meinung nach ein Kreischef, der gerade mal drei Jahre agiere, kaum Impulse setzen kann. Mutmaßlich deutet sich hier schon an, dass ein FDP-Kandidat für volle sechs Jahre antreten würde.

Aber wer ist denn nun dieser mögliche Kandidat? Darauf gab es auch gestern wieder keine Antwort. „Wir haben jemanden“, sagte Neudert. Derzeit liefen noch interne Besprechungen, anschließend wolle man an die Öffentlichkeit treten. Er freue sich jedenfalls, so Neudert, dass die Liberalen es als kleine Partei bewerkstelligen könnten, einen eigenen Bewerber ins Rennen zu schicken. Die FDP müsse das tun, was die anderen nicht hinkriegten.  Spätestens beim Neujahrs-Empfang der Kreis-FDP am 22. Januar (ab 17 Uhr, Hotel Alea in Pfaffenhofen) wisse man, ob man nun sicher einen Landrats-Kandidaten habe, sagte Josef Postel, der gestern im Amt des stellvertretenden Kreisvorsitzenden bestätigt wurde. 

Der scheidende FDP-Kreischef Thomas Stockmaier war gestern Abend nicht anwesend, Grund ist ein Todesfall in der Familie. Für ihn übernahm Postel die einleitenden Worte. In einem kurzen Blick auf die politische Lage im Landkreis ging er vor allem auf die Ilmtalklinik ein, die angesichts des Millionen-Defizits „immer noch unser Sorgenkind“ sei. Man könne nur hoffen, dass die eingeleiteten Maßnahmen nun greifen, sagte Postel, zeigte sich aber zugleich wenig zuversichtlich. Seiner Meinung nach sieht es nicht nach einer echten Wende aus. Er befürchtet vielmehr „ein langes Trauerspiel“. Eine der zentralen Aufgaben des neuen FDP-Kreisvorstands werde es deshalb sein, „die Ilmtalklinik-Problematik aktiv zu begleiten“.

 

Auch Neudert betonte, dass es mit der Ilmtalklinik nicht optimal laufe. Als weitere Themen, die nach seinem Dafürhalten unter Landrat Wolf nicht richtig beachtet werden, nannte er zum Beispiel den Breitband-Ausbau und den öffentlichen Personennahverkehr. Die FDP könne die nötigen Impulse setzen – aber mit einem Landrat für sechs Jahre. 

Die Wahl des künftigen Kreisvorstands war reine Formsache. Neudert wurde mit zehn von zehn Stimmen zum neuen Frontmann gewählt. Seine beiden Stellvertreter sind Fabian Röhrich, der Chef der Wolnzacher FDP, und Josef Postel, früherer Kreisvorsitzender und zuletzt Stellvertreter. Neuer Schatzmeister ist Adrian Dunskus, Schriftführerin bleibt Petra Thalmeir-Bichler. Zum Vize-Schriftführer wurde Thomas Stockmaier gewählt. Beisitzer im Vorstand sind: Michael Schweiger, Matthias Röhrich, Franz Niedermayr und Laura Bichler. Letztere war an diesem Abend erst offiziell in die Partei aufgenommen worden; sie ist auch in der Nachwuchs-Organisation der Liberalen aktiv. 

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