Bilanzpressekonferenz bei Audi: Nach Sondereinflüssen lag das operative Ergebnis im vergangenen Jahr bei nur noch 3,1 Milliarden Euro
(ty) Audi verjüngt in den kommenden Jahren seine Modellpalette deutlich, setzt auf Elektroautos und will neue digitale Geschäftsfelder erschließen. Das gab Audi-Vorstandschef Rupert Stadler heute auf der Bilanzpressekonferenz bekannt. Im vergangenen Jahr stiegen die Umsatzerlöse des Ingolstädter Autobauers zwar auf 59,3 Milliarden Euro. Die operative Umsatzrendite lag vor Sondereinflüssen aber bei nur noch 8,2 Prozent und damit am unteren Rand der selbst steckten Range zwischen acht und zehn Prozent. Für die Lösung des Diesel-Skandals – heute gab es eine Razzia auch in der Zentrale in Ingolstadt – sowie im Zusammenhang mit Takata-Airbags stellte das Unternehmen insgesamt 1,8 Milliarden Euro zurück. Nach diesen Sondereinflüssen lag das operative Ergebnis bei 3,1 Milliarden Euro, was nur mehr einer Umsatzrendite von 5,1 Prozent entspricht.
„2016 war ein sehr herausforderndes Jahr für unser Unternehmen“, sagte Stadler, „doch wir haben es mit einem robusten Ergebnis aus unserem Kerngeschäft abgeschlossen und wichtige Weichen für die Zukunft gestellt.“ So will Audi bis 2020 drei rein batterie-elektrische Modelle auf den Markt bringen und danach weitere Baureihen elektrifizieren. Im Zuge der Elektro-Offensive hat das Unternehmen in den vergangenen drei Jahren bereits mehr als 6000 Mitarbeiter für den Umgang mit Hochvolt-Technik geschult. Außerdem engagiert sich Audi beim Aufbau der öffentlichen Schnelllade-Infrastruktur.
Auch bei der Technologie für selbstfahrende Autos erhöht Audi als Lead-Entwickler im Volkswagen-Konzern das Tempo. Eine neu gegründete Tochtergesellschaft, die "Autonomous Intelligent Driving GmbH" in München, arbeite – so Stadler – an einem System für fahrerloses Fahren im urbanen Raum. Die Technik soll in den Modellen verschiedener Marken einsetzbar werden und sei zudem ein wichtiger Baustein für künftig denkbare Mobilitätsdienste wie etwa Robotertaxis. Das Unternehmen sei offen für weitere starke Partner aus der Automobil- und IT-Branche.
Gleichzeitig entwickelt Audi assistierte und pilotierte Systeme für weitere Verkehrssituationen weiter, etwa für die Autobahn oder Landstraße. Im neuen Audi A8 werden Kunden erstmals eine Level-3-automatisierte Fahrfunktion in Stausituationen bis 60 km/h einsetzen können.
Im Laufe der kommenden Jahre will Audi sein Modell-Portfolio deutlich verjüngen. Neben der Einführung des A8 kommen heuer auch die neuen Generationen wichtiger Volumenmodelle wie Audi Q5 und A5 sukzessive in die Märkte. Darüber hinaus startet der Q2 in weitere internationale Märkte. Mit der zweiten Generation des A7 stärkt Audi im kommenden Jahr seine Oberklasse. Im selben Jahr erweitert der Q8 die erfolgreiche SUV-Familie. Und für das Jahr 2019 ist als weitere Neuheit der Audi Q4 geplant, ein sportliches SUV.
Im zurückliegenden Geschäftsjahr erhöhte Audi seine weltweiten Auslieferungen um 3,6 Prozent auf die neue Bestmarke von rund 1 868 000 (Vorjahr: 1 803 000) Automobilen. Dabei profitierten die Verkäufe vor allem von der hohen Nachfrage nach den Modellen Q7 und A4. Die Umsatzerlöse des Audi-Konzerns stiegen im gleichen Zeitraum – trotz eines für Audi ungünstigen Währungsumfeldes – lediglich um 1,5 Prozent auf 59 317 Millionen Euro (Vorjahr: 58 420 Millionen).
„Die Qualität unseres laufenden Geschäfts zeigt sich in der operativen Umsatzrendite vor Sondereinflüssen“, sagte heute Axel Strotbek, Vorstand für Finanz und IT. „Hier liegen wir mit 8,2 Prozent trotz herausfordernder Rahmenbedingungen und hoher Vorleistungen in unserem Zielkorridor von acht bis zehn Prozent.“ Im Vorjahr lag der Wert bei 8,8 Prozent. Das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen beträgt 4846 Millionen Euro (Vorjahr: 5134).
Als Sondereinfluss weist der Audi-Konzern die im vergangenen Jahr gebildete Rückstellungen in Höhe von 1632 Millionen Euro (Vorjahr: 228) zur Lösung der Dieselthematik in den USA aus. Hinzu kommen Sondereinflüsse in Höhe von 162 Millionen Euro im Zusammenhang mit möglicherweise fehlerhaften Takata-Airbags. Unter dem Strich beträgt das operative Ergebnis des abgelaufenen Geschäftsjahres 3052 Millionen Euro (Vorjahr: 4836), die operative Umsatzrendite liegt bei 5,1 (Vorjahr: 8,3) Prozent. Vor Steuern erwirtschaftete Audi ein Ergebnis von 3047 Millionen Euro (Vorjahr: 5284 Millionen).
Vorleistungen für die Zukunft finanziert der Audi-Konzern aus eigener Kraft. Im vergangenen Jahr tätigte das Unternehmen Sachinvestitionen in Höhe von 3,4 Milliarden Euro und erzielte gleichzeitig einen deutlich positiven Netto-Cashflow von 2,1 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,6 Milliarden). Die Netto-Liquidität belief sich am 31. Dezember auf 17,2 Milliarden Euro.
Flankierend zu seiner im Sommer verkündeten neuen Unternehmensstrategie hat Audi im vergangenen Jahr das Maßnahmenprogramm „Speed Up!“ gestartet. „Damit erhöhen wir auch 2017 weiter konsequent unsere Prozess- und Kosteneffizienz“, sagt Strotbek, „so sichern wir unsere Renditeziele ab und erwirtschaften die nötigen Mittel für unseren Innovations- und Investitionspfad.“
Im laufenden Jahr will der Audi-Konzern Sachinvestitionen in Höhe von fünf bis 5,5 Prozent der Umsatzerlöse tätigen. Bei der Forschungs- und Entwicklungskostenquote rechnet das Unternehmen mit einem Wert leicht oberhalb seines strategischen Zielkorridors von 6,0 bis 6,5 Prozent. Der Netto-Cashflow soll erneut positiv sein, dürfte wegen der zu erwartenden Zahlungsabflüsse aus der Dieselthematik jedoch deutlich unter dem Vorjahreswert liegen. Bei den Auslieferungen und den Umsatzerlösen rechnet der Audi-Konzern jeweils mit einem leichten Anstieg. Für die operative Umsatzrendite strebt das Unternehmen erneut einen Wert zwischen acht und zehn Prozent an. Für die Kapitalrendite prognostiziert es einen Wert zwischen 15 und 18 Prozent.
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