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Bundestags-Kandidaten im Interview: Robert Weller (Freie Wähler) aus Freising. Das Gespräch zum Nachlesen und Anhören.

(zel) Er ist 33 Jahre alt, kommt aus Freising, ist Polizist und bei der Feuerwehr. Am morgigen Sonntag will er den Sprung in den Bundestag schaffen. Robert Weller ist der Direkt-Kandidat der Freien Wähler im hiesigen Wahlkreis. Er tritt an, weil „unsere Alltags-Themen nicht an der Gemeinde-Grenze Halt machen“. Die Energiewende ist seiner Meinung nach zum Erliegen gekommen. Bei Innerer Sicherheit und Integration sieht er Nachholbedarf. Und „die Menschen sollen Politik wieder verstehen“.

Kommunale Themen seien Schwerpunkte und Stärken der Freien Wähler, sagt Weller im Interview mit pfaffenhofen-today und Radio Ilmwelle. „Wir machen Politik vom Bürger für Bürger.“ Er glaube, dass genau das viele Leute heute vermissen, das zeige sich an Politik-Verdrossenheit und niedrigen Wahlbeteiligungen. „Die Leute kennen die Politiker zum Teil nur vom Fernsehen.“ 

Von einem Scheitern in Zusammenhang mit der Flüchtlings-Krise will er nicht sprechen. Aber in der Abarbeitung – bei der Aufnahme, Erfassung und Integration der Asylbewerber – habe die Bundesregierung das eine oder andere übersehen. „Da gibt es sicherlich Nachholbedarf“, lautet seine Diagnose. Auch damit, aber nicht nur damit zusammen hängt auch Wellers nächster Kritikpunkt: „Die Bundesregierung beschließt etwas und die Kommune muss es ausbaden und letztlich auch finanzieren.“

Hier hören Sie das Interview mit Robert Weller.

„Wir müssen die Flucht-Ursachen bekämpfen“, betont er. Natürlich hätten die Freien Wähler auch Interesse an außenpolitischen Themen. Auslands-Einsätze der Bundeswehr müsse man „im Einzelfall betrachten“, sagt er zum Beispiel mit Blick auf Verpflichtungen im Rahmen der Nato oder vor dem Postulat humanitärer Hilfe.  

Die Entwicklung und die Vorgänge in der Türkei bezeichnet Welle als „erschreckend“. Man könne inzwischen als deutscher Tourist nicht mehr dorthin in den Urlaub fahren, ohne Angst haben zu müssen, festgenommen zu werden und Monate lang im Gefängnis zu sitzen. Er sieht hier vor allem die Europäische Union gefordert, „die Türkei deutlich unter Druck zu setzen und zur Vernunft zu bewegen“. Klar ist für Weller: So wie sich Erdogan verhalte, sei ein EU-Beitritt der Türkei über viele Jahre nicht möglich.  

Mit Menschenverstand, Logik und Vernunft wollen die Freien Wähler die Themen angehen, Populismus sei ihre Sache nicht. „Wir wollen keine Ein-Themen-Partei sein, die mit einem populistischen Thema die Leute wie ein Rattenfänger anzieht“, sagt Weller. Wenn Probleme da sind, wolle man sie lösen. Und so wie man das in den Kommunen tue, könne man das sicher auch im Bundestag. „Die Menschen sollen Politik wieder verstehen“, lautet eine zentrale Botschaft des 33-Jährigen. Als Beispiel nennt er die vielen offenen Fragen in Zusammenhang mit der Griechenland-Krise. 

 

Durchaus deutlich geht er mit der CSU und der SPD ins Gericht. Deren Kandidaten würden jetzt im Wahlkampf den Eindruck vermitteln, als hätten ihre Parteien scheinbar für alles eine Lösung. Dabei seien die Christsozialen und die Sozialdemokraten doch in den vergangenen Jahren selbst in der Regierung gewesen – und jetzt hätten sie plötzlich Lösungen, die sie zuvor nicht hatten. Als Beispiele nennt er den Diesel-Skandal, die Pflege-Politik und die anvisierte Abschaffung des Solidaritäts-Zuschlags. 

„Die CSU ist seit vielen Jahren in der Regierung. Plötzlich hat sie Lösungen, wie man die Polizei noch besser machen kann“, so Weller weiter. Bei der Inneren Sicherheit sieht aber auch er Nachholbedarf. Der Freistaat sei jedoch ein sicheres Bundesland, das könne der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) zu Recht sagen. Allerdings: Bei der Personal- und Sachausstattung der Polizei müsse nachgebessert werden, fordert er.  

Weller will nach eigenen Worten auch weiterhin leidenschaftlich und vehement gegen den Bau einer dritten Start- und Landebahn am Münchner Flughafen einstehen. Die bestehenden Kapazitäten des Airports sieht er längst nicht ausgeschöpft. Außerdem hätten die Freien Wähler ein gesamtbayerisches Flughafen-Konzept im Blick – unter Berücksichtigung von Memmingen, Augsburg und Nürnberg. Außerdem, sagt er, würden durch die dritte Startbahn nicht High-Class-Arbeitsplätze geschaffen werden, sondern zum Teil sehr schlecht bezahlte Niedrig-Lohn-Stellen. 

  

Um mehr E-Autos auf die Straßen zu bringen, gilt es nach Ansicht von Weller auf mehreren Ebenen anzusetzen. Zum einen müsste man ein Umdenken in der Bevölkerung herbeiführen. Zum anderen seien die Hersteller gefragt, die müssten mit ins Boot. Außerdem denkt er an Förderungen oder Erleichterungen. Und nicht zuletzt: Wenn die Bundesregierung die Mobilität bei der Energie-Wende mitnehmen wolle, dann müsse sie auch die Rahmenbedingungen dafür schaffen.  

Apropos Energie-Wende. Die ist nach Wellers Dafürhalten völlig zum Erliegen gekommen. Man wolle raus aus der Atomkraft, schaffe aber dafür aktuell kaum Alternativen, kritisiert er. „Wir bräuchten viel mehr regionalen Strom.“ Von Pumpspeicher-Kraftwerken über Photovoltaik- und Biogas-Anlagen bis hin zur Windkraft inklusive „power to gas“-Technologie. Regionale Strom-Erzeugung hält er für deutlich sinnvoller, als große Windparks im Norden Deutschlands zu errichten und mit den dann nötigen Stromtrassen die Landschaft zu durchschneiden. 

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