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Christian Walzl (37), der Chef der neuen Betreiber-GmbH, berichtet, wie er mit seinem Vater Georg die Traditionsgaststätte wieder auf Vordermann bringen will

Von Tobias Zell

Christian Walzl will das Lokal am Ufer des Ingolstädter Auwaldsees wieder auf Kurs bringen. Nach dem finanziellen Schiffbruch von Maria Stiftl hat er das Ruder in der Traditionsgaststätte übernommen. „Wir glauben an den Laden“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung, weiß aber auch: „Es gilt, viel Vertrauen zurückzugewinnen. Das wird viel Arbeit.“

Bayerisch-traditionell soll es auf jeden Fall weitergehen in dem Lokal, versichert der 37-jährige Walzl, der auch für das „Weissbräuhaus“ in der Ingolstädter Dollstraße verantwortlich zeichnet. Das hat er damals, vor zwei Jahren, auch aus der Insolvenz übernommen. Doch diese sei nun Aufgabe ungleich schwerer. „Ich habe hier am Auwaldsee einen maroden Laden übernommen“, sagt er frei heraus. 

Die zuletzt hinter der Traditionsgaststätte stehende Betreiber-GmbH & Co. KG – Geschäftsführerin war Maria Stiftl – war bekanntlich mehrere Monate mit der Zahlung der Sozialversicherungsbeiträge im Rückstand und auch nicht schnell in der Lage, die Forderungen zu begleichen, weshalb die AOK als Gläubigerin ernst gemacht und die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt hatte. Das Amtsgericht hatte daraufhin am 24. September die vorläufige Insolvenzverwaltung angeordnet und den Münchner Anwalt Maximilian Breitling mit der Aufgabe betraut.

Schon zwei Tage nachdem Breitling übernommen hatte, betonte er gegenüber unserer Zeitung: „Ich sehe mich als Rettungsversucher.“ Das ist ihm nun offensichtlich geglückt. Allerdings hatte sich diese Rettung, wie er bereits vor Wochen durchblicken ließ, nicht ganz einfach gestaltet. Monate lang seien keine vernünftigen Lohnabrechnungen gemacht worden. Es sei schwierig gewesen, sich einen Überblick zu verschaffen. Die Verbindlichkeiten schätzte er zuletzt auf rund eine halbe Million Euro. Maria Stiftl habe Fehler gemacht, sagte er klipp und klar. Das Lokal habe sechsstellige Verluste pro Jahr gemacht; doch sie habe nicht versucht, das Minus durch Umstrukturierungen zu minimieren, sondern den Betrieb im Gegenteil „einfach laufen lassen“. Und auch danach ist wohl nicht alles sauber gelaufen: Zuletzt hatte sie sogar Hausverbot, erteilt von Breitling.

Die Traditionsgaststätte sei im Moment „nur noch ein Schatten ihrer selbst“, sagt der neue Chef Christian Walzl. Er weiß, welche Herausforderung er da annimmt. Novembertage, es ist kalt, neblig und trist. Ausflugswetter sieht anders aus. Die Zeit der Busreisen ist vorbei. „Eigentlich der schlechteste Zeitpunkt, ein solches Lokal zu übernehmen“, sagt er. Und auch die unsichere Zukunft der Gaststätte habe ihre Spuren hinterlassen. „Alle großen Reservierungen sind verlorengegangen“, berichtet Walzl, der für die Übernahme eine eigene, neue Betreibergesellschaft aus der Taufe gehoben hat.

Freilich, er hofft auf neue Reservierungen. „Wir bieten die Lokalität weiter an.“ 250 bis 500 Leute fasst der Saal. Die Technik sei da, um Tanzveranstaltungen, Versammlungen oder Party abzuhalten. Jetzt müssen die Gäste halt wieder kommen.

„An Silvester machen wir auf jeden Fall was“, verspricht Walzl, „aber nicht im Saal“. Eine kleine Band werde da wohl in der Gaststube spielen, ein Menü gibt es oder auf Wunsch auch was von der Karte. Walz muss erst ein Gefühl für seinen neuen Laden bekommen, auch wenn er kein Neuling in der Branche ist.

Mit der Brauerei Herrnbräu, dem Eigentümer des Lokals, hat Walzl nach eigenen Angaben einen Pachtvertrag über fünf Jahre geschlossen. Plus Option auf drei Jahre. „Wir glauben an den Laden“, sagt er noch einmal und denkt schon laut über Starkbierfeste, Kinderfasching und Bustouristen nach. Die Gaststätte am Auwaldsee soll wieder positiv in die Schlagzeilen. Clowns beim Kinderfasching im Frühjahr statt Insolvenzverwalter im Herbst.

Die Zukunft des Traditionslokals ist jedenfalls mit der Übernahme durch Christian Walzl gesichert. Wie Insolvenzverwalter Breitling offiziell erklärt, wurde das Inventar per Vertrag zum 15. November dieses Jahres an die neue Betreibergesellschaft von Christian Walzl verkauft. Über die Höhe der Ablöse wurde Stillschweigen vereinbart. Zeitgleich, ebenfalls am 15. November, schloss Walzl den neuen Pachtvertrag mit Herrnbräu.

„Die Mitarbeiter werden komplett übernommen“, teilte Breitling mit. Zuletzt waren 22 Angestellte dort tätig, ihre Jobs sind damit endgültig gesichert. Breitling hatte immer wieder betont, dass er nicht nur die Rettung des Lokals anstrebe, sondern auch die Übernahme der Mitarbeiter. Das ist ihm gelungen. Doch 22 Angestellte sind es laut Walzl zuletzt gar nicht mehr gewesen. Einige hätten in den zuletzt unsicheren Zeiten von sich aus das Handtuch geworfen. 13 habe Walzl nun letztlich übernommen. „Wir werden noch ein bisschen brauchen, bis wir unser Team finden“, räumt er ein. Im Service und in der Küche soll vieles anders werden, verspricht er. Und mit anders meint er: besser. Im Januar komme zum Beispiel der frühere Küchenchef zurück, der unter Maria Stiftl gegangen war. „Ein absoluter Profi“, lobt Walzl. Weitere neue Leute habe er inzwischen selbst eingestellt. Es herrscht Aufbruchstimmung.

Christian Walzl ist als Chef der neuen Betreibergesellschaft fortan der Kapitän am Auwaldsee. Der Steuermann aber, das ist sein Vater Georg. Er werde es sein, der vor Ort den Betrieb führt, sagt Christian Walzl. Und für den Vater ist das wahrlich kein Neuland. Er habe in seiner Karriere schon etliche Betriebe geführt, betont auch Insolvenzverwalter Breitling.  Zuletzt leitete Georg Walzl 14 Jahre lang das Lokal „Löwe am Markt“ beim Münchner Viktualienmarkt.

Seit der Übernahme durch Christian Walzl läuft der Betrieb in der Gaststätte weiter. „Wir hatten nie geschlossen“, erzählt er. Nur montags, das sei halt Ruhetag. Eine neue Homepage gibt es auch schon. Unter www.auwaldsee-in.de kann man sich informieren. Die bisherige Seite www.auwaldee.com sei ja noch blockiert, berichtet Walzl. Die gehöre nämlich Maria Stiftl privat, und sie habe die Homepage bislang noch nicht freigegeben. Deshalb wirbt die ehemalige Chefin unter dieser Adresse noch immer mit dem Spruch „Ihr Neues Zuhause in familiärer Atmosphäre“ und schreibt: „Liabe Gäst, Grias God, 
i gfrei mi narrisch auf Eich.“

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