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Er kritisierte die bunte Koalition als "herablassend und selbstherrlich", benannte seine politischen Ziele und gab ein großes Versprechen.

(zel) Christian Moser soll für die Pfaffenhofener CSU den Bürgermeister-Posten zurückerobern. Der 29-jährige Jurist, der auch Vorsitzender der Christsozialen in der Kreisstadt ist, wurde am Donnerstagabend offiziell zum Kandidaten nominiert. Moser erhielt 59 von 59 Stimmen. Er kann also mit voller Unterstützung seiner Parteifreunde in den Wahlkampf ziehen, um den seit 2008 regierenden Thomas Herker (SPD) aus dem Amt zu drängen. Moser ging mit der bunten Stadtrats-Koalition ins Gericht, kritisierte auch deren Stil. Zugleich stellte er konkrete Punkte seines Programms vor. 

Moser hatte sich, wie berichtet, nach eigenem Bekunden wegen der Ende November für ihn anstehenden schriftlichen Staatsexamen-Prüfungen zunächst Bedenkzeit erbeten. "Eine Kandidatur kam ursprünglich für mich wegen meines Examens nicht in Frage, auch wenn ich in den letzten Jahren als Ortsvorsitzender sehr viel Spaß daran hatte, Dinge für die Stadt Pfaffenhofen voranzubringen", hatte er Mitte vergangenen Monats erklärt.

Die Christsozialen hatten sich nach den Worten von Moser bei der Frage nach dem Bürgermeister-Kandidaten zunächst auf den Fraktions-Sprecher im hiesigen Stadtrat, Martin Rohrmann, konzentriert. Der soll aber bekanntlich für die CSU als Landrats-Kandidat antreten – am vergangenen Wochenende wurde er in Scheyern mit überwältigender Mehrheit der Delegierten aufs Schild gehoben. Vor diesem Hintergrund habe man sich im Pfaffenhofener CSU-Ortsverband "neu sortieren müssen", hatte Moser eingeräumt.

Martin Rohrmann (Mitte) wurde am Wochenende zum Landrats-Kandidaten der CSU nominiert, er soll die Nachfolge von Parteifreund Martin Wolf (rechts) antreten. Links: Rohrmanns Ehefrau Claudia.

Offiziell vorgeschlagen wurde Moser am Donnerstagabend bei der Nominierungs-Versammlung im Hotel "Alea" von Bezirksrat Fabian Flössler. Einen weiteren internen Bewerber gab es nicht. Flössler betonte, dass sich der CSU-Ortsvorstand klar für Moser ausgesprochen habe. Moser sei jung und intellektuell, bodenständig und bayerisch. Allerdings räumte Flössler ein, dass das Image der Stadtrats-Koalition von SPD, Freien Wählern, Grünen und ÖDP "nicht so schlecht sei" – was allerdings vor allem aus den Jahren 2008 bis 2014 rühre.

Unterm Strich attestierte Flössler dem bunten Bündnis eine "brisante Ankündigungs-Politik" und "mehr Schein als Sein". Es sei versäumt worden, für gutes Klima in der Stadt zu sorgen. Wer die Meinung der bunten Koalition nicht teile, werde als Gegner betrachtet – das führe zur Spaltung. Stadtpolitik sollte aber nach Dafürhalten von Flössler "nicht ideologie-getrieben sein". Man brauche einen "vereinenden" Bürgermeister. Moser traut er jedenfalls zu, diesen Posten erobern und ausfüllen zu können.

Moser proklamierte zu Beginn seiner 50-minütigen Bewerbungs-Rede, dass Herker zunächst gegen die kleine Landesgartenschau in Pfaffenhofen gewesen sei und dass man sie der CSU zu verdanken gehabt habe. Nach dem Gewinn des Livcom-Awards 2011 und des Nachhaltigkeits-Preises 2013 seien Herker und die bunte Koalition "süchtig nach Superlativen" geworden. "Die Jagd nach neuen Rekorden und Auszeichnungen war eröffnet." Die von Herker & Co. anvisierten "Prestige-Projekte" waren laut Moser "gut zum Herzeigen", doch viele Bürger seien dabei vergessen oder überfahren worden.

Im Zusammenhang mit dem geplanten Windpark habe Herker gedroht, so Moser. Beim Hallenbad-Neubau sei auf Druck hin "abgerüstet" worden. Und nachdem die CSU zahlreiche Unterschriften gegen die von der bunten Koalition geplante Sperrung der Hauptplatz-Durchfahrt gesammelt habe, sei Herker "eingeknickt, weil er den Entscheid der Bürger gescheut" habe. Vieles, was das bunte Stadtrats-Bündnis mache oder wolle, sei "wenig bis gar nicht zielführend", befand Moser, werde aber als alternativlos dargestellt. Er unterstellte zudem "Schaufenster-Politik".

Der Ton der bunten Koalition sei "immer herablassender und selbstherrlicher geworden" über die Jahre. Ein hiesiger Unternehmer, berichtete Moser, habe erklärt, dass er wirtschaftliche Nachteile befürchte, wenn er auf der CSU-Liste kandidieren würde. Moser sagte aber auch: Nur auf den Stil von Herker und der bunten Koalition zu schimpfen, das reiche nicht. "Damit gewinnt man keine Wahl. Wir wollen eine echte Alternative sein."

Einige Ortsteile dürften wachsen, andere nicht. "Planwirtschaft von oben herab" sei das, monierte Moser. Jeder Ortsteil sollte seiner Ansicht nach organisch wachsen dürfen. Er versprach einen "Dorf-Check" und regte an, die Kommune sollte Grundstücke in den Ortsteilen erwerben. Außerdem solle man ein Förderprogramm für Nachgeborene nutzen. Moser versprach ferner ein "Sofort-Programm für Ortsstraßen" – man reiße und baue 50 Mal den Hauptplatz um, während man viele marode Straßen habe. Die Rolle der Ortssprecher will Moser aufwerten, zum Beispiel durch mehr Rechte und einen eigenen Ausschuss.

Das Ehrenamt müsse mehr gewürdigt werden, sagte Moser. Auf Idee von CSU-Stadträtin Barbara Breher hin wolle man ein Ehrenamtsjahr starten. Den Pfaffenhofener Kultursommer solle man nicht nur fortführen, sondern stärken. Bei der Stadtverwaltung solle ein Vereins-Manager etwa Ansprechpartner für Zuschuss-Fragen sein. Das Haus der Begegnung am Hauptplatz sei "schon lange kein Haus der Begegnung mehr", kritisierte Moser: Er warb für eine Sanierung sowie ein neues Nutzungs-Konzept als echtes Kulturhaus.

Bei der Schaffung von Wohnraum dürfe es "keine Denkverbote" geben. Moser warb grundsätzlich für mehr geförderten Wohnbau – jeder Euro sei da gut investiert. Das Einheimischen-Modell möge man konsequent fortsetzen und weiter entwickeln. Das Modell eines Mietkaufs ist seiner Ansicht nach einen Versuch wert. Moser warb für das von seinem Ortsverband bereits vorgeschlagene Pacht-Modell für Solar-Anlagen, er will außerdem den Wochenmarkt stärken und die Kreisstadt zur "Green City" machen.

Applaus für Moser nach dessen einstimmiger Nominierung zum Bürgermeister-Kandidaten.

"Das Thema Parkplätze darf man nicht so runterbürsten", befand Moser. Er sprach sich dafür aus, die Zahl der Stellplätze in der Innenstadt nicht weiter zu reduzieren, bevor die nötigen Rahmenbedingungen geschaffen seien. Und er stellte unmissverständlich klar, dass es mit den Christsozialen keine Sperrung der Hauptplatz-Durchfahrt für den motorisierten Verkehr geben werde.

Den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) will Moser ausbauen und verbessern. Er erinnerte daran, dass das Fahren mit dem Stadtbus auf Antrag der CSU-Fraktion hin kostenlos geworden sei. "Anreize und Angebote statt Verbote und Sperren" sei sein Motto, unterstrich Moser in diesem Zusammenhang.

"Wir haben den hässlichsten Bahnhof in Oberbayern", schimpfte der 29-Jährige. Er wisse freilich, dass die Zuständigkeit hier nicht bei der Stadt liege. Doch man müsse da Druck machen, der Bahnhof müsse endlich auf Vordermann gebracht werden. Außerdem brauche man ausreichend Parkplätze, um es den Pendlern so einfach wie möglich zu machen.

"Ich will ein Schüler-Forschungs-Zentrum", bekräftigte Moser. Zu diesem Thema kündigte er zugleich eine eigene Veranstaltung an. Das Bemühen um die Wirtschaft habe bei der bunten Koalition bislang keine Rolle gespielt, sagte er sinngemäß. Er verwies auf die jüngste IHK-Umfrage (Jeder vierte Betrieb in der Region plant Personal-Abbau), die die Alarm-Glocken schrillen lasse, und warb für eine Pfaffenhofener Ansiedlungs-Strategie. Diesbezüglich passiere, auch was die städtische Wirtschafts- und Service-Gesellschaft (WSP) angehe, "viel zu wenig".

Als Mega-Thema der Zukunft, das man massiv angehen müsse, sieht Moser den Bereich der Pflege. Ihm schwebt ein Pflege-Übungs-Zentrum in Pfaffenhofen vor. Man brauche mehr Tagespflege, Demenz-Wohngemeinschaften und Senioren-Wohnungen auch in den Ortsteilen. "Vielschichtiger denken" müsse man hier.

Am Ende seiner Rede gab Moser unter dem Applaus seiner Parteifreunde ein großes Versprechen ab: "Ich möchte niemals jemanden wegschicken mit der Angabe: Ich bin da nicht zuständig." Und: "Ich möchte den Bürgern auf Augenhöhe begegnen." Er kündigte einen "Weg der Mitte" an, auf dem er "alle mitnehmen" wolle. Zunächst einmal müsste er allerdings Amtsinhaber Thomas Herker vom Thron stoßen. Und das wird, sagt Moser selbst, "ein Kampf David gegen Goliath".

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