Fünf Abgeordnete vertreten künftig die hiesigen Interessen in Berlin: Erich Irlstorfer (CSU), Andreas Mehltretter (SPD), Leon Eckert (Grüne), Johannes Huber (AfD) und Dieter Janecek (Grüne).
(zel) Nach der Bundestagswahl vom vergangenen Sonntag wird intensiv und kontrovers auch über die Fragen nach etwaigen Gewinnern und Verlierern diskutiert. Einiges lässt sich dabei durchaus an Zahlen festmachen, manches ist hingegen subjektiv. Klar scheint aber zu sein: Der Landkreis Pfaffenhofen gehört zu den Siegern. Denn er wird künftig von insgesamt fünf Abgeordneten im deutschen Bundestag vertreten. Neben Erich Irlstorfer (CSU), der das Direkt-Mandat im hiesigen Wahlkreis verteidigt hat, zogen drei seiner Konkurrenten über die jeweilige Landesliste ihrer Partei ins Parlament ein: Andreas Mehltretter (SPD), Leon Eckert (Grüne) und Johannes Huber (AfD). Hinzu kommt Dieter Janecek (Grüne), dessen Wahlkreis zwar in München liegt, der aber in der Gemeinde Wolnzach wohnt.
Der hiesige Bundestags-Wahlkreis 214 umfasst neben den gesamten Landkreisen Pfaffenhofen und Freising auch die Stadt Schrobenhausen sowie die Gemeinden Aresing, Berg im Gau, Brunnen, Gachenbach, Langenmosen und Waidhofen aus dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Insgesamt 13 Männer und Frauen waren hier ins Rennen um das Direkt-Mandat gegangen. Doch am Ende konnte niemand von ihnen dem CSU-Bewerber Erich Irlstorfer auch nur annähernd gefährlich werden. Der Gesundheits- und Pflege-Politiker aus dem Landkreis Freising konnte nach dem vorläufigen Endergebnis 36,2 Prozent der Stimmen auf sich vereinen und ließ damit alle Konkurrenten deutlich hinter sich.
Erich Irlstorfer.
Das Ergebnis, das Irlstorfer eingefahren hat, bedeutet im Vergleich zu seinem Ergebnis bei der Bundestagswahl im Jahr 2017 von knapp 43 Prozent zwar ein deutliches Minus. Allerdings schnitt er immer noch ein gutes Stück besser ab, als seine Partei, die im hiesigen Wahlkreis bei den Zweitstimmen gerade mal auf 32,6 Prozent kam. Irlstorfer verteidigte jedenfalls das im Jahr 2013 erstmals errungene Direkt-Mandat nach 2017 erneut. Wie er selbst sein Ergebnis bewertet? Die Bitte um ein Statement, die unsere Redaktion seinem Büro am gestrigen Montag übermittelt hatte, war bislang nicht erfolgreich: Der angekündigte Rückruf des Abgeordneten kam (Stand: Dienstag, 22.35 Uhr) bis dato nicht.
Nicht in seiner Rolle als erneuter Direkt-Kandidat vom jüngsten Aufschwung der Sozialdemokraten profitieren konnte der hiesige SPD-Bewerber Andreas Mehltretter aus Freising. Er musste sich am Sonntag – bei seinem zweiten Anlauf nach 2017 – laut dem vorläufigen Endergebnis mit 13,5 von Hundert begnügen – das entspricht prozentual seinem Ergebnis von vor vier Jahren. Bei den Zweitstimmen fuhr die SPD diesmal im Wahlkreis 15,1 Prozent ein; immerhin ein Plus von 2,7 Prozentpunkten. Doch das bundesweit Aufsehen erregende gute Abschneiden der Sozialdemokraten verhalf Mehltretter – in Verbindung mit seinem Platz 15 auf der bayerischen SPD-Landesliste – zum Einzug in den Bundestag.
Andreas Mehltretter.
Aus seiner Sicht gab es also am Wahlsonntag gleich mehrere Gründe zum Feiern: "Die SPD stellt die mit Abstand stärkste Bundestags-Fraktion, somit hat Olaf Scholz klar den Auftrag zur Regierungsbildung bekommen. Auch die SPD im Wahlkreis konnte erfreulicherweise ihr Ergebnis verbessern", so Mehltretter gegenüber unserer Zeitung. Und: "Ich freue mich sehr, dass ich tatsächlich dem nächsten Bundestag angehören darf." Er werde sich mit voller Kraft "für eine soziale, digitale und klimaneutrale Zukunft" einsetzen. "Nach langer Zeit hat damit auch unser Wahlkreis wieder einen sozialdemokratischen Abgeordneten, der sich in Berlin um die Belange der Region – etwa eine gute Gesundheits-Versorgung auch auf dem Land und gute Jobs in einer nachhaltigen Wirtschaft – kümmert."
Der 34-jährige AfD-Abgeordnete Johannes Huber aus dem Landkreis Freising trat ebenfalls zum zweiten Mal als Bundestags-Direkt-Kandidat im hiesigen Wahlkreis an: Er kam diesmal auf 9,4 Prozent und musste sich mit einem Minus von 3,2 Prozentpunkten abfinden. Bei den Zweitstimmen wurde die "Alternative für Deutschland" im hiesigen Wahlkreis um 4,5 Prozentpunkte gestutzt und kam auf nunmehr 9,1 Prozent. Bereits vor vier Jahren hatte der aus Nandlstadt stammende Huber zwar als Direkt-Kandidat gegen Irlstorfer zwar keine Chance, aber über die bayerische AfD-Landesliste (damals Platz 13, diesmal Platz sechs) den Einzug in den Bundestag geschafft. So kam es auch diesmal.
Johannes Huber.
Er freue sich sehr über das Vertrauen der eigenen Partei und der Bürger, erklärte er gestern auf Anfrage unserer Redaktion. Vor vier Jahren habe die AfD im hiesigen Wahlkreis mehr Zweit- als Erststimmen erhalten, diesmal sei es umgekehrt. Dieses Ergebnis bewertet Huber im Gespräch mit unserer Zeitung, trotz der Stimmen-Verluste, als "Anerkennung" für seine Arbeit, die er unter anderem im Familien-Ausschuss und in der Kinder-Kommission geleistet habe – "für Entlastung der Familien und für Rechte der Kinder, vor allem in der Lock-Down-Krise", wie er betont.
Leon Eckert aus Eching, der für die Grünen in den Wettbewerb um das hiesige Direkt-Mandat gegangen war, kam auf 12,5 Prozent der Stimmen. Das sind 3,1 Prozentpunkte mehr, als Kerstin Schnapp aus Pfaffenhofen im Jahr 2017 geholt hatte. Bei den Zweitstimmen ging es im Wahlkreis für die Grünen um 3,8 Punkte nach oben – auf jetzt 13,5 Prozent. Den Sprung in den Bundestag darf Eckert feiern, weil er auf der Landes-Liste seiner Partei auf Rang 18 positioniert worden war. "Mit meinem Einzug über die Landesliste bekommt unser Wahlkreis und die ganze Republik jemanden mit kommunal-politischer Verwurzelung und dem Schwung, den es jetzt braucht, um Veränderungen von oben bis unten anzugehen", erklärte er gegenüber unserer Zeitung.
Leon Eckert.
Eckert ist Dritter Bürgermeister in der Gemeinde Eching, Mitglied des Freisinger Kreistags und arbeitet als Kommunal-Referent für "Gribs" – das ist ein Zusammenschluss von grünen und grünen-nahen Kommunalpolitikern in Bayern. "Wir Grünen im Wahlkreis haben trotz Gegenwinds und zum Teil schwieriger Bedingungen einen engagierten Wahlkampf geführt", bilanziert Eckert die regionale Entwicklung. "Wir haben drei neue Ortsverbände gegründet und signifikant Mitglieder gewonnen. Das zeigt: Die Grünen kommen in die Fläche, auch in unserem Wahlkreis." Er freut sich darüber, dass die Grünen auf Bundes-Ebene so gut abgeschnitten haben, wie nie zuvor. "Aber für Veränderung und Klimaschutz kann es nie genug Stimmen geben.
An Dramatik kaum zu überbieten war der Kampf um eines der Direkt-Mandate in der Landeshauptstadt, aus dem Dieter Janecek am Sonntagabend als so genannter Erstunterlegener hervorging. Der in der Gemeinde Wolnzach lebende Grünen-Abgeordnete trat wieder im Bundestags-Wahlkreis München-West/Mitte an – und hätte um ein Haar eine Sensation geschafft: Janecek holte nach dem vorläufigen Endergebnis 53 156 Erststimmen und kam so auf 26,9 Prozent, während der CSU-Bewerber Stephan Nikolaus Pilsinger 53 302 Erststimmen beziehungsweise 27,0 Prozent erhielt und gewann. Bei den Zweitstimmen kamen die Grünen in diesem Wahlkreis auf bemerkenswerte 27,5 Prozent, die Christsozialen auf magere 23,0 Prozent.
Dieter Janecek.
"So denkbar knapp das Direkt-Mandat zu verpassen, ist natürlich bitter", kommentierte Janecek gegenüber unserer Zeitung. Auf der anderen Seite zeigt er sich aber auch stolz über das Vertrauen von mehr als 53 000 Wählerinnen und Wählern sowie das beste Zweitstimmen-Ergebnis in Bayern. Über Platz vier der Grünen-Landesliste zog er nun erneut in den deutschen Bundestag ein. Jetzt geht es seinen Worten darum, in Berlin das Beste aus dem Bundestagswahl-Ergebnis seiner Partei zu machen. "Schwierige Verhandlungen stehen an", prophezeit er.
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