"Das Rissbild und die Nutzungsmuster sprechen für einen großen Beutegreifer", heißt es vom Landesamt für Umwelt. Genetische Analyse soll Klarheit bringen.
(ty) Vier tote und weitere schwer verletzte Schafe, die vor wenigen Tagen im Landkreis Eichstätt aufgefunden worden sind, lassen den nicht unbegründeten Verdacht aufkommen, dass ein Wolf dafür verantwortlich ist. Eine genetische Analyse soll jedenfalls Klarheit bringen, heißt es aus dem bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU). In einem Aspekt legt sich die Behörde bereits fest: "Das Rissbild und die Nutzungsmuster sprechen für einen großen Beutegreifer." Zu den so genannten großen Beutegreifern zählen im Freistaat Wolf, Bär und Luchs, erklärt das bayerische Umwelt-Ministerium auf seiner Internet-Seite zu diesem Thema.
Das Landesamt für Umwelt gab in einer am Freitag veröffentlichten Presse-Mitteilung bekannt: "Am 25. Oktober 2022 wurden im Landkreis Eichstätt vier Schafe tot aufgefunden, drei weitere verendeten anschließend oder wurden euthanasiert." Ein Mitglied vom "Netzwerk Große Beutegreifer" habe die Situation vor Ort begutachtet und auch genetische Proben genommen, so das LfU. Weiter heißt es: "Das Rissbild und die Nutzungsmuster sprechen für einen großen Beutegreifer. Die abschließenden Erkenntnisse über den Verursacher werden von der Analyse der genetischen Spuren am nationalen Referenz-Labor erwartet." Behörden, Interessen-Verbände und Vertreter von Nutztier-Haltern seien über den Vorfall informiert worden.
Schäden, die Nutztier-Haltern durch Wolfs-Risse entstehen, werden laut LfU gemäß der "Ausgleich-Regelung Große Beutegreifer" durch den Freistaat Bayern ausgeglichen. Im offiziellen Wolfs-Monitoring des bayerischen Landesamts für Umwelt wird der aktuelle Fall aus dem Landkreis Eichstätt bereits als so genannter C2-Nachweis geführt. Demnach handelt es sich hier um einen "bestätigten Hinweis" auf einen Wolf. Als C2-Nachweis gelten laut LfU "durch eine erfahrene Person bestätigte Ereignisse wie Riss oder Spur". Als C1-Nachweise gelten "hard facts" wie Lebendfang, Totfund, genetischer Nachweis, Bildmaterial oder Telemetrie-Ortung. Bei C3 handelt es sich dagegen um "nicht bestätigte Hinweise" – zum Beispiel um Ereignisse, die nicht überprüft wurden oder in der Regel nicht überprüfbar sind.
Wie berichtet, hatte sich erst kürzlich die Anwesenheit von Wölfen in der Region bestätigt. Am 29. August gelang im Kreis Neuburg-Schrobenhausen das Foto eines Wolfs, wie der Monitoring-Dokumentation des LfU zu entnehmen ist. Rund zwei Monate zuvor, am 26. Juni, waren im Kreis Eichstätt in zwei Fällen sicher Wolf-Exkremente gefunden worden. Deren genetische Analyse zeigte, dass es sich zumindest in einem Fall um die Hinterlassenschaft eines weiblichen Tiers handelte. Für eine Individualisierung sei die Proben-Qualität jedoch nicht ausreichend gewesen, so das LfU – lediglich die Herkunft wurde als aus der zentraleuropäischen Population angegeben. In allen drei Fällen handelte es sich aber um C1-Nachweise. Es ist also gesichert, dass es sich hier eindeutig um Wölfe handelte. Lesen Sie dazu: Drei weitere gesicherte Nachweise für Wölfe in unserer Region
Das LfU weist auf seiner Internet-Präsenz unter der Rubrik "Wildtier-Management große Beutegreifer" darauf hin, dass der Wolf die für ihn am leichtesten zugängliche Nahrung nutzt, und führt dazu weiter aus: "Deshalb gilt es, vor allem Schafe und Ziegen auf extensiv genutzten Flächen zu schützen." Als konkrete Schutz-Maßnahmen werden von der Behörde Zäunung, Behirtung und der Einsatz von Herdenschutz-Hunden genannt. Das Landesamt für Umwelt (LfU) und die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) entwickeln und erproben nach eigenem Bekunden gemeinsam entsprechende Maßnahmen. Zur Unterstützung der Weidetier-Halter sei die "Förder-Richtlinie Investition Herdenschutz Wolf" entwickelt worden. Spezielle Informationen für Nutztier-Besitzer bietet die Behörde auch in einem Faltblatt.
Bei einem Verdacht auf einen Riss durch einen Wolf rät die Behörde dazu, sich unverzüglich an das LfU ("Hinweise melden") zu wenden. Das Landesamt für Umwelt erklärt auch: "Auf der Suche nach einem geeigneten Territorium können gerade junge Rüden sehr weite Strecken wandern und so jederzeit überall in Bayern auftauchen. Findet sich ein geeignetes Territorium so kann sich eine Wolf dauerhaft ansiedeln." Im Monitoring-Jahr 2019/20 waren nach offiziellen LfU-Angaben in Sachen Wolf 128 Rudel, 35 Paare und zehn territoriale Einzeltiere in Deutschland nachgewiesen worden.
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