Nach dem Goldschatz-Klau öffnet das Haus am Dienstag wieder für Besucher. Die Dauer-Ausstellung bleibt aber noch geschlossen. Vortrag am Mittwochabend.
(ty) Nach dem filmreifen Einbruch in das Kelten-Römer-Museum von Manching, bei dem in der Nacht zum 22. November bislang unbekannte Täter den keltischen Goldschatz geklaut hatten, der seither verschwunden ist, öffnet die Einrichtung am kommenden Dienstag, 13. Dezember, wieder für den Publikums-Verkehr. Zumindest teilweise. "Die vom Diebstahl betroffene Dauer-Ausstellung bleibt zwar vorerst geschlossen", heißt es aus dem Museum, doch die Sonder-Ausstellung "Im Dienste Roms – Legionen und Hilfstruppen" sei wieder zugänglich. Außerdem finde am Mittwochabend, 14. Dezember, ein Vortrag zum spätantiken Ephesos statt.
"Nach dem herben Schlag freuen wir uns sehr, zumindest die aktuelle Sonder-Ausstellung am Dienstag wieder öffnen zu können", teilt Museums-Leiter Tobias Esch mit. Dies sei in Abstimmung zwischen dem Kelten-Römer-Museum, dessen Trägern, der Archäologischen Staatssammlung und nicht zuletzt dem Leihgeber "Mules of Marius" entschieden worden, dem Esch ausdrücklich für dessen Unterstützung und Vertrauen dankt.
Die Dauer-Ausstellung mit archäologischen Funden aus der Keltenstadt von Manching und dem Römer-Kastell von Oberstimm müsse dagegen vorerst noch geschlossen bleiben. "Einbruch und Diebstahl haben uns schwer getroffen", klagt Esch. Mit dem Goldschatz, der 483 Münzen und einen Gusskuchen aus der Zeit um 100 vor Christus umfasst, fehle ein zentrales Objekt in der Kelten-Abteilung, dessen Verlust auch für die wissenschaftliche Forschung äußerst schmerzvoll sei und eine tiefe Lücke in den Bestand des bayerischen Kulturguts reiße.
Der erbeutete Goldschatz.
Das Museum war in jener Nacht zum 22. November seiner wertvollsten Artefakte beraubt worden. Unbekannte drangen in das Gebäude ein, brachen die Vitrine auf, in der sich der größte keltische Goldfund des 20. Jahrhunderts befand. Sie schnappten sich diesen Schatz sowie aus einer weiteren Vitrine noch drei Münzen und verschwanden mitsamt der Beute von Millionenwert. Gedauert hat der filmreife Einbruch gerade einmal neun Minuten.
Die Alarm-Anlage des Museums löste laut Angaben des bayerischen Landeskriminalamts (LKA) zwar aus. Doch weil zuvor ein Sabotage-Akt an einer Glasfaser-Verteilerstelle der deutschen Telekom in Manching für einen Telefon- und Internet-Ausfall im Raum Manching gesorgt hatte, sei dieser Alarm nicht übermittelt worden. Lesen Sie dazu auch: Goldschatz-Klau in Manching: 20.000 Euro Belohnung und weitere Details zur Tat
"Das planvolle Vorgehen beim Einbruch ins Museum und beim Angriff auf den Manchinger Telekommunikations-Knotenpunkt offenbart, dass hier hochprofessionelle Täter am Werk waren, die ein Höchstmaß an krimineller Energie aufweisen und kaum Hemmungen erkennen lassen", sagt Museums-Leiter Esch. Glücklicherweise seien zwar keine Personenschäden zu beklagen, doch sei bei den Tätern offenbar keinerlei Respekt vor dem kulturellen Erbe und Gemeingut vorhanden. Gerade angesichts des verhältnismäßig geringen Materialwertes sei dies höchst bedenklich. Ein genauer Termin für die Wiedereröffnung der Dauer-Ausstellung steht laut Esch noch nicht fest. Das Museum werde darüber rechtzeitig informieren.
Die Erlebnis-Ausstellung "Im Dienste Roms", die nun ab Dienstag wieder zugänglich ist, erweckt nach Angaben der Verantwortlichen das römische Militär auf anschauliche, unterhaltsame und interaktive Weise erneut zum Leben. "Kleine und große Gäste dürfen sich auf faszinierende Modelle, lebensgroße Zeichnungen römischer Soldaten, Repliken zum Anfassen und spannende Mitmach-Stationen freuen." Die Ausstellung war, wie berichtet, aufgrund des großen Erfolgs vorerst bis 19. März verlängert worden.
Anfassen und Ausprobieren sind in der Sonder-Ausstellung ausdrücklich erwünscht.
Außerdem findet im Museums-Foyer am kommenden Mittwoch, 14. Dezember, ab 18 Uhr ein kostenfreier Vortrag von Katinka Sewing von der Universität in Heidelberg statt. Unter dem Titel "Grotten, Treppen, Staubwunder" unternimmt sie laut Ankündigung mit den Gästen eine Pilgerreise in das spätantike Ephesos an der Westküste der heutigen Türkei.
Ephesos gehörte neben den heiligen Stätten in Jerusalem und Judäa zu den bedeutendsten Pilgerzielen der spätantik-byzantinischen Welt. Diesen Ruhm verdankte die Stadt nicht allein dem dort verehrten Apostel Johannes. Sie profitierte auch von einer langen Wallfahrts-Tradition, die mit dem berühmten Tempel der "heidnischen" Göttin Artemis, einem der sieben Weltwunder, bis in die vorchristliche Zeit zurückreichte.
Die Ruinen des Artemisions wurden später von der prächtigen Johannes-Basilika überragt, in dem sich ein berühmtes Wunder ereignet haben soll: Pilger sammelten dort heiligen Staub auf, den der Apostel Johannes angeblich höchstselbst aus seinem Totenbett emporhauchte. Doch nicht nur die Kirche des Johannes und der damit verbundene Jahrmarkt zogen Scharen von Reisenden nach Ephesos, sondern auch die zahlreichen kleineren, doch ebenso reizvollen Pilgerstätten. Hierzu zählten etwa die sagenumwobene Höhle der Sieben Schläfer oder die Gedächtnisstätte für das Martyrium des Timotheus, einstiger Begleiter des Apostels Paulus und erster Bischof von Ephesos.
Blick in die so genannte Paulus-Grotte von Ephesos.
Die Veranstaltung am Mittwochabend gehört zur beliebten Reihe "Manchinger Vorträge zur Archäologie und Geschichte", die das Kelten-Römer-Museum in Kooperation mit dem keltisch-römischen Freundeskreis, Heimatverein Manching, durchführt. Eine Anmeldung zu dem Vortrag sei nicht erforderlich, wird betont. Die Sonder-Ausstellung "Im Dienste Roms" sei am Mittwoch bis zum Beginn des Vortrags von Katinka Sewing geöffnet.
Weitere Informationen zum Museum, auch zu Öffnungszeiten und Eintrittspreisen, gibt es auf www.museum-manching.de
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