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Der Augsburger Bischof Bertram Meier: "Alles, aber auch wirklich alles, was unseren Glauben ausmacht, steht und fällt mit der Auferstehung."

(ty/pba) Das Pontifikalamt zum Ostersonntag im Augsburger Dom hat ganz im Zeichen der ersten Osterzeugin gestanden: Maria Magdalena. Ihr Apostolat gehe dem amtlichen Apostolat voraus, betonte Bischof Bertram Meier in seiner Predigt. "Damit ist sie die Basis für die Mission der Apostel", so der Oberhirte der Diözese Augsburg, zu der auch Teile des Landkreises Pfaffenhofen gehören. Bereits am gestrigen Abend hatte der Bischof in der Osternacht auf die wichtige Bedeutung von Christi Sieg des Lebens über den Tod hingewiesen und unterstrichen: "Alles, aber auch wirklich alles, was unseren Glauben ausmacht, steht und fällt mit der Auferstehung."

In der feierlichen Messe zum Ostersonntag hob der Bischof die besondere Rolle von Maria von Magdala hervor, der am Ostertag eine Hauptrolle zugekommen sei. "In der entscheidenden Stunde glänzen die starken Männer durch Abwesenheit. Die Frauen jedoch sind da", deutete er das Harren der weinenden Frau vor dem Grab. "In Maria Magdalena steht vor uns ein Mensch, der seiner Liebe beraubt ist; eine Frau, die nicht mehr weiterweiß." Maria weine, "die Jünger weinen nicht. Sie sind gar nicht da", wies der Bischof auf die besondere Bedeutung des Wehklagen Marias hin, von welchem das Evangelium in viermaliger Wiederholung berichtet. Er fragte: "Sind uns schon einmal die Tränen gekommen, weil wir Jesus verloren haben? Wie tief reicht unser Glaube wirklich? Erreicht er das Grundwasser unserer Existenz?"

Maria Magdalena sei eine Suchende gewesen, die Jesus im Grab, bei den Toten und der Vergangenheit aufzuspüren versucht habe. "Die Tränen", so Bischof Meier, "versperren ihr den Blick. Sie ist so nach rückwärts gewandt, dass sie nicht wahrnimmt, wie Jesus lebendig vor ihr steht." Mit dem einfachen Ruf ihres Namens seien Maria schließlich die Augen aufgegangen. "Keine Belehrung, keine feierliche Erklärung in Sachen Auferstehung, keine dogmatische Definition über Ostern, sondern ganz einfach: Maria!" Die Begegnung mit dem Auferstanden habe für Maria eine Wende vom Tod zum Leben bedeutet. Ein Geschehen, das nicht zu fassen sei: "Es geht nicht einfach weiter so wie zuvor. Neues hat sich ereignet. Kaum zu glauben, geschweige denn zu begreifen."

"Ich habe den Herrn gesehen" (Joh. 20,18), seien schließlich die Worte der ersten Osterzeugin gegenüber den Aposteln gewesen. "Deshalb haben sie die Kirchenväter Apostola apostolorum genannt", so der Bischof. "Sie brachte nichts mit, was sie greifbar zeigen konnte, aber sie trug in ihrem Herzen die Begegnung mit dem Auferstandenen, die ihr die Gewissheit schenkte: Jesus lebt!"

Auch wenn Maria Magdalena bei der Nachwahl des Zwölferkreises nicht in Betracht gezogen worden sei, so sei ihr Apostolat mindestens so wichtig wie das der Zwölf, betonte der Bischof. Durch ihr Apostolat habe sie den versammelten Elf das Evangelium von der Auferstehung Jesu bezeugt und die Grundlage für deren Osterglauben gelegt. "Kurz: Maria Magdalena ermöglicht das amtliche Apostolat und hilft, es zur Entfaltung zu bringen. Magdalenas Apostolat geht dem amtlichen Apostolat voraus und begründet es. Damit ist sie die Basis für die Mission der Apostel."

Am Freitag sei er abgetreten, am Sonntag früh wieder zurück: "Jesus ist wieder da! Anders da! Neu da!", freute sich Bischof Meier bereits am Samstagabend in seiner Predigt zur Osternacht. "Alles, aber auch wirklich alles, was unseren Glauben ausmacht, steht und fällt mit der Auferstehung", betonte er in dem von zahlreichen Kerzenlichtern erleuchteten Hohen Dom. Jesu Auferstehung sprenge alle Grenzen, verwandle Weihnachten von einem "orientalischen Märchen" zum Anfang des gewagtesten Kapitels der Menschheits-Geschichte und lasse Karfreitag keinen "bedauerlichen Justiz-Irrtum" sein, sondern mache ihn zu einem notwendigen Schritt hin zur Vollendung des göttlichen Plans: "Das Kreuz wird Siegeszeichen und Himmelsleiter", genauso wie die Kirche nur aufgrund der Auferstehung kein "Verein von Verrückten" sei, sondern ein "Volk für das Leben", wie Papst Johannes Paul II. es formuliert habe.

Es seien nicht ohne Grund die Frauen gewesen, die die Kraft und den Mut bewiesen hätten, bei Nacht am Grab Jesu Totenwache zu halten und dadurch Zeugen seines "Comebacks" zu werden: "Der Grabstein wird zum Lebenszeichen. Seit Ostern bleibt kein Grab mehr verschlossen. Der Stein des Todes ist der Eckstein des Lebens." Bemerkenswert sei auch, dass die Friedhofswächter durch die Auferstehung in große Furcht versetzt worden seien, so der Bischof: "Denn Wächter stehen nicht nur vor Jesu Grab, sie wohnen auch in unserer Seele. Sie verhindern, dass wir Leben in Fülle haben, und tun das ihrige, dass wir uns in uns selbst einschließen und unsere Seele zu einem Grab wird. Die Seelenwächter achten darauf, dass alles beim Alten bleibt, dass unser wahres Selbst begraben ist, dass der eigentliche Mensch in uns nicht aufsteht zum Leben."

Den Wärtern gegenüber gestellt sei im Oster-Evangelium der Engel, der den Frauen die frohe Botschaft der Auferstehung verkündige und ihnen gesagt habe, dass der Auferstandene ihnen nach Galiläa vorausgegangen sei. "Ostern bedeutet also: Wir haben Jesus nicht hinter uns, sondern vor uns", betonte der Augsburger Bischof abschließend. Auch wenn es anders erscheine, habe die moderne Zeit Jesus und den Glauben an ihn nicht überholt, im Gegenteil: "Er ist uns voraus, wohin immer wir gehen." Die Menschen sollten auch heute den Worten des Engels folgen und in ihr eigenes Galiläa: "Wenn ihr dort ankommt, ist er schon da: Nach seinem österlichen Comeback."


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