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Wie viele Asylbewerber im ehemaligen Gasthaus Däuber in Winden am Aign untergebracht werden sollen, ist noch offen. Die beantragte Zahl von 131 ist laut Landrat Martin Wolf (CSU) wohl nicht genehmigungsfähig – er geht deshalb von einem neuen Antrag auf Nutzungsänderung aus. Am Donnerstag gibt es einen Info-Abend für die Bürger

Von Tobias Zell

Noch ist unklar, wie viele Asylbewerber in Winden am Aign untergebracht werden sollen. Bekanntlich will in dem Reichertshofener Ortsteil der Eigentümer des ehemaligen Pensions-Gasthauses Däuber eine Gemeinschafts-Unterkunft für bis zu 130 Flüchtlinge errichten. Die Planungen sind längst im Gange, die Verhandlungen mit der Regierung von Oberbayern laufen, auch der Landkreis als bauliche Genehmigungsbehörde ist eingebunden. Am Donnerstag, 9. April, um 19.30 Uhr findet im DJK-Sportheim von Winden eine Bürger-Info statt. Wir sprachen im Vorfeld mit Landrat Martin Wolf (CSU) – und der stellt klar: An diesem Abend werde keine bereits feststehende Zahl von Asylbewerbern verkündet werden, die in Winden einquartiert werden soll. Zugleich signalisiert er, dass die beantragte und im Ort höchst umstrittene Zahl von 131 Flüchtlingen „wohl nicht genehmigungsfähig“ sei.

„Wir gehen mit keiner vorgefertigten Entscheidung in diese Veranstaltung“, betonte Wolf auf Anfrage unserer Zeitung. Er spricht von einem „ergebnisoffenen Info-Abend“, an dem „nichts Endgültiges“ proklamiert werden soll. Neben dem Kreischef werden am Donnerstag auch Bürgermeister Michael Franken (JWU) sowie Vertreter der Regierung von Oberbayern und des Landratsamts vor Ort sein, um zu informieren und um Fragen zu beantworten. „Wir wollen die Situation darstellen und diskutieren“, sagt Wolf. Unter anderem solle vorgestellt werden, was sachlich möglich sei, und wie eine Gemeinschafts-Unterkunft aussehe. Nach Angaben aus der Kreisbehörde handelt es sich um eine Informations-Veranstaltung „zur Situation und Unterbringung der Asylbewerber im Landkreis und zur beabsichtigten Nutzung der Unterkunft Däuber“.

Den Plänen zur Nutzungsänderung des ehemaligen Pensions-Gasthauses Däuber – hier die Gebäude-Rückseite – erteilte der Bauausschuss eine klare Absage.

Die Pläne zur Schaffung einer großen Gemeinschafts-Unterkunft für Asylbewerber in Winden am Aign sorgen bei den Bürgern in dem Reichertshofener Ortsteil für Aufregung, Bedenken, Besorgnis und teilweise sogar Angst. Eine vom Eigentümer des ehemaligen Gasthauses beantragte Nutzungsänderung, über die der Bauausschuss jüngst zu befinden hatte, sieht die Unterbringung von 131 Flüchtlingen vor. Und genau an dieser Dimension scheiden sich die Geister – denn Winden zählt nur 827 Einwohner.  

Deshalb ist seit Bekanntwerden des Vorhabens einiges passiert. Eine Online-Petition unter dem Titel „Keine 125 Asylbewerber in 85084 Winden am Aign“ hat inzwischen über 1000 Unterzeichner gefunden. Außerdem wurden dem Wolnzacher Landtagsabgeordneten Karl Straub (CSU) bei einem Treffen vor Ort eine Petition an den bayerischen Landtag und eine Eingabe an die Regierung von Oberbayern überreicht. Die Absender wollen erreichen, dass die Zahl der Asylbewerber, die in dem ehemaligen Gasthaus untergebracht werden sollen, auf zirka 50 und damit deutlich verringert wird. Straub hatte Verständnis geäußert und versichert, er werde sich dafür Einsetzen, dass es deutlich weniger Flüchtlinge werden, als die im Raum stehenden 130. Eine konkrete Zahl wollte er aber nicht nennen.

Demo vor dem Rathaus: Rund 130 Bürger taten ihre Sorgen kund.

Auch die Lokalpolitiker haben bereits ein klares Signal ausgesendet. Wenn es nach ihnen geht, darf in Winden keine Asylbewerber-Unterkunft für 131 Flüchtlinge entstehen. Der Bauausschuss von Reichertshofen hat dem Antrag auf die entsprechende Nutzungsänderung einstimmig das Einvernehmen verweigert. Damit folgte das Gremium dem Beschlussvorschlag der Gemeindeverwaltung, die mit Verweis auf das in Paragraf 15 der Baunutzungsverordnung geregelte „Gebot der Rücksichtnahme“ eine fundierte Grundlage sah, dem umstrittenen Vorhaben eine Absage zu erteilen. 

Zu entscheiden hat aber letztlich das Pfaffenhofener Landratsamt als zuständige Genehmigungsbehörde – jedoch spielt die Haltung der Kommune eine keineswegs beiläufige Rolle. Landrat Wolf sagte jetzt gegenüber unserer Zeitung, es zeichne sich in seiner Behörde ab, dass eine Nutzungsänderung zur Unterbringung von 131 Personen „wohl nicht genehmigungsfähig ist“. Diese Einschätzung basiere auf entsprechenden Urteilen. Damit deutet sich an, dass die Gemeindeverwaltung von Reichertshofen offenbar gut recherchiert hatte.

Der Bauausschuss wird sich wohl noch einmal mit dem Thema befassen müssen.

Wolf geht davon aus, dass der Eigentümer des Gasthauses noch einmal einen Antrag stellen wird – ein zweiter Versuch sozusagen. Und der wird dann logischerweise eine Nutzungsänderung zum Gegenstand haben, die die Unterbringung von weniger als 131 Flüchtlingen vorsieht. Der Eigentümer sei diesbezüglich „offen“, sagt Wolf. Er habe weder ein Ultimatum gestellt noch eine bestimmte Mindest-Zahl genannt. 

„Wir wollen sehen, was möglich ist“, sagt der Landrat. Und zwar sowohl mit Blick auf den Eigentümer als auch auf eine „gewisse Mindest-Akzeptanz“ bei den Bürgern. Mann wolle aber auch das Gebäude nicht als Asylbewerber-Unterkunft verlieren, wie Wolf sagt. „Wir organisieren Hilfe für Menschen“, betont er und kündigt deshalb an: „Wir werden um jedes einzelne Bett werben.“

Das Spannungsfeld von Winden hat vier Dimensionen. Auf der einen Seite steht der Unmut der Bürger, die für eine Größenordnung um 50 Asylbewerber werben. Auf der anderen Seite hat der Landkreis bei der Unterbringung von Flüchtlingen eine Quote zu erfüllen und sucht deshalb händeringend nach geeigneten Unterkünften und Gebäuden. Zugleich steht die Frage im Raum, auf eine wie große Reduzierung der Zahl an unterzubringenden Flüchtlinge sich der Gebäude-Eigentümer einlässt, ohne abzuspringen – denn er will das Vorhaben freilich wirtschaftlich betreiben. Und nicht zuletzt hat auch die Regierung von Oberbayern ein entscheidendes Wörtchen mitzureden.

 

Die Meinung der Bürger ist klar: 130 Asylbewerber für den 827-Einwohner-Ort sind zu viel.

Aktuell scheint sich jedenfalls abzuzeichnen, dass der Bauausschuss von Reichertshofen sich bald erneut mit einer Nutzungsänderung bezüglich der ehemaligen Pension Däuber befassen muss – dann dürfte es um die Unterbringung von deutlich weniger Menschen gehen. Im Vorfeld der jüngsten Bauausschuss-Sitzung hatten rund 130 Bürger vor dem Rathaus gegen eine Gemeinschaftsunterkunft für rund 130 Flüchtlinge demonstriert. „Macht unsere Heimat nicht zum Auffanglager!“, „Bürger, wehrt Euch!“ oder „131 sind zu viele für unseren kleinen Ort“, stand auf den Schildern, die einige Demonstranten in die Höhe reckten. „Integration statt Massenhaltung“, forderte ein Banner. Werner Klein betonte stellvertretend für die Demonstranten, wie unverhältnismäßig hoch die Zahl von 131 Asylbewerberin für das 827-Einwohner-Dorf sei. Man habe grundsätzlich nichts gegen die Flüchtlinge, unterstrich er – es gehe einzig und allein um die Zahl. Zum wiederholten Mal wurde dabei ein Maximum von 50 Personen genannt – wie auch bereits in der Petition an den Landtag. 

Bisherige Artikel zum Thema:

Wie viele Asylbewerber kommen nach Winden?

Die Gemeinde sagt: Nein!

"Macht unsere Heimat nicht zum Auffanglager"

"Jedes Maß an Verhältnismäßigkeit verloren"

Widerstand aus Winden: Petition und Demonstration

In Winden geht die Sorge um


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