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In Rockolding waren gestern Abend zwei Gruppen von Flüchtlingen aneinandergeraten – Polizei ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung – Zusammenfassung der bisherigen Erkenntnisse

(zel) Gestern war vieles noch unklar oder nicht sicher, heute weiß man mehr. Wie berichtet, war es am Donnerstagabend in der Asylbewerber-Unterkunft im Vohburger Ortsteil Rockolding zu einer Massenschlägerei unter Flüchtlingen gekommen. Wie die Polizei heute bestätigt hat, gab es dabei 15 Verletzte. Drei von ihnen mussten vom Rettungsdienst ins Krankenhaus gebracht werden. Nach den bisherigen Ermittlungen waren zirka 20 bis 30 Personen an der Auseinandersetzung beteiligt, sie sollen auch mit Gegenstanden aufeinander eingeschlagen haben. 

Erst gestern waren nach Angaben des Landratsamts weitere 47 Asylbewerber aus Afghanistan in Rockolding angekommen. Sie seien in einem der Zelte untergebracht worden, wo auch bereits syrische Flüchtlinge einquartiert waren. „Dem Vernehmen nach ist es infolge von Unstimmigkeiten zu einer Schlägerei gekommen“, erklärte heute eine Sprecherin der Kreisbehörde.

Von Seiten der Polizei wurde heute mitgeteilt, dass der Streit in einem der Großraum-Zelte entbrannt ist, und zwar zwischen zwei Gruppen – syrische Flüchtlinge auf der einen Seite, afghanische Asylbewerber auf der anderen.  Eskaliert ist die Situation dann gegen 21.45 Uhr. Im Verlauf des Streits kam es zu Tätlichkeiten unter den männlichen Bewohnern. Nach den ersten Ermittlungen der Geisenfelder Polizeiinspektion, in deren Zuständigkeitsbereich Rockolding liegt, sollen sich zirka 20 bis 30 Personen an der Auseinandersetzung beteiligt und dabei auch mit Gegenständen aufeinander eingeschlagen haben.

Der Pfaffenhofener Landrat Martin Wolf (CSU) berichtete noch gestern Abend unter Berufung auf einen Mitarbeiter seiner Behörde, der vor Ort war, dass bei der Auseinandersetzung auch zirka zehn Betten zerlegt worden sind. Die Metallstangen sollen dann auch als Schlagwerkzeuge eingesetzt worden sein. Ein Polizeisprecher bestätigte heute, dass bei der Auseinandersetzung auch Einrichtungsgegenstände in der Unterkunft beschädigt worden sind. Er bestätigte ferner, dass Metallstangen von den Betten herumlagen. Ob mit diesen aber zuvor auch zugeschlagen wurde, das könne man zum gegenwärtigen Stand der Ermittlungen noch nicht sicher sagen.

Mit Eisenstangen aufeinander losgegangen?

Die polizeilichen Vernehmungen zur Aufklärung des Vorfalls laufen bei der Inspektion Geisenfeld. Die Aufarbeitung dürfte allerdings einige Zeit in Anspruch nehmen. Zum einen, weil es zahlreiche Personen zu befragen gilt. Zum anderen, weil dazu auch Dolmetscher nötig sind. Fakt ist, dass die Polizei nach den gestrigen Vorfällen wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt. Die Bilanz lautet: 15 Verletzte. Auf Anfrage unserer Zeitung wird seitens der Polizei von leichten Verletzungen berichtet – es habe keine Brüche oder Kopfverletzungen gegeben. Die drei Personen, die ins Krankenhaus gebracht werden mussten, konnten nach einem Bericht des Landratsamts noch in der Nacht wieder entlassen werden.

Der im Rahmen der Auseinandersetzung entstandene Sachschaden lasse sich noch nicht beziffern, heißt es von der Polizei. „Größere Schäden sind nicht entstanden“, teilte das Landratsamt inzwischen mit. Ein Bettgestell sei nicht mehr benutzbar. Bereits gestern Abend signalisierte Landrat Wolf, dass die zerlegten Betten größtenteils wieder zusammengesteckt und benutzt werden konnten. 

Die Inspektion Geisenfeld war mit mehreren Streifenwagen in Rockolding angerückt. Als die Beamten am Tatort eintrafen, hatte sich die Lage bereits wieder beruhigt, erklärten Polizei und Landratsamt heute übereinstimmend. Während des Vorfalls seien Security-Kräfte vor Ort gewesen – Verhindern konnten sie die Massenschlägerei offensichtlich nicht. Die Anzahl der Sicherheitsleute wurde nach Angaben der Kreisbehörde noch in der Nacht verdreifacht. 

Mutmaßlicher Rädelsführer sofort verlegt

Der mutmaßliche Rädelsführer der Auseinandersetzung wurde sofort, also noch in der Nacht in eine andere Einrichtung verlegt, teilte das Landratsamt mit. Zunächst gab es offenbar auch Überlegungen, eine ganze Gruppe von Flüchtlingen in eine andere Unterkunft zu bringen, um die Lage weiter zu beruhigen. Doch dieser Schritt erfolgte dann doch nicht. Wie ein Polizeisprecher heute auf Nachfrage bestätigte, kam es zu keinen Festnahmen.

Der Hintergrund der Auseinandersetzung ist weiterhin recht unklar. Neue gesicherte  Erkenntnisse dazu gab es heute nicht. Laut den Informationen, die Landrat Wolf gestern am späten Abend vorlagen, waren wohl Neuankömmlinge die Auslöser. Unter Berufung auf den Mitarbeiter vor Ort berichtete Wolf über den mutmaßlichen Anlass der Schlägerei: "Rauchen im Zelt und Spannung unter Neuankömmlingen; eigentlich Nichtigkeiten." Demnach soll es zwei Hauptverursacher gegeben haben. "Es besteht Aufklärungsbedarf zum Tatmotiv", betonte Wolf gestern in einer ersten Reaktion.

Klare Worte vom amtierenden Landrat 

Vize-Landrat Anton Westner (CSU), der momentan den im Urlaub befindlichen Martin Wolf im Amt vertritt, verurteilte heute den Vorfall aufs Schärfste: „Ein derart aggressives Verhalten der Asylbewerber ist nicht zu akzeptieren“, so Westner. „Trotz der sicher nicht einfachen Umstände, unter denen die Asylbewerber in Rockolding untergebracht sind, werden die lebensnotwendigen Bedürfnisse befriedigt: Sicherheit, Essen, ein Schlafplatz, ein warmes Dach über dem Kopf und damit die Möglichkeit, das Asylverfahren in Deutschland zu durchlaufen.“ 

Mehrfach sei berichtet worden, dass eine anderweitige Unterbringung im Landkreis Pfaffenhofen nicht mehr möglich sei, unterstreicht Westner. „Angesichts der teilweise lebensbedrohlichen Situation in den Heimatländern und den dramatischen Umständen, die zu Flucht führten, können wir erwarten, dass sich die Asylbewerber hier bei uns mit der Unterbringungssituation, die uns möglich ist, arrangieren und die Regeln des zwischenmenschlichen Umgangs beachten.“

Schon einmal in den Schlagzeilen

In Rockolding waren erst kürzlich für die Unterbringung von Flüchtlingen die insgesamt drei beheizten Messe-Zelte aufgestellt worden. Zwei dieser hallenähnlichen Konstruktionen dienen als Schlafräume, eine als Aufenthalts- und Essensraum. Die sanitären Anlagen befinden sich in Containern auf dem Gelände. Insgesamt können laut Landratsamt 160 Personen in Rockolding einquartiert werden.

Die Asyl-Unterkunft in dem Vohburger Ortsteil war erst kürzlich in den Schlagzeilen, weil Asylbewerber gegen ihre dortige Unterbringung protestierten, mit Hungerstreik sowie Sitzstreik vor dem Rathaus drohten und sich außerdem zunächst weigerten, die Hallen zu beziehen. Einige verbrachten aus Protest die Nacht lieber im Freien, einzelne reisten sogar auf eigene Faust ab.

Erstmeldung zum Thema:

Rockolding: Massenschlägerei in Asyl-Unterkunft

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