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Der Europa-Abgeordnete Klaus Buchner (ÖDP) wendet sich gegen die in Wolnzach-Eschelbach geplante Erweiterung des Hähnchenmast-Betriebs auf 145 000 Tiere

(zel/ty) Wegen der im Wolnzacher Ortsteil Eschelbach geplanten Erweiterung des Hähnchenmast-Betriebs auf rund 145 000 Tiere hat der Pfaffenhofener Landrat Martin Wolf (CSU), dessen Behörde mit dem Genehmigungsverfahren befasst ist, dieser Tage Post aus Brüssel bekommen. Der Europa-Abgeordnete Klaus Buchner (ÖDP) bringt in dem Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt, seine Besorgnis über das Vorhaben zum Ausdruck und bittet Wolf, es nicht zu genehmigen. 

Zur Untermauerung seines Anliegen führt der Europa-Abgeordnete, ein gebürtiger Münchner, mehrere Gründe auf. Massentierhaltung, schreibt er, habe „auf vielfache Weise negative Auswirkungen sowohl für Tiere als auch für Menschen und die Umwelt“. Er setze sich daher für eine bäuerliche, ökologische Landwirtschaft ein, „die der Bewahrung der Schöpfung verpflichtet ist“, so Buchner.

Großmastanlagen „zerstören das Landschaftsbild unserer schönen bayerischen Heimat“, findet der Ökopolitiker. Und das dort produzierte Fleisch „wird auch gar nicht für unseren eigenen Bedarf benötigt“. Der Großteil gehe in den Export, wodurch insbesondere in Ländern der so genannten Dritten Welt die dortigen Kleinbauern in ihrer Existenz bedroht würden. 

Das Futter für die Tiere in der Massentierhaltung, so Buchner weiter, bestehe zum großen Teil aus Soja, das hauptsächlich aus Schwellenländern exportiert werde. Dort wiederum werde – etwa in Brasilien oder Indonesien – wertvoller Regenwald gerodet, um Platz für Monokulturen zu schaffen. „Nicht selten handelt es sich bei den Entwaldungen um illegale Aktionen, wobei auch Brandrodungen zum Einsatz kommen“, schreibt der Europa-Parlamentarier. „Dadurch sterben nicht nur viele seltene Tierarten, sondern die verlorenen Waldflächen heizen durch das frei werdende CO2 auch den Klimawandel an.“

„Mit großer Sorge“ sieht Buchner zudem, „dass es sich bei einem Großteil des importierten Futters um genmanipuliertes Soja handelt, obwohl die Mehrheit der Deutschen Gentechnik ablehnt“. Bis heute gebe es leider keine Kennzeichnungspflicht für Tierprodukte, die mit Gentechnik hergestellt wurden, so der ÖDP-Politiker. 

Ein besonderes Anliegen ist Buchner der Kampf gegen multiresistente Keime. Er selbst hat eine Kampagne unter dem Motto „Klaus graut’s“ gestartet, im Rahmen derer er über die gesundheitlichen Gefahren für die Bevölkerung aufklärt, die seiner Meinung nach mit der Massentierhaltung einhergehen. „Ein großes Problem unserer Zeit sind die zunehmenden Resistenzen gegen Antibiotika, bedingt durch die massenhafte Gabe von Antibiotika in der Massentierhaltung“, schreibt Buchner an den Pfaffenhofener Landrat.

Er verweist in diesem Zusammenhang auch auf eine Studie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover und der Uni Leipzig, wonach Masthähnchen in Deutschland an zehn ihrer 39 Lebenstage Antibiotika verabreicht bekämen. „Dadurch ist die Massentierhaltung zu einer der wesentlichen Brutstätten der so genannten Krankenhauskeime (MRSA) geworden“, erklärt Buchner und betont: „Durch wiederholten, breiten und falsch indizierten Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung (jedoch auch in der Humanmedizin) werden resistente Bakterien geradezu gezüchtet“. Bei einer Infektion mit diesen Erregern wirke dann kein Antibiotikum mehr.

Zur Person 

  • Dr. Klaus Buchner (Jahrgang 1941), Physiker und ehemaliger Mathematik-Professor, trat 1983 in die ÖDP ein. Von 2003 bis 2010 war er deren Bundesvorsitzender, er ist damit der am längsten amtierende Vorsitzende in der Geschichte der Ökopartei.
  • Nach dem Abitur, das er 1960 absolvierte, studierte er Physik in München an der Ludwig-Maximilians-Universität sowie der Technischen Hochschule. Anschließend setzte er seine Studien der Theoretischen Physik in Edinburgh fort, wo er seinen Abschluss in "Elementary Particles" machte.
  • Ab 1965 arbeitete er unter anderem am Max-Planck-Institut für Physik und Astrophysik in München, wo er in Physik promovierte, sowie am europäischen Forschungszentrum CERN in Genf.
  • Bei der Europawahl 2014 trat Buchner als Spitzenkandidat der ÖDP an und wurde zum Mitglied des Europäischen Parlaments gewählt. Er war damit der erste Europa-Parlamentarier in der Geschichte seiner Partei. 

Bisherige Berichte zum Thema:

Tausende Einwendungen gegen 145 000 Masthähnchen

"Ausbeutung von Tieren, Mensch und Umwelt" 

"Das wäre die größte Anlage in Bayern"

Widerstand gegen Hähnchenmast-Erweiterung

Hähnchenmast für 145 000 Tiere in Eschelbach?

Geflügelmast für 145 000 Tiere geplant

 


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