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Bundestags-Kandidaten im Interview: Robert Prado-Diaz (Bayernpartei) aus Pfaffenhofen. Das Gespräch zum Nachlesen und Anhören.

(zel) Ihr großes Ziel ist ein eigenständiges, unabhängiges Bayern. Am heutigen Sonntag tritt die Bayernpartei bei der Bundestagswahl an. Was wie ein Widerspruch klingt, ist aus der Sicht von Robert Prado-Diaz pragmatisch und realistisch. Bis es mit der Eigenstaatlichkeit klappt, brauche Bayern ja eine starke Stimme in Berlin, erklärt er sinngemäß. Der 58-jährige Pfaffenhofener ist der Direkt-Kandidat der Bayernpartei im hiesigen Wahlkreis. Besonders am Herzen liegt ihm die Sozialpolitik.

 

Robert Prado-Diaz ist in München geboren – neben der Theresienwiese, erzählt er. Schon vor 35 Jahren ist er von der Landeshauptstadt nach Pfaffenhofen gezogen. Er ist gelernter Kaufmann, zuletzt war er als Express-Zusteller im Starnberger Raum tätig. Seit einem Verkehrsunfall mit einem Geisterfahrer im Jahr 2012 kann er allerdings nicht mehr arbeiten, geht auf Krücken. 2014 trat er in die Bayernpartei ein, aktuell ist er stellvertretender Kreisvorsitzender. Und eben Bundestags-Kandidat. Er nehme das ernst, versichert er.

Hier hören Sie das Interview mit Robert Prado-Diaz.

Es regt in auf, sagt er im Interview mit pfaffenhofen-today und Radio Ilmwelle, dass sämtliche Parteien etwas versprechen, und dass dann keine fähig sei, diese Versprechen zu halten. Er spricht ihnen unterm Strich schlicht das Wollen ab, denn vieles ginge seiner Meinung nach besser. Und gegen diesen Zustand müsse man etwas machen. Auch im Bundestag, wenn es nach ihm geht. Zumindest, bis das große Ziel erreicht ist. Er sorgt sich, dass die Tradition in Bayern langsam verschwindet. Kinder, die in der Schule Dialekt sprechen, hätten Probleme.

„Wir wollen ein eigenständiges Bayern“, sagt Prado-Diaz. Er ist der Meinung, dass der Freistaat so manches alleine besser könnte – gerade in der Sozialpolitik, die liegt ihm besonders am Herzen. „Es kann nicht sein, dass wir bloß die Zahler sind, und sonst wird uns alles diktiert“, schimpft er nach Berlin. Er will etwas für ein vernünftiges Bayern tun. Denn es sei ja zum Beispiel nicht vernünftig, wenn man immer lobe, wie toll alles sei, während eine Frau, die 40 Jahre gearbeitet habe, Flaschen sammeln müsse.

 

Aus der Europäischen Union wolle man im Falle eines eigenständigen Bayerns aber nicht raus, erklärt Prado-Diaz. Die EU solle zur Friedenssicherung und für den Handel dienen, „aber sie sollte sich nicht zu sehr einmischen“. Manche Vorschriften, die da gemacht werden, findet er nämlich einfach „Blödsinn“. Übrigens seien 19 EU-Länder kleiner als Bayern, betont er – und wirtschaftlich wäre Bayern seinen Worten zufolge das sechsstärkste Land in der Europäischen Union.

Warum aber tritt seine Partei bei der Bundestagswahl an, wenn Bayern doch eigentlich raus soll aus dem Bund? Das sieht Prado-Diaz nüchtern, realistisch und gibt sich pragmatisch. Man wisse ja nicht, ob beziehungsweise wann Bayerns Eigenständigkeit Realität werde. Und die bayerischen Menschen sollen ja im Bundestag vernünftig vertreten werden, sagt er. Von der CSU wirkt er diesbezüglich enttäuscht. 

Außerdem habe die Bayernpartei auch klare Bundesthemen, er nennt beispielsweise die Bereiche Mindestlohn (regional staffeln) und Tierschutz. Die im Wolnzacher Ortsteil Eschelbach genehmigte Erweiterung der Hähnchenmast auf knapp 145 000 Tiere nennt Prado-Diaz „eine Schweinerei hoch drei“, spricht wörtlich von einem „KZ für Hühner“. Solche Verhältnisse könne man ändern, die Politik müsse das nur wollen. Seine Partei sei jedenfalls für eine kleinbäuerliche Landwirtschaft.

 

Wichtig ist Prado-Diaz, dass seine Partei nicht ins rechte Eck gestellt wird. Im Gegenteil, unterstreicht er. Die Flüchtlings-Obergrenze, die die CSU ins Spiel gebracht hat, nennt er einen „Krampf“, und mit der AfD wolle man nichts zu tun haben. Menschen, die in ihrer Heimat verfolgt würden, um ihr Leben fürchten und deshalb flüchten, die müsse man aufnehmen. Sie müssten halt die deutsche Sprache lernen und sich integrieren. 

Außerdem fordert Prado-Diaz gerechte Löhne und vernünftige Renten. Der Kampf gegen die Alters-Armut ist ihm wichtig. Die Bayernpartei will unter anderem – so steht es in ihrem Zehn-Punkte-Programm – einen „Überwachungs- und Verbots-Staat verhindern“, das Steuerrecht vereinfachen und den Solidaritäts-Zuschlag abschaffen. Sie tritt für ein völliges Verbot von Agro-Gentechnik ein und möchte mehr direkte Demokratie. 

Die Beiträge über die weiteren acht hiesigen Direkt-Kandidaten für den Bundestag, jeweils mit Audio-Interview:

"Unser Renten-System basiert auf einer strukturellen Ausbeutung der Eltern" (Reinhold Reck, ÖDP)

"In einem reichen Land ist Armut indiskutabel" (Guido Hoyer, Die Linke)

"Wir machen Politik vom Bürger für Bürger" (Robert Weller, Freie Wähler)

"Politik ist immer das Ringen um die beste Lösung für die Menschen" (Erich Irlstorfer, CSU)

"Wir müssen Recht und Gesetz wieder herstellen" (Johannes Huber, AfD)

"Wir sind die einzige Partei, die wirklich in die Zukunft blickt" (Thomas Neudert, FDP)

"Der Verbrennungsmotor ist keine Zukunfts-Technologie mehr" (Kerstin Schnapp, Grüne)

"Nicht nur auf Geld herumsitzen, sondern weiter in die Zukunft schauen" (Andreas Mehltretter, SPD)


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