Reichertshausen: Der wegen der Erkrankung von Erwin Renauer amtierende Bürgermeister Albert Schnell (CSU) über das Jahr 2022 in seiner Gemeinde.
(ty) Es ist gute Tradition, dass sich die Bürgermeister zum Jahresende mit Weihnachts- und Neujahrsgrüßen an ihre Bürger wenden, oft wird das verknüpft mit einer Rückschau und einem Ausblick. Unsere Zeitung veröffentlicht auch heuer wieder die Ausführungen aller 19 Rathaus-Chefs aus dem Landkreis Pfaffenhofen im Wortlaut. Nachfolgend lesen Sie die Gedanken von Albert Schnell (CSU), der als Vize-Bürgermeister von Reichertshausen wegen der Erkrankung des Erstens Bürgermeisters Erwin Renauer (UWG) seit Monaten die Geschicke der Gemeinde lenkt.
"Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, sehr geehrte Damen und Herren,
das Jahr 2022 neigt sich dem Ende zu. Waren wir zu Jahresbeginn aufgrund der Corona-Entwicklung sehr zuversichtlich, hatten wir in diesem Jahr doch wieder einige unliebsame Überraschungen.
Nach dem Schlaganfall unseres Ersten Bürgermeisters, den er im vorigen Jahr überstand, hofften wir auf eine schnelle komplette Genesung. Leider wurden die gesundheitlichen Einschränkungen mehr und ich musste seit 9. März dieses Jahres von der Urlaubs-Vertretung in eine ständige Vertretung übergehen. Ab 1. März kommenden Jahres, nach fast einem Jahr voller Vertretung, darf ich dann zurück zur 'Urlaubs-Vertretung'. Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um unserem Ersten Bürgermeister Erwin Renauer alles Gute zu wünschen und unsere Bürger zur Teilnahme an der Wahl am 12. Februar 2023 aufzufordern. Nutzen Sie Ihr demokratisches Recht und gehen Sie zur Wahl.
Eine weitere Überraschung war der Krieg in der Ukraine, der am 24. Februar 2022 eine neue Bedrohungslage in Europa eröffnete. Nach mehr als sieben Jahrzehnten Frieden bekriegen sich erstmals wieder europäische Staaten. Wenn sich die Sachlage auch bereits 2014 durch die Annektierung der Krim andeutete, ist dies eine kriegerische Handlung, die auch nicht mit einem Bürgerkrieg wie im ehemaligen Jugoslawien vergleichbar ist. Hoffen wir hier auf ein schnelles Ende dieses Krieges.
Eine große Auswirkung hat der Krieg auch auf die Energieträger. Die Preise sowohl für Öl und Gas stiegen in ungeahnte Höhen, der Strom ist für viele Bürger und Betriebe zu einem Luxusgut geworden. Um unseren Wohlstand halten zu können, ist eine Normalisierung dieser Preise unumgänglich. Glücklicherweise konnten wir mit dem Partner Stadtwerke Pfaffenhofen trotz deutlicher Preissteigerungen noch einen in dieser Zeit günstigen Tarif erhalten.
Trotz all dieser bedrückenden Vorzeichen konnten wir alle gemeinsam viele Themen anschieben und im Jahr 2022 umsetzen:
♦ Insgesamt tagten die gemeindlichen Gremien 48 Stunden in 25 Sitzungen und fassten dabei 283 Beschlüsse zur Stärkung des Gemeinwohls.
♦ Die Mitarbeiter des Bauhofes und unserer Ver- und Entsorgungs-Einrichtungen hatten neben ihrer üblichen Arbeit wieder 608 zusätzliche Arbeits-Aufträge zu erledigen.
♦ Das Standesamt hatte leider 50 Todesfälle zu beurkunden, neue Erdenbürger konnten wir erfreulicherweise 38 verzeichnen und 18 Eheschließungen wurden vollzogen.
♦ Die Bauverwaltung beschäftigte sich mit 45 Anträgen im Zusammenhang mit der Bebauung. In der Liegenschafts-Abteilung waren insgesamt 73 verkehrsrechtliche Anordnungen zu erlassen. Einige neue baurechtliche Satzungen wurden umgesetzt beziehungsweise auf den Weg gebracht. Im neuen Jahr werden die dazugehörigen Bestimmungen des gemeindlichen Bauland-Modelles neu gefasst.
♦ Die Markterkundung des Breitband-Ausbaues läuft, es hat sich bereits die erste Firma für einen eigenwirtschaftlichen Ausbau in größeren Gemeindeteilen gemeldet. Auch für das restliche Gemeinde-Gebiet können wir durch die Bundes- und Landesförderung von zirka 90 Prozent die Verbesserungen durch Glasfaser schon fast flächendeckend vornehmen.
♦ Die Sanierung der Schule in Reichertshausen konnte 2021 abgeschlossen werden. Nun ist es schon wieder notwendig, zur Sicherung des Rechtsanspruchs auf Ganztages-Betreuung von Grundschul-Kindern ab 2026 die nächsten Schritte anzugehen. Ein Schul-Konzept wurde erstellt, der Gemeinderat muss nun Anfang 2023 die notwendigen Beschlüsse zur Umsetzung fassen.
♦ Die Investitionen der Vergangenheit erfordern immer wieder neue Erhaltungs-Aufwendungen. Hier wurden auch 2022 wieder Umbau-Maßnahmen und Arbeiten an den Außenanlagen sowie Erneuerungen von Fensterfronten vorgenommen. Insbesondere im Schulhaus Steinkirchen wurden brandschutzrechtliche Auflagen erfüllt.
♦ Die Feuerbeschau wird seit diesem Jahr in der Gemeinde umgesetzt. Auch hier konnten wir einen bedeutenden Schritt zur sicheren Nutzung unserer Gebäude machen. Diese Überprüfungen werden uns auch in den nächsten Jahren begleiten.
♦ In der Gemeinde-Verwaltung wurde ein Krisenstab zum Thema 'Blackout' ins Leben gerufen, um im Notfall schnelle Hilfe bieten zu können. Wir werden drei 'Leuchttürme' errichten, die für die Bürger im Notfall erreichbar sind. Die Ilmtal-Halle wird im Winter als Wärmestube Verwendung finden. Neben der Besetzung der Leuchttürme werden auch drei ehrenamtliche Helfer des Roten Kreuzes für Erste-Hilfe zur Verfügung stehen. Wir bitten jedoch alle Bürger, zur Vorsorge medizinische Artikel sowie Proviant selbst zu bevorraten.
♦ Nachdem die Sanierung der Kläranlage 'Oberes Ilmtal' abgeschlossen war, wurden die nächsten Investitionen zur Verwertung des Klärschlammes als Rohstoff angegangen. Die regelmäßigen Verbesserungs-Maßnahmen für die Abwasser-Kanäle, die 2021 gestartet wurden, werden fortgeführt und werden uns die nächsten Jahre weiter begleiten.
♦ Zur Sicherung der Zentralen Wasser-Versorgungs-Anlage und Versorgung mit Trinkwasser von stets bester Qualität sind nach der Inbetriebnahme der Tiefbrunnen nun die Kammern im Hochbehälter an der Reihe. Die erste Kammer konnte im Dezember in Betrieb genommen werden, die zweite Kammer wird bis Ende März 2023 neu ausgestattet.
♦ Die im Sommer 2021 begonnenen Arbeiten an der 'Fanny' in Pischelsdorf sind kurz vor dem Abschluss. Den herzlichsten Dank der Gemeinde an die fleißigen Helfer der Dorfgemeinschaft Pischelsdorf.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass in 2022 trotz des gesundheitlichen Ausfalls des Ersten Bürgermeisters wieder viel passiert ist, und wir freuen uns auf die Aufgaben im neuen Jahr, die dann von einem neuen Ersten Bürgermeister umgesetzt werden können.
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, sehr geehrte Damen und Herren,
die Vorweihnachtszeit bietet wie immer die Gelegenheit, um Danke zu sagen. Allen, die sich für unser Gemeinwohl eingesetzt haben, ein großes Dankeschön. Insbesondere unseren über 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung, unseren Beauftragten sowie der gemeindlichen Einrichtungen und Kindertagestätten. Mit großem Engagement erfüllten sie die ihnen übertragenen Aufgaben.
Besonders möchte ich mich bei den Bürgerinnen und Bürgern bedanken, die durch ihren ehrenamtlichen Einsatz zur Förderung des Gemeinwohls beitragen und ihren Mitmenschen Freude und Hilfe gebracht haben. Besonders freut es mich, dass wir unsere Senioren-Weihnachtsfeier am 14. Dezember abhalten konnten. Ebenso sind wieder das Ferien-Programm oder der Senioren-Nachmittag am Volksfest im vollen Umfang gelaufen. Nur der geplante Senioren-Ausflug konnte leider noch nicht durchgeführt werden.
Die Seelsorge nahm auch heuer wieder einen hohen Stellenwert ein und leistet somit einen wertvollen Beitrag für unsere Gesellschaft. Ein herzliches 'Vergelt's Gott' allen hier Engagierten in den Pfarreien.
Ich danke den fünf Gemeinde-Feuerwehren, allen Ehrenamtlichen in den Vereinen und Institutionen sowie den übrigen zahlreichen Helfern und Organisatoren und unseren engagierten Fahrern des gemeindlichen Bürgerbusses. Ein besonderes Lob den Damen und Herren der Mittags- und Nachmittags-Betreuungen und den Sozialpädagogen beziehungsweise Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Zweckverbandes Jugendarbeit.
Mein besonderer Dank gilt den Führungskräften im Rathaus, das heißt Herrn Günter Fuchs, Herrn Dennis Fuhrberg und Herrn Bernhard Mayer.
Dem Gemeinderat möchte ich für die konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit ein herzliches Dankeschön sagen. Spezieller Dank ergeht an Herrn Dritten Bürgermeister Benjamin Bertram-Pfister, der jederzeit für mich ansprechbar war und mich in vielen Aufgaben zuverlässig unterstützte.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Angehörigen, insbesondere unserem scheidenden Ersten Bürgermeister Erwin Renauer, ein gesegnetes Weihnachtsfest und für das neue Jahr Zuversicht und Gesundheit, Freude und das notwendige Quäntchen Glück fürs Leben.
Ihr Albert Schnell,
Zweiter Bürgermeister"
Zum Hintergrund:
Reichertshausen: Bürgermeister Renauer ist dienstunfähig: Neuwahl am 12. Februar
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