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CSU und JU zeigen sich "irritiert" von jüngsten Aussagen des FW-Politikers zum 50:50-Taxi. Die Einführung des Modells im Kreis Pfaffenhofen wurde schon vor fünf Jahren abgesegnet, Gürtner war dabei. Umsetzung bislang nicht erfolgt.

(ty) Die Kreistags-Fraktion der CSU und der Kreisverband der Jungen Union (JU) sind nach eigenem Bekunden "irritiert" von Aussagen, die der Pfaffenhofener Landrat Albert Gürtner (FW) kürzlich in einer Sitzung des Jugend-Kreistags getroffen hat. Dabei ging es auch um die Einführung eines so genannten 50:50-Taxis für junge Leute. Gürtner habe sich diesbezüglich offen gezeigt. Vor diesem Hintergrund werfen die Christsozialen, zumindest indirekt, die Frage auf, ob Gürtner den dazu längst gefassten Kreistags-Beschluss nicht kennt oder ihn schlicht vergessen hat. Im Sommer 2018, damals war Gürtner noch einfaches Kreistags-Mitglied und nicht Landrat, hatte das Gremium mit großer Mehrheit dafür votiert, dass ein 50:50-Taxi-Modell für junge Leute im Landkreis eingeführt wird. Gürtner war laut Protokoll in dieser Sitzung und stimmte mit ab. Von ihm fordern CSU und JU nun endlich die Umsetzung dieser Entscheidung.

In der besagten Sitzung des noch recht neuen Pfaffenhofener Jugend-Kreistags habe sich das Nachwuchs-Gremium, so fassen CSU und JU zusammen, in Anwesenheit von Landrat Gürtner dafür eingesetzt, dass zusammen mit Ingolstadt und Neuburg-Schrobenhausen für die "Region 10" ein so genanntes 50:50-Taxi eingeführt werde. Begründet worden sei dieser Vorstoß damit, dass ein solches Modell im Landkreis Eichstätt bereits umgesetzt worden sei. "Gürtner zeigte sich für den Antrag des Jugend-Kreistags offen und fragte die Jugend-Kreisräte, ob das Modell für alle jungen Menschen gelten solle oder nur für Schüler und Auszubildende", berichten die Christsozialen zum weiteren Verlauf. Gürtner habe schließlich angekündigt, das Thema auf die Tagesordnung zu setzen, wenn die drei Landräte der Region 10 und der Ingolstädter Oberbürgermeister sich wieder treffen.

"Ich finde das Verhalten und die Aussagen des Landrats höchst irritierend", erklärt CSU-Kreisrat Christian Moser. "Denn der Pfaffenhofener Kreistag hat auf Antrag der CSU-Kreistags-Fraktion bereits am 16. Juli 2018 die Einführung eines 50:50-Taxis für den Landkreis beschlossen." Moser selbst hatte bereits im Dezember 2013, als damaliger Kreisvorsitzender der JU, im Gespräch mit unserer Zeitung für ein 50:50-Taxi-Modell im Kreis Pfaffenhofen geworben und daraufhin "überwiegend sehr positive Reaktionen" registriert – auch vom damaligen Landrat Martin Wolf (CSU), der befand: "Ich kann mir so ein Modell vorstellen." Im Sommer 2014 hatte Moser sich erneut für das 50:50-Taxi stark gemacht und angekündigt: "Wir werden in den Gremien dafür streiten".Es sollte allerdings geschlagene vier Jahre dauern, ehe – zumindest formal – Nägel mit Köpfen gemacht wurden. 

Am 16. Juli 2018 beschloss der Pfaffenhofener Kreistag auf Empfehlung des Kreis-Ausschusses hin, "dass die Verwaltung beauftragt werden soll, ein 50:50-Taxi-Modell für junge Menschen im Alter von 16 bis 26 Jahren einzuführen, bei dem Taxi-Fahrten in den Nächten von Freitag auf Samstag sowie von Samstag auf Sonntag und von Tagen vor gesetzlichen Feiertagen auf den folgenden Feiertag im Zeitraum von 18 Uhr bis 6 Uhr des Folgetages, die ihren Start- und Endpunkt innerhalb des Landkreises Pfaffenhofen an der Ilm haben, durch den Kreis in Höhe von 50/100 bezuschusst werden". Die technische Umsetzung, so hieß es weiter, "soll durch ein Computer-System erfolgen, das für den Nutzer eine App anbietet und möglichst den gesamten Umsetzungs- und Abrechnungs-Aufwand selbstständig erledigt".

"Der Antrag wurde mit einer breiten Mehrheit, unter anderem von CSU und FW beschlossen", erinnert Moser, der zugleich darauf verweist, dass der heutige Landrat Gürtner damals Teil der Freie-Wähler-Fraktion war. Gegen den letztlich gefassten Beschluss hatten laut offiziellem Sitzungs-Protokoll lediglich sieben der 46 zu diesem Zeitpunkt anwesenden Gremiums-Mitglieder votiert: Josef Finkenzeller (FW), Thomas Herker (SPD), Oliver Rechenauer (SPD), Roland Dörfler (Grüne), Annette Walter (Grüne), Wolfgang Moll (FDP) und Thomas Stockmaier (FDP). Zuvor war der Pfaffenhofener Bürgermeister Herker mit einem kurzfristig eingebrachten Antrag gescheitert, wonach der Probe-Betrieb des 50:50-Taxis auf zwei Jahre ausgeweitet und Senioren mit Rentner-Ausweis in das Modell mit einbezogen werden sollten – dagegen stimmten neben Gürtner noch 36 weitere der 46 Anwesenden.

Die Einführung des 50:50-Taxis für junge Leute im Kreis Pfaffenhofen war damit ausgemachte Sache. "Es wurden mit dem Beschluss auch die erforderlichen Haushaltsmittel bereitgestellt", so Moser. "Wir sind erstaunt, dass das offensichtlich vergessen wurde." Der nun vom Pfaffenhofener Jugend-Kreistags angeführte Landkreis Eichstätt habe damals die Entscheidung des Pfaffenhofener Kreistags aufgegriffen und schließlich selbst ein Modell entwickelt, das heute schon in der Praxis umgesetzt sei. "Es ist besonders bitter, dass die Eichstätter das Modell schon am Laufen haben und es bei uns, obwohl wir früher dran waren, offenbar in der Schublade verschwunden ist", kommentiert Alexander Kneidl, der aktuelle JU-Kreisvorsitzende von Pfaffenhofen. Dabei habe die JU diese Idee vor rund zehn Jahren in die politische Debatte im Kreis Pfaffenhofen eingebracht.

"Junge Menschen warten schon seit Ewigkeiten auf ein 50:50-Taxi, um auch in den Nachtstunden am Wochenende ohne eigenes Auto von A nach B zu kommen", so Kneidl. Dass fast fünf Jahre nach dem Kreistags-Beschluss immer noch nichts umgesetzt worden sei, könne man jungen Menschen auch nicht mehr vermitteln. "Ich glaube, dass das die Politik-Verdrossenheit der Jungen weiter fördert", sagt er.

"Der Landrat hat die Beschlüsse des Kreistags umzusetzen", stellt Moser klar: "Wir fordern den Landrat daher auf, den Beschluss vom Sommer 2018 zügig umzusetzen, um für junge Menschen endlich ein attraktives landkreisweites ÖPNV-Angebot am Wochenende zu schaffen." 

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