Birgit Weinsteiger-Tauer (43) tritt bei der Bundestagswahl als hiesige Direkt-Kandidatin der Freien Wähler an. Sie will "nicht nur schimpfen, sondern wirklich etwas bewegen".
(ty) "Ich bin kein Politik-Profi", gibt Birgit Weinsteiger-Tauer unumwunden zu. Und trotzdem sei sie genau die Richtige für den Job – denn sie sei bereit, die Probleme des ländlichen Raum nach Berlin zu tragen, um dort pragmatische und zukunftsorientierte Lösungen zu finden. Die 43-Jährige aus Schnotting, einem Ortsteil von Kirchdorf an der Amper, möchte als Direkt-Kandidatin der Freien Wähler (FW) im hiesigen Wahlkreis, zu dem auch der Landkreis Pfaffenhofen gehört, ein Bundestags-Mandat erobern. Sie komme aus der Landwirtschaft und habe mit den dort erworbenen Tugenden wie Fleiß und Leistungs-Bereitschaft "noch nie vor einer neuen Herausforderung zurückgescheckt", sagt Weinsteiger-Tauer im Gespräch mit unserer Zeitung zu ihren Ambitionen.
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Auf der bayerischen Landes-Liste der Freien Wähler belegt die Finanz-Buchhalterin den 23. Platz. Doch weiß Weinsteiger-Tauer, dass die Chancen, auf diesem Weg in den Bundestag zu gelangen, nicht groß sind. Vorrangiges Ziel der FW sei es, bei der Wahl am 23. Februar mindestens drei Direkt-Mandate zu ergattern, um auf diese Weise erstmals im Bundestag vertreten zu sein, auch wenn man die Fünf-Prozent-Hürde nicht überspringen sollte. Dafür werde sie sich mit voller Kraft einsetzen, wie sie es ihr Leben lang gewohnt sei, so die ledige 43-Jährige. Die Aufgabe, mit den Leuten reden, um zu erfahren, wo sie der Schuh drückt, sei ihr auf den Leib geschneidert, gibt sie sich selbstbewusst. Denn sie stehe "mitten im Leben".
Deswegen gehe sie die heiße Phase des Wahlkampfs mit ungezählten Terminen mit Freude an, ohne ihre beruflichen Verpflichtungen zu vernachlässigen, wie sie gegenüber unserer Redaktion betont. Auf einem landwirtschaftlichen Hof aufgewachsen, hatte sie zunächst eine Ausbildung zur Hotel-Fachkraft, den Meistertitel in Hauswirtschaft gemacht und sich dann zur Finanz-Buchhalterin weitergebildet. Heute arbeitet Weinsteiger-Tauer bei den Stadtgütern von München, dem landwirtschaftlichen Eigenbetrieb der Landeshauptstadt. Nebenbei baute sie zuhause eine Hofbäckerei auf. Von 2012 bis 2020 war sie Vorsitzende des SC Kirchdorf, eines großen Sportvereins mit 900 Mitgliedern. Im Gemeinderat saß sie von 2014 bis 2020.
Der hiesige Bundestags-Wahlkreis ist in dieser Karte gelb eingefärbt.
Warum sie sich entschlossen hat, bei der Bundestagswahl anzutreten? "Es müssen wieder mehr Praktiker in die Bundespolitik und die Probleme des ländlichen Raums müssen in Berlin mehr Gehör finden", antwortet die 43-Jährige. Dass sie mit ihrer praktischen Erfahrung in vielen Berufs- und Lebensbereichen "der Prototyp einer Freien Wählerin" sei, hatte ihr der Freisinger Landrat Helmut Petz bei der Aufstellungs-Versammlung im November vergangenen Jahres bescheinigt. Mehrere Ereignisse brachten sie ihren eigenen Angaben zufolge im vergangenen Jahr zurück zur Politik. Die Ablehnung des Heizungs-Gesetzes der Bundesregierung, die Bauern-Proteste gegen Kürzungen im Agrar-Bereich, bei denen sie sich selbst engagierte, und zuletzt die Flut-Katastrophe, von der auch ihr Heimatort schwer betroffen war.
Gemeinsam mit anderen Betroffenen habe sie Kontakt zu Politikern und Behörden aufgenommen, um Verbesserungen beim Hochwasser-Schutz zu erreichen. "Ich will nicht auf alles schimpfen, sondern möchte wirklich was bewegen", sagt Weinsteiger-Tauer. Einsetzen möchte sie sich nicht nur für die Bevölkerung ihrer Heimat-Region, sie will "für alle Bürger eintreten". Ihre Forderungen: "Der normale Bürger braucht mehr Planungs-Sicherheit, mehr Verlässlichkeit und weniger Streit." Gefragt seien "sachorientierte Lösungen". Basis aller Bemühungen müsse sein, die schwächelnde deutsche Wirtschaft wieder zu stärken. Besonders am Herzen lägen ihr, schon wegen ihrer Herkunft, natürlich die Landwirtschaft und das Handwerk.
Wie wichtig der Abbau hemmender Bürokratie sei, erlebe sie selbst immer wieder am eigenen Leib. Nicht nur darüber reden, sondern wirklich anpacken, das müsse gerade bei diesem Thema die Devise sein. Einsetzen möchte sich die FW-Politikerin für die regionale Erzeugung von Lebensmitteln und für Ernährungs-Sicherheit. In Sachen Natur- und Umweltschutz seien "sinnvolle und umsetzbare Lösungen" gefragt. Speziell für ihren Wahlkreis möchte sie sich gegen weitere Belastungen durch den im Erdinger Moos gelegenen Münchener Flughafen einsetzen. Ihre Überzeugung: "Wir brauchen keine dritte Startbahn."
Bis zur Bundestagswahl im Jahr 2021 trug der hiesige Wahlkreis die Nummer 214. Mittlerweile ist es der Bundestags-Wahlkreis 213. Er umfasst die kompletten Landkreise Freising und Pfaffenhofen an der Ilm sowie vom Landkreis Neuburg-Schrobenhausen die Kommunen Aresing, Berg im Gau, Brunnen, Gachenbach, Langenmosen, Schrobenhausen und Waidhofen.
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