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Erfolgreiche und unterlegene Politiker äußern sich gegenüber unserer Zeitung zu ihrer und zur allgemeinen Lage nach dem denkwürdigen Urnengang.

(ty) Christian Moser (CSU) als klarer Gewinner des Direkt-Mandats ist drin im deutschen Parlament, Leon Eckert (Grüne) ist wieder über die Landesliste drin und Andreas Mehltretter (SPD) ist nicht mehr drin – so stellt sich am Tag nach der Bundestagswahl die Situation im hiesigen Wahlkreis 213 dar. Was bewegt die Politiker nach dem denkwürdigen Urnengang mit Blick auf die Zukunft Deutschlands? Wie bewerten sie ihr Wahl-Ergebnis und daraus resultierend ihre eigene Lage? Diese und weitere Fragen beantworteten die genannten Politiker und weitere unterlegene Direkt-Bewerber aus dem Wahlkreis im Gespräch mit unserer Zeitung.

Bereits in der Wahlnacht hatte Christian Moser sich gegenüber unserer Redaktion über "das starke Wahlergebnis" gefreut und sich ausgesprochen optimistisch über den bevorstehenden Einzug in den Bundestag gezeigt. Parteifreunde hatten ihn schon als "neuen Bundestags-Abgeordneten für den Wahlkreis Freising" gefeiert, was sich mittlerweile durch die Feststellung der Bundes-Wahlleiterin als Fakt erwiesen hat. Dass er sogar deutlich mehr als 40 Prozent der Erststimmen erreicht habe, freue ihn besonders, so der 35-Jährige. Das Votum sehe er als "großen Vertrauens-Vorschuss der Bürgerinnen und Bürger". Er freue sich nun darauf, dass er das umsetzen dürfe, was er angekündigt habe.

"Weil sie die Schnauze voll haben"

Er wolle ein guter Vertreter für die Region und ein fleißiger Bundestags-Abgeordneter sein. "Ich will die Themen aus der Region nach Berlin tragen und versuchen, das Beste für die Region herauszuholen." Besorgt zeigte Moser sich über "das starke Zweitstimmen-Ergebnis der AfD, die in manchen Wahllokalen sehr zugelegt hat". Er wolle "alles dafür tun, dieses AfD-Ergebnis wieder nach unten zu kriegen". Das könne man aber nicht nur mit Demonstrieren erreichen: "Wir müssen handeln und die Probleme der Menschen lösen." Moser ist sich sicher: "Viele, die die AfD wählen, wählen sie nicht aus Überzeugung, sondern weil sie die Schnauze voll haben." Deshalb brauche es jetzt einen Politik-Wechsel. "Und ich hoffe, dass wir mit einer neuen Bundesregierung einen Politik-Wechsel bekommen – und dass wir eine stabile Regierung der politischen Mitte bilden können."

Leon Eckert hat seinen Wiedereinzug in den Bundestag bis Mitternacht auf der Wahl-Party der Grünen im Kreis Freising gefeiert. Schon nach der ersten Hochrechnung sei er positiv gestimmt gewesen, dass es für ihn wieder reichen werde, berichtet der 31-Jährige im Gespräch mit unserer Zeitung. Als dann gegen 23 Uhr alle bayerischen Wahlkreise ausgezählt gewesen seien, habe er Gewissheit gehabt. Mit dem Gesamt-Ergebnis für seine Partei sei er "nicht ganz zufrieden", so Eckert. "Wir habe einen kleinen Dämpfer bekommen." Das sei natürlich unbefriedigend. Umso mehr gelte es nun für die Grünen, "weiterzurackern und verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen".

"Getragen von großer Verantwortung"

Was sein eigenes Ergebnis mit 12,6 Prozent bei den Erststimmen angeht, freue er sich, "dass ich gegen den Trend persönlich zulegen konnte". Er holte 0,1 Prozentpunkte mehr als zuletzt. Eckert wertet das als große Wertschätzung. Seine Arbeit in den vergangenen dreieinhalb Jahren sei wohl nicht unbemerkt geblieben und auf schöne Weise honoriert worden. Natürliche empfinde er jetzt Glücksgefühle, sagt der 31-Jährige. Doch sei er angesichts der anstehenden politischen Aufgaben vor allem "getragen von großer Verantwortung und Ernsthaftigkeit". Damit wolle er seine Arbeit im Wahlkreis, aber auch auf Bundes-Ebene fortsetzen. Noch heute will er nach Berlin aufbrechen, um morgen an der ersten Fraktions-Sitzung der Grünen teilnehmen zu können.

Nach dem historisch schlechtesten Ergebnis für die Sozialdemokraten sei schon Wahlabend absehbar gewesen, dass er sein Bundestags-Mandat nicht habe verteidigen können, sagte Andreas Mehltrette am heutigen Vormittag im Gespräch mit unserer Redaktion. Mit 11,4 Prozent der Erststimmen landete er beim Kampf um das Direkt-Mandat auf Rang vier. Bei den Zweitstimmen reichte es für seine Partei auf Wahlkreis-Ebene nur für 9,9 Prozent. Aus Bayern kamen diesmal nur noch 14 SPD-Politiker in den Bundestag. Und Mehltretter belegte auf der Landesliste seiner Partei nur Platz 17. "Das muss ich erst mal verkraften", macht der 33-Jährige kein Hehl aus seiner Enttäuschung. "Ich hätte gerne als Bundestags-Abgeordneter weitergemacht – für die Region und für die Energie-Wende."

"Erst einmal sacken lassen"

Er selbst werde mit der Situation klarkommen, sagt der Volkswirt. Doch mache ihm die allgemeine politische Lage große Sorge. Als "dramatisch" bewertet Mehltretter, dass so viele Menschen in Deutschland entweder selbst rechtsextrem gewählt oder sich für Parteien entschieden haben, die jetzt schon mit dem Stimmen von Rechtsextremen Politik machen wollten. "Ich kann nur hoffen, dass die Union realisiert, wo uns dieser Pfad schon einmal hingeführt hat", so der SPD-Politiker. Seine Partei habe es leider nicht geschafft, den von der FDP verursachten Makel der Ampel abzulegen. Er werde das Ganze nun "erst einmal sacken lassen" und sich neuen beruflichen Aufgaben zuwenden. Konkrete Pläne habe er noch nicht. Natürlich bleibe er aber ein politisch engagierter Mensch. Jetzt freue er sich zunächst auf mehr Zeit für Familie und Freunde.

Claus Staudhammer, der hiesige Direkt-Kandidat der AfD, freut sich über den "fulminanten Erfolg" seiner Partei. Besonders angetan zeigt sich der 48-Jährige von den Ergebnissen in den neuen Bundesländern. "Der Osten ist blau", so seine Feststellung. In Bayern habe die AfD aber "noch eine Wegstrecke vor sich", um an solche Zahlen zu kommen, räumt er ein. Doch gibt sich Staudhammer optimistisch. Mit seinem eigenen Ergebnis – er kam bei den Erststimmen auf 18,1 Prozent, bei den Zweitstimmen erreichte seine Partei im Wahlkreis 19,1 Prozent – ist der Pfaffenhofener zufrieden. "Das ist eine gute Basis für unsere und meine weitere Arbeit", sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. 

"Meine Zukunft ist noch offen"

In den kommenden Monaten werde er sich für die AfD voll auf den Kommunal-Wahlkampf konzentrieren. Ziel sei es "in der Fläche breiter zu werden und in deutlich mehr Kommunen präsent zu sein". Hoffnungsvoll stimme ihn auch der Zulauf an Mitgliedern auf lokaler Ebene. Wie es mit ihm beruflich weitergeht, weiß Staudhammer noch nicht. Im Augenblick ist er noch beim – seit dessen Austritt aus der AfD parteilosen – Bundestags-Abgeordneten Johannes Huber aus dem Kreis Freising als Referent beschäftigt. Da Huber bei der Wahl nicht mehr angetreten war, wird dieses Arbeitsverhältnis in absehbarer Zeit enden. "Mal schauen, meine Zukunft ist im Moment noch offen", sagt Staudhammer über seine weiteren Pläne.

Ziemlich entspannt gibt sich Birgit Weinsteiger-Tauer, die hiesige Direkt-Kandidatin der Freien Wähler, am Tag nach dem Urnengang. Die 43-Jährige aus Kirchdorf an der Amper im Landkreis Freising landete im Wahlkreis bei den Erststimmen mit 6,5 Prozent auf dem fünften Platz. Bei den Zweitstimmen reichte es für die Freien Wähler nur für 5,4 Prozent. "Ich bin zufrieden", sagt Weinsteiger-Tauer zu ihrem Ergebnis. Sie habe keine großen Erwartungen gehabt.

"In vielen kleinen Dingen weiterhelfen"

Ihr Engagement sei "auf die Zukunft ausgelegt", erklärt sie. Sprich: Sie werde sich auf jeden Fall weiter politisch engagieren. Im Wahlkampf habe sie gespürt, "dass man den Menschen in vielen kleinen Dingen weiterhelfen kann". Das motiviere sie, am Ball zu bleiben. "Jetzt wird noch ein paar Tage ausgespannt, dann geht es weiter", so die Finanz-Buchhalterin. Ihr nächstes politisches Ziel sind die Kommunalwahlen im nächsten Jahr. Weinsteiger-Tauer möchte sowohl für einen Sitz im Gemeinderat als auch für ein Mandat im Kreistag kandidieren.

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"Natürlich bin ich enttäuscht, dass meine Partei nicht mehr den Sprung in den Bundestag geschafft hat", gibt Vittorino Monti nach der Pleite der FDP mit bundesweit mageren 4,3 Prozent der Stimmen unumwunden zu. Das sei bitter für ihn. Als Direkt-Kandidat der Liberalen hatte der in Pfaffenhofen wohnhafte Soldat gerade einmal 2,8 Prozent der Erststimmen erhalten. Für die Kürze der Zeit, in der er für die Freien Demokraten im Wahlkampf unterwegs gewesen sei, sei das gar nicht so schlecht, relativiert er. Und die 4,4 Prozent für seine Partei bei den Zweitstimmen seien akzeptabel.

"Verloren gegangenes Vertrauen"

Er werde den Kopf aber nicht in den Sand stecken, sondern sich weiter für die FDP und ihre Ziele engagieren, gibt sich der 31-Jährige kämpferisch. "Ich werde alles dafür geben, dass meine Partei wieder Fuß fasst und verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnt." Schaffen wolle er das in den bevorstehenden Monaten vor allem mit einem verstärktem Engagement bezüglich der anstehenden Kommunalwahl.

Das vorläufige Endergebnis für den hiesigen Bundestags-Wahlkreis:

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