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Die erfolgreiche Einrichtung kann bis Ende März in der Pfaffenhofener Auenstraße bleiben. Bis dahin soll ein noch zu gründender Verein, der künftig den Betrieb übernimmt, neue Räume gefunden haben – notfalls auch zur Miete

Von Tobias Zell

Das Wichtigste gleich vorweg: Die Zukunft der Pfaffenhofener Kleiderkammer ist höchstwahrscheinlich gesichert. Eigentlich hatte die Einrichtung, die von der hiesigen SPD und vom Asyl-Arbeitskreis des Interkulturvereins im November eilends aus der Taufe gehoben worden war, heute ihren letzten Tag. Denn die Räumlichkeiten in der Auenstraße waren den Organisatoren nur bis heute von der Familie Hirschberger überlassen worden, weil das Haus bekanntlich abgerissen werden soll. Doch wie heute bei einem Pressegespräch vor Ort deutlich wurde, geht es mit dem erfolgreichen Projekt trotzdem weiter.

Aus mehreren Gründen. Erstens: Die Kleiderkammer kann zunächst einmal bis Ende März in den Räumlichkeiten bleiben, damit ist die nahe Zukunft gesichert. Zweitens: Es soll ein Verein gegründet werden, der sich um den weiteren Betrieb der Einrichtung über den März hinaus kümmert. Drittens: Es scheint genug Geld und Unterstützung da zu sein, um notfalls auch Räume anmieten zu können. Viertens: Die Nachfrage nach Waren aus der Kleiderkammer ist groß. Fünftens: Die Bereitschaft aus der Bevölkerung, Kleider und andere Sachen zu spenden, ist ungebrochen. Sechstens: Es gibt mehrere ehrenamtliche Helfer, die auch weiterhin zusagen, die Kleiderkammer am Laufen zu halten.

Bei dem heutigen Pressetermin blickte Markus Käser, der Chef der hiesigen SPD, auf die kurze Geschichte der Einrichtung zurück. Entstanden sei die Idee der Kleiderkammer in Gesprächen mit dem Asyl-Arbeitskreis um dessen Leiterin Sabine Rieger. Dabei habe sich das Augenmerk unter anderem auf die Vermittlung von Sachspenden gerichtet. Dann sei alles recht schnell gegangen. Die Familie Hirschberger habe spontan die Räume im ehemaligen Kunsthaus Hitzler zur Verfügung gestellt und am 29. November konnte die Kleiderkammer erstmals öffnen.

Über soziale Netzwerke habe man zugleich schnell ein Team von Helfern gefunden gehabt, so Käser weiter. Mindestens drei Ehrenamtliche standen seither pro Öffnungstag – jeden Samstag von 9 bis 13 Uhr – in dem Laden; viele weitere fleißige Händen halfen im Hintergrund beim Sortieren der Ware mit.

Die Spendenbereitschaft in der Bevölkerung war von Anfang an groß, wie das Team betont. Heute zum Beispiel konnten gar keine neuen Sachspenden mehr angenommen werden, weil das Lager rappelvoll ist. Die Qualität der abgegebenen Waren sei sehr hoch, berichten die Helfer. Und das Sortiment werde – zur Freude der Bedürftigen – auch immer besser. „Wir haben nur gute Ware, darunter auch viele Marken-Klamotten“, sagt Käser. „Es wird nichts herausgegeben, was man nicht selbst anziehen würde.“ 

Pro Öffnungstag wurden bislang im Schnitt 200 bis 250 Teile verkauft. Jeweils zum symbolischen Betrag von einem Euro. Auf diese Weise sind rund 1400 Euro zusammengekommen, die nun heute jeweils zur Hälfte – wie angekündigt – dem Arbeitskreis Asyl und dem Hilfsverein „Familien in Not“ übergeben wurden. Auf diesem Weg sollen auch die Einnahmen aus der Kleiderkammer wieder Bedürftigen zugute kommen.

Spenden-Übergabe: Links SPD-Chef Markus Käser, neben ihm Sabine Rieger vom Asyl-Arbeitskreis, rechts Willy Hailer vom Verein "Familien in Not".

Die Erfahrungen des Helfer-Teams haben gezeigt: Das Angebot der Kleiderkammer habe die erhoffte Zielgruppe erreicht. „Wir waren ja von Anfang an nicht nur auf Flüchtlinge fokussiert“, so Käser. Und tatsächlich seien es in der Mehrzahl auch bedürftige Einheimische gewesen, die hier eingekauft haben. Aber natürlich haben nicht zuletzt zahlreiche Asylbewerber das Angebot dankbar angenommen. Drei Flüchtlinge aus Syrien helfen, wie berichtet, selbst tatkräftig in der Kleiderkammer mit. Deshalb betont Sabine Rieger auch den „integrativen Wert“ der Einrichtung. Da seien Freundschaften entstanden, da werde Deutsch gelernt, das sei Integration.

Riegers Dank galt heute ganz besonders dem engagierten Helfer-Team. „Wir vom Asyl-Arbeitskreis hätten das logistisch gar nicht alleine geschafft“, stellte sie klar. Und auch der Verein „Familien in Not“ hätte ein solches Angebot nicht stemmen können, wie der Vorsitzende Willy Hailer sagte. Er lobte die Kleiderkammer als „wichtigen Baustein im ehrenamtlichen sozialen Netz“ und freute sich über die Unterstützung, die sein Verein durch die heutige Spende erfahre.

 

Zugleich kündigte Hailer, dass der Verein „Familien in Not“ sich auch finanziell engagieren könne, um die Zukunft der Kleiderkammer zu sichern. Wenn es etwa um Unterstützung bei der Bezahlung von angemieteten Räume gehe. Das sei auch durch die Satzung des Vereins gedeckt. Damit dürfte nun tatsächlich einer langfristigen Fortsetzung des Projekts nichts mehr im Wege stehen. Denn wenn im Schnitt pro Öffnungstag weiterhin gut 200 Teile ausgegeben werden, würde das im Monat rund 800 Euro einbringen. Allein schon damit dürfte ein Raum anzumieten sein. „Es trägt sich“, gibt sich auch Käser zuversichtlich.

Bis Ende März also kann die Kleiderkammer nun erst einmal am bisherigen Standort, wie gehabt, weitergeführt werden. Alle Beteiligten freuen sich, dass es „ganz normal weitergeht“, wie Käser zusammenfasste – also unter der Federführung der SPD in Kooperation mit dem Asyl-Arbeitskreis und mit dem bewährten Helfer-Team. Parallel dazu soll in den kommenden Wochen die Gründung eines Vereins erfolgen, der dann den Betrieb der Kleiderkammer ab April übernimmt.

Verlängerung: Bis Ende März kann die Kleiderkammer im ehemaligen Kunsthaus Hitzler in der Auenstraße bleiben – bis dahin sollen neuen Räume gefunden sein.

Die erste große Herausforderung für diesen neuen Verein wird erst einmal sein, geeignete Räume für die Kleiderkammer zu finden. Die müssten nämlich auch einigermaßen zentral gelegen sein ­ – denn die Bedürftigen haben freilich kein Auto. Weniger Sorgen macht dem Team dagegen die Frage, ob es weiterhin genügend ehrenamtlich Helfer gibt. Sabine Rieger habe bereits entsprechende Bereitschaft signalisiert bekommen – übrigens auch von Asylbewerbern selbst, die gerne mit anpacken würden. Und die bisherigen Helfer haben auch bereits versichert, dass sie „ihrer“ Kleiderkammer treu bleiben werden. 

Die Kleiderkammer in der Pfaffenhofener Auenstraße 13 hat also weiterhin jeden Samstag von 9 bis 13 Uhr geöffnet. Anlieferungen sind bereits ab 8.30 Uhr möglich. Einkaufen kann dort jeder, der bedürftig ist. Jedes Teil kostet einen Euro; pro Person und Öffnungstag können maximal fünf Teile erworben werden.

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