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Bei der Frage der Unterbringung von Asylbewerbern in dem Reichertshofener Ortsteil hat der Widerstand der Bürger Wirkung gezeigt – von der AfD kommt dennoch Kritik

(zel/ty) In der Frage, wie viele Asylbewerber im ehemaligen Pensions-Gasthaus Däuber im Reichertshofener Ortsteil Winden am Aign untergebracht werden, hat es bekanntlich eine überraschende Entwicklung gegeben. Stand anfangs noch die Zahl von 131 Flüchtlingen im Raum, was seit Wochen für Unmut und zum Teil auch blanke Angst unter den Bürgern sorgte, deutet jetzt einiges darauf hin, dass es am Ende doch nur 67 sein könnten – oder sogar noch weniger. Diese Zahl brachte jedenfalls Landrat Martin Wolf (CSU) gestern bei einem Info-Abend ins Spiel, zu dem der Landkreis eingeladen hatte. So scheint sich nun – nach Wochen der Aufregung – ein Kompromiss abzuzeichnen. Heute hat sich auch die AfD zu der aktuellen Entwicklung zu Wort gemeldet.

Gleich zu Beginn der Veranstaltung mussten sich gestern erst einmal die Politiker von Werner Klein, dem Sprecher der Bürgerinitiative, einiges anhören. Gekommen waren neben Landrat Wolf auch der hiesige Landtagsabgeordnete Karl Straub (CSU) und Bürgermeister Michael Franken (JWU) – sowie so viele Bürger, dass das Windener DJK-Sportheim nicht nur rappelvoll war, sondern einige Besucher sogar vor dem Gebäude auf Bierbänken Platz nehmen mussten, um die Veranstaltung durchs Fenster und via Lautsprecher-Übertragung zu verfolgen.

Volles Haus im DJK-Sportheim von Winden – und die Politiker mussten sich von BI-Sprecher Werner Klein einiges anhören.

40 bis 50 Asylbewerber seien ausreichend für den kleinen Ort, bekräftigte BI-Sprecher Klein. Er verwies auf die vom Eigentümer gehegten Pläne zur Unterbringung von 131 Flüchtlingen in dem ehemaligen Pensions-Gasthaus. Laut Klein stünden in dem Gebäudekomplex für alle Flüchtlinge zusammen eine Küche mit 28 Quadratmetern und eine Speisekammer mit fünf Quadratmetern sowie ein Aufenthaltsraum mit 45 Quadratmetern zur Verfügung. „Da hat jede Henne im Stall mehr Platz“, monierte Klein. Ein solches Projekt gebe es in ganz Deutschland nicht.

Klein ging auch noch einmal auf die Sorgen der Windener Bürger ein. Der Ort hat bekanntlich nur rund 830 Einwohner – und da seien 131 Asylbewerber einfach zu viel, finden die Einheimischen. Man befürchtet soziale Spannungen, sieht Probleme bei der Integration und Betreuung. „Sind wir Eure sozialen Versuchskaninchen“, wetterte Klein an die Adresse der Politiker und Behördenvertreter. Der Landkreis sei hier gefragt: Die beantragte Nutzungsänderung in diesem Ausmaß – für 131 Personen – müsse abgelehnt werden. Die Quote zur Unterbringung von Asylbewerbern dürfe nicht auf Kosten eines kleinen Orts wie Winden erfüllt werden. „Ihr Politiker müsst mal wieder wie normale Menschen denken.“ Im Laufe des Abends erklärte der Landrat dann auch, dass aus Sicht seiner Behörde die Nutzungsänderung nicht genehmigungsfähig ist.

Um dieses Gebäude in Winden am Aign geht es: Hier sollen Flüchtlinge einquartiert werden – aber wie viele, das ist noch offen.

Die Windener hatten seit Bekanntwerden der Pläne proklamiert: 131 Asylbewerber seien deutlich zu viel für den Ort. Eine Online-Petition unter dem Titel „Keine 125 Asylbewerber in 85084 Winden am Aign“ hat inzwischen über 1150 Unterzeichner gefunden. Außerdem wurden dem Wolnzacher Landtagsabgeordneten Karl Straub (CSU) vor Wochen schon eine Petition an den bayerischen Landtag und eine Eingabe an die Regierung von Oberbayern überreicht. Und vor dem Rathaus hatten sich kürzlich rund 130 Bürger zu einer Demonstration versammelt. 

Seit gestern ist klar: Der Widerstand der Windener hat Wirkung gezeigt. Denn sämtliche Varianten, die vom Landrat gestern angeführt wurden, sehen die Einquartierung von deutlich weniger als 131 Flüchtlingen vor. Einen ausführlichen Bericht lesen dazu Sie hier: 67 statt 131 Asylbewerber für Winden?

„Erstaunlich bleibt aber, dass erst deutlicher Widerspruch aus der Bevölkerung dazu notwendig ist, um eine öffentliche Debatte darüber anzustoßen und Alternativvorschläge zu unterbreiten“, erklärt Andreas Strixner, der AfD-Kreisvorsitzende Oberbayern-Nord, in einer heute veröffentlichten Stellungnahme. 

 

Dieses Transparent war am Sportheim angebracht und fordert gar nur die Unterbringung von 30 bis 40 Asylbewerbern in Winden – so sieht es auch AfD-Kreischef Andreas Strixner.

Die gestrige Veranstaltung des Landkreises sei nur dadurch zustande gekommen, dass sich in der Bevölkerung massiver Widerstand gegen die Pläne des Landratsamts und der Regierung von Oberbayern gebildet habe, will Strixner betont wissen. „Wenn dies die Politik der etablierten Parteien in einem demokratischen Rechtsstaat sein soll, ist das beschämend. Hier werden Entscheidungen ohne Einbeziehung der Bürger getroffen, die diese aber nachhaltig und erheblich beeinflussen werden.“ Aus Sicht der „Alternative für Deutschland“ (AfD) sei das "nicht akzeptabel".

In Winden sei eines offen zu Tage getreten, so Strixner weiter: Es sei immer wieder auf den Investor und dessen Befindlichkeiten eingegangen worden, der natürlich eine Rendite sehen wolle und deswegen eine möglichst hohe Anzahl an Asylbewerbern unterzubringen versuche. Der AfD-Kreischef sagt dazu: „Es muss endlich Schluss damit sein, dass auf dem Rücken der Bürger mit Profitgier der große Reibach gemacht wird.“ Für die Asylbewerber sei es außerdem „nicht zumutbar, zusammengepfercht in einer Unterkunft leben zu müssen, nur damit der Herr Investor aus dieser neu entstandenen Sozialindustrie seine Vermögenswerte steigern kann“. Strixners persönliche Meinung zu Winden: „30 bis 40 Asylanten sind das höchste Maß an sozial Verträglichem für ein Dorf dieser Größe.“

Bisherige Artikel zum Thema:

67 statt 131 Asylbewerber für Winden?

Wie viele Asylbewerber kommen nach Winden?

Die Gemeinde sagt: Nein!

"Macht unsere Heimat nicht zum Auffanglager"

"Jedes Maß an Verhältnismäßigkeit verloren"

Widerstand aus Winden: Petition und Demonstration

In Winden geht die Sorge um

 


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