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Bürgerdialog-Auftakt zur Gestaltung der Landratsamt-Fassade bringt ersten Trend: Begrünung zieht, Naturstein weniger. Nachbessern könnte man bei der Verglasung im dritten Stock und beim Eingangsbereich

Audio: "Über Jahrzehnte schwelende Unzufriedenheit" – Interview mit Landrat Martin Wolf

Von Tobias Zell

Bei der Frage nach der künftigen Gestaltung der Pfaffenhofener Landratsamt-Fassade zum Hauptplatz hin kamen am Donnerstagabend die Bürger zu Wort. Landrat Martin Wolf (CSU) hatte in den Hofberg-Saal zum Bürgerdialog geladen. Die Resonanz war überschaubar, über die Gründe kann man trefflich spekulieren. Neben Vertretern des Landratsamts sowie einigen Kommunalpolitikern und Architekten waren jedenfalls nur wenige Otto-Normalbürger auszumachen. Einige Wortmeldungen waren aber durchaus interessant, zumal es mitunter wirklich um Detailfragen ging. Und Wolf hatte eingangs versichert: „Jede Stimme, die heute abgegeben wird, ist gleich wichtig.“ 

Die 17 Millionen Euro teure Generalsanierung des Landratsamts schreitet voran. Im kommenden Jahr sollen die Sanierungsarbeiten am besagten Bauteil A, dem Hauptgebäude am Hauptplatz, beginnen. In seiner Juli-Sitzung – also noch vor der politischen Sommerpause – soll der Bau- und Vergabeausschuss des Kreistags abschließend entscheiden, wie künftig die Fassade gestaltet werden soll, betonte Wolf noch einmal. Höchste Zeit also, um noch einmal die Stimmung unter den Bürgern einzufangen, mit deren Steuergeldern das alles finanziert wird.

Landrat Martin Wolf (CSU) hatte zum Fassaden-Dialog geladen.

Zur Vorbereitung dieser politischen Entscheidung wurden den Bürgern die von den Planern entwickelten drei Varianten vorgestellt. „Wichtig ist für uns zu erfahren, ob es einen Favoriten unter den Varianten gibt beziehungsweise welche Variante aus Sicht der Bevölkerung eher nicht kommen soll“, hatte Wolf schon im Vorfeld betont. Dabei sei es auch interessant, ob noch Veränderungen und Ergänzungen zu den Vorschlägen vorgebracht werden. Man werde diese auswerten und in die Entscheidung einfließen lassen, versprach der Landrat. 

In die bisherigen Entwürfe sind bereits die Entwürfe des Fassaden-Wettbewerbs von 2009 – bei dem es keinen Sieger gab – sowie die Ergebnisse der Podiumsdiskussion beim „Forum Baukultur“ im Jahr 2013 eingeflossen. Auch sind die drei Varianten, die nun auf dem Tisch liegen, mit dem Denkmalamt und der städtischen Bauverwaltung abgeklärt. Klar ist aber: Es geht um eine Sanierung und nicht um einen Neubau, weshalb den Gestaltungsmöglichkeiten Grenzen gesetzt sind.

Die Fassaden-Gestaltung liefert Diskussionsstoff; hier WSP-Chef Matthias Scholz und GfG-Stadtrat Manfred "Mensch" Mayer (rechts).

„Alle Wünsche werden wir deshalb nicht mehr erfüllen können. Wir freuen uns aber über jeden Detailvorschlag am Gebäude und dessen Umfeld“, hatte der zuständige Architekt Benjamin Hardt von „Köhler Architekten“ im Vorfeld noch gesagt – vermittelte dann aber heute Abend zeitweise den Eindruck, als habe man sich alles schon so genau überlegt, dass man auf weitere Anregungen, Vorschläge oder Ideen eigentlich auch verzichten könnte. Man hat jedenfalls schon Bürgerdialoge erlebt, bei denen manche Wortmeldungen der Bürger von Planer-Seite weniger schnell vom Tisch gewischt wurden – oder bei denen man zumindest das Gefühl vermittelte, als würde man das zumindest irgendwie aufnehmen. Ein Moderator hätte der Veranstaltung sicher gutgetan.

Die drei vorliegenden Varianten sind bekannt: Variante 1 kennzeichnet sich durch paarweise gruppierte Fenster und durch eine schlicht verputzte Fassade. Die „Fensterpaare“ sind angeblich in Anlehnung an das Haus der Begegnung gedacht, das nur einen Steinwurf entfernt liegt. Die zweite Variante fällt vor allem durch einzelne Fenster und durch eine Fassaden-Verkleidung aus Naturstein auf. Die Verwendung von Naturstein würde Mehrkosten von 200 000 bis 300 000 Euro bedeuten; gedacht wäre an geschliffenen Solnhofer Stein. Die dritte Variante sticht in erster Linie durch eine teilweise Begrünung der Fassade ins Auge. Dafür müsste man – je nach Umfang – mit Mehrkosten von mindestens um die 75 000 Euro rechnen.


Variante 1 kennzeichnet sich durch paarweise gruppierte Fenster und durch eine schlicht verputzte Fassade. 

Nähere Details zu der technischen Umsetzung der dritten Variante stellte der hiesige Landschaftsarchitekt und Stadtplaner Heinz Kindhammer vor, der die nach seinen Worten „provokante Idee einer umfassenden Fassaden-Begrünung“ ins Spiel gebracht hatte. „Wenn schon Grün, dann ein bisserl mehr als nur dieses Eckchen“, sagte er mit Blick auf Variante 3. Und so sahen es offenbar auch viele der Anwesenden, wie sich später zeigen sollte. 

Der Pfaffenhofener Stadtrat Manfred „Mensch“ Mayer (GfG) erklärte, ihm lägen zu wenige Variationen auf dem Tisch, er vermisse farbliche Akzente. Von den vorliegenden Vorschlägen favorisierte er „Grün“ – das hebe sich ab und sei attraktiv. Auch der Vorschlag von Lüftlmalereien zur Fassaden-Gestaltung wurde angesprochen, um eine Verbindung zum Rentamt herzustellen. Das wertete Hardt als „schwierig“ – Farbe ja, aber das müsse man schon abstrahieren. Sebastian Gerlsbeck vom „Forum Baukultur“ bedauerte indes, dass vom „Köhler Architekten“-Entwurf aus dem Fassaden-Wettbewerb einige Elemente verlorengegangen seien.

Die zweite Variante fällt vor allem durch einzelne Fenster und durch eine Fassaden-Verkleidung aus Naturstein auf.

Warum glatter, geschliffener Stein, fragte ein Bürger mit Verweis auf Variante zwei. Weil es sonst schnell zu wuchtig werde und einen Burg-Charakter bekomme, entgegnete Hardt. Manfred Habl zeigte sich skeptisch bezüglich des Kühl-Aufwands angesichts der teilweisen Glas-Fassade im dritten Obergeschoss. Im Sommer habe man da am Tag bis zu acht Stunden volle Sonnen-Einstrahlung. Und dort soll ja der Veranstaltungs- und Sitzungssaal untergebracht werden. Ja, man habe hier eine Kühl-Leistung zu erbringen, bestätigte Hardt. Diese technischen Aufgaben habe man im Hinterkopf, diese Hausaufgabe müsse man machen.

Brigitte Moser und Architektin Rita Obereisenbuchner fanden, die Glasfassade rechts oben im dritten Stock sollte um die Ecke gehen. Es könne doch nicht sein, dass es an einem Stuhllager scheitere. Denn Hardt hatte erklärt, dass man diese Glasfassade deshalb nicht um die Ecke verlängert geplant habe, weil sich ganz rechts das Stuhllager befinde. Und da ist es – so ähnlich wurde es von ihm erläutert – aus architektonischer Sicht unehrlich, wenn man durch die Glasfassade nach außen hin so tue, als sei dahinter etwas ganz Bedeutsames.

Die dritte Variante sticht in erster Linie durch eine teilweise Begrünung der Fassade ins Auge.

Am Ende der Veranstaltung konnten die Teilnehmer ihre Anregungen auf gelbe Zettel schreiben und diese an eine Pinnwand heften. Das Meinungsbild, das sich hier offenbarte, war deutlich: Auf zahlreichen Zetteln sprach man sich für die Begrünungsvariante aus oder forderte gar noch mehr Grün. Die Putz-Fassade ist weiter im Spiel, während die Naturstein-Verkleidung anscheinend nicht so viele Fans hat. Unterm Strich bleiben drei konkrete „Baustellen“. Erstens: Die Frage nach dem Grün – und wenn ja: wie viel davon. Zweitens: Die mögliche Erweiterung der Glasfassade im dritten Obergeschoss ums Eck. Und drittens die Gestaltung des Eingangsbereichs links unten. 

An diesem Freitag sollen laut Landrat Wolf die Landratsamt-Mitarbeiter bei einer ähnlichen Veranstaltung zu Wort kommen und ebenfalls ihre Anregungen – auf andersfarbigen Zetteln – dazuheften. Dem schließt sich am Samstag von 9 bis 13 Uhr im Foyer des Landratsamts ein weiterer Bürgerdialog an. Die Planer und die Verantwortlichen der Kreisverwaltung stehen dabei auch wieder Rede und Antwort. Alle Bürger sind am Samstag noch einmal eingeladen, ihre Ideen und Hinweise aufzuschreiben. Auch diese Vorschläge werden an den Pinnwänden festgehalten. Und schließlich, Ende Juli, hat der Bau- und Vergabeausschuss des Kreistags eine Entscheidung zu treffen. 

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