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Ein interner Lenkungsausschuss soll das externe Gutachten begleiten, das den Kurs und die wirtschaftliche Situation der hochdefizitären Ilmtalklinik-GmbH unter die Lupe nimmt. Für Diskussionsstoff sorgt: In diesem Gremium sitzt auch Klinik-Geschäftsführer Marcel John, der ja für die zu untersuchende, schwierige Situation verantwortlich zeichnet.

Von Tobias Zell

Bei der Frage, wie man den Patienten Ilmtalklinik am besten behandelt, gehen die Meinungen auseinander. Seitdem Anfang der Woche bekannt geworden war, dass die Klinik-GmbH das vergangene Geschäftsjahr noch massiv schlechter abgeschnitten hat, als laut der ohnehin schon nach unten korrigierten Prognose zu befürchten war, wird viel spekuliert und gemutmaßt. Über die Symptome ebenso wie über mögliche Therapien. Verständigt hat man sich jedenfalls darauf, dass ein externes Gutachten Aufschluss bringen soll. Doch auch das sorgt schon wieder für Zündstoff. Wie auch die Besetzung eines Lenkungsausschusses, der diese Expertise begleiten soll. Und wie so oft im Leben hat alles zwei Seiten.

Erst im November hatte Geschäftsführer Marcel John bekanntgeben müssen, dass die Klinik-GmbH mit ihren beiden Krankenhäusern in Pfaffenhofen und Mainburg das Geschäftsjahr 2015 aller Voraussicht nach mit einem höheren Defizit abschließen wird, als kalkuliert. Statt dem eigentlich geplanten Minus von 3,05 Millionen Euro prognostizierte er damals ein Defizit von 4,18 Millionen Euro aus dem laufenden Betrieb. Dieser Fehlbetrag hat sich noch einmal um rund eine Million Euro erhöht, wie man seit Montag weiß: Satte 5,1 Millionen Euro Miese hat die Klinik-GmbH im vergangenen Jahr gemacht. 

Es wird nicht leichter

5,1 Millionen Euro – aufzufangen zu 85 Prozent vom Landkreis Pfaffenhofen und zu 15 Prozent vom Kreis Kelheim, entsprechend den Gesellschafter-Anteilen der beiden Klinik-Träger. Eine frohe Botschaft klingt anders. Und angesichts der Tatsache, dass die wirtschaftliche Lage der Kliniken offenbar einfach nicht besser werden will, sowie mit Blick auf die sich verschärfenden gesetzlichen Rahmenbedingungen, die alles noch komplizierter machen, scheint die Zukunft der beiden Krankenhäuser ungewisser als je zuvor.

Und schon geht’s wieder rund – sowie möglicherweise um alles. Kann und will man sich dieses Defizit auf Dauer leisten? Ist die Klinik überhaupt in kommunaler Hand zu halten? Braucht es einen Kooperationspartner, vielleicht sogar eine Fusion? Oder soll man den Laden lieber loswerden? Ist der unter John eingeschlagene Kurs richtig? Fragen von grundsätzlicher Bedeutung liegen auf dem Tisch. Fakten machen ebenso die Runde wie Spekulationen, Mutmaßungen und Sorgen.

Was also tun? Am vergangenen Samstag brüteten die Sprecher der Pfaffenhofener Kreistagsfraktionen über den schlechten Zahlen und suchten nach Antworten auf die Frage, wie das alles weitergehen soll. Verständigt hat man sich schließlich unter anderem darauf, ein – angeblich vom Aufsichtsrat ohnehin bereits vorgesehenes – Gutachten nachdrücklich zu unterstützen.

"Einer kritischen Betrachtung unterzogen werden"

„Der Kurs und die Finanzsituation der Ilmtalkliniken sollen einer kritischen Betrachtung unterzogen werden, insbesondere auch mit Blick auf die generelle Perspektive im Rahmen des ab 2017 wirksamen Krankenhausstrukturgesetzes“, erklärte Landrat Martin Wolf (CSU), am Montag zu dem anvisierten Gutachten. In diese externe Betrachtung einbezogen werden soll ausdrücklich auch die Option einer Kooperation mit einer größeren Klinik.

Am Mittwoch tagte der Aufsichtsrat der Klinik unter der Regie seines Vorsitzenden Martin Wolf. Man segnete bei dem Treffen auch offiziell ab, dass das besagte Gutachten jetzt in Auftrag gegeben wird. Kostenpunkt nach Informationen unserer Zeitung: 80 000 bis 100 000 Euro. Ergebnisse erwartet man bis Anfang Juni. 

"Unterstützung der Geschäftsführung"

Dieses Gutachten werde als „Unterstützung der Geschäftsführung“ gesehen, wurde am Montag betont. Mancher tut sich indes schwer mit dieser Lesart. Denn wenn – wie Wolf ja sagt – der Kurs der Ilmtalkliniken einer kritischen Würdigung unterzogen werden soll, dann muss zwangsläufig auch die Arbeit von John unter die Lupe genommen werden. Der zeichnet als Geschäftsführer schließlich verantwortlich für diesen Kurs. John selbst räumte bereits ein: „Dass in solchen Situationen immer ein gewisses Misstrauen da ist, ist klar.“ 

Anders gesagt: 5,1 Millionen Euro Minus wird man wohl noch hinterfragen dürfen. Deshalb also das Gutachten. Und während den Sinn dieser Untersuchung im Grunde keiner anzweifelt, sorgt ein Nebenschauplatz schon wieder für neuen Diskussionsstoff. Denn zur Begleitung des Gutachtens wurde jetzt ein Lenkungsausschuss gegründet – dessen Besetzung nicht nur Applaus erntet. In diesem Gremium sitzt nämlich auch Klinik-Boss John. Was nicht jedem einleuchtet. 

Lenkt ein Lenkungsausschuss?

Zugegeben, schon der Begriff „Lenkungsausschuss“ wirkt unglücklich. Denn sollte dieser Lenkungsausschuss das Gutachten tatsächlich lenken, dann könnten die Ergebnisse angreifbar sein. Auf Anfrage unserer Zeitung relativiert Wolf: Dieser Ausschuss solle das Gutachten „begleiten“, und zwar dahingehend, „dass alle Belange von Klinik und Klinik-Träger erfasst werden“. Anders gesagt: Man wolle sicherstellen, dass tatsächlich auch all das untersucht wird, was man untersucht haben möchte. 

Die Gründung dieses Lenkungsausschusses sowie dessen Besetzung wurde am Mittwoch vom Aufsichtsrat mehrheitlich beschlossen. Wolf legt Wert auf die Feststellung, dass der Lenkungsausschuss „pari besetzt" ist: vier Vertreter der Klinik-Träger und vier Vertreter der Klinik. Von den im Aufsichtsrat sitzenden Ärzten ist indes keiner dabei – dem Vernehmen nach wurde das nämlich abgelehnt. Die Frage nach dem Warum steht im Raum; das macht alles nicht gerade besser.

Irritationen

Unter den Klinik-Vertretern in dem Lenkungsausschuss ist jedenfalls Geschäftsführer John. Was bei einigen für – diplomatisch formuliert – Irritation sorgt. Ausgerechnet John soll also nun mit dafür sorgen, dass auch wirklich alles untersucht wird, was man untersucht haben will? Zum Beispiel, ob sein eigener Kurs sinnvoll und zukunftsfähig ist? Zum Beispiel, ob unter seiner Regie bislang alles gut gelaufen ist? Zum Beispiel, ob es so weiter gehen kann?

Vor diesem Hintergrund wird die Formulierung, dass das externe Gutachten zur "Unterstützung der Geschäftsführung" in Auftrag gegeben wird, für manchen erst so richtig schlüssig. Während andere hinter vorgehaltener Hand schon meinen, man könne sich die bis zu 100 000 Euro für die Expertise möglicherweise auch gleich sparen. 

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