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Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, dass man einen offenbar in Ungnade gefallenen Chefarzt loswerden will – und ihn deshalb "zwangsweise einer neurologisch-psychiatrischen Begutachtung wegen angeblicher Demenz" unterwarf. Der Pfaffenhofener Landrat Martin Wolf (CSU), Chef des Klinik-Aufsichtsrats, spricht von einem "medizinischen Dissens", der nun intern aufgearbeitet werden soll.

(ty) Die Pfaffenhofener Ilmtalklinik kommt offenbar nicht zur Ruhe. Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt führt bekanntlich gegen den früheren Geschäftsführer Marco Woedl ein Ermittlungsverfahren wegen Betrugsverdachts. Und nachdem der neue Chef Marcel John kürzlich einräumen musste, dass das Defizit aus dem laufenden Betrieb heuer deutlich höher ausfällt als kalkuliert, und dass auch für nächstes Jahr tiefrote Zahlen zu erwarten sind, dürfte nun ein Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ für neuerlichen Diskussionsstoff sorgen. Demnach will die Klinik „einen offenbar in Ungnade gefallenen Chefarzt loswerden“. Und zwar auf eine Art und Weise, die nach Einschätzung der SZ landesweit doch ziemlich einmalig sein dürfte. Die Überschrift des Artikels ist unmissverständlich: „Mobbing an der Ilmtalklinik“, heißt es da.

Die Zeitung beruft sich auf ein ihr vorliegendes Schreiben des Ärztlichen Kreisverbands Pfaffenhofen, wonach der besagte Chefarzt "zwangsweise einer neurologisch-psychiatrischen Begutachtung wegen angeblicher Demenz" unterworfen wurde. Dem Bericht zufolge ließ sich der Arzt auch untersuchen. Mit dem Ergebnis, dass er "überdurchschnittliche Fähigkeiten besitzt", wie die SZ aus dem Schreiben des Ärztlichen Kreisverbands zitiert. Inwiefern darin allerdings die Erkenntnisse aus der Begutachtung zitiert oder wiedergegeben werden, bleibt offen.

Was dann geschah, formuliert die SZ jedenfalls so: „Ruhe hatte der betroffene Chefarzt dennoch nicht. Nun sei er mit dem Vorwurf konfrontiert worden, die im Landkreis praktizierenden Fach- und Hausärzte hätten kein Vertrauen mehr zu ihm. Daher strebe das Haus einen Auflösungsvertrag an.“ Der Chefarzt habe sich, so wird weiter berichtet, an den Ärztlichen Kreisverband gewandt – wo ihm bei einer Sitzung im November die anwesenden Kollegen das Vertrauen ausgesprochen haben sollen. 

Außerdem sei der Klinik-Manager zur Rede gestellt worden. Und auch an Landrat Martin Wolf (CSU), der zugleich Chef des Klinik-Aufsichtsrats ist, soll sich der Ärztliche Kreisverband gewandt haben. „Im Moment ist der zunächst erwogene Auflösungsvertrag vom Tisch“, weiß die SZ. 

Landrat Wolf: "Medizinischer Dissens"

Wolf erklärte am Mittwochabend auf Anfrage unserer Zeitung zu dem Fall: „Es gibt einen medizinischen Dissens zwischen dem besagten Chefarzt und dem Ärztlichen Kreisverband auf der einen Seite sowie der Klinik-Leitung auf der anderen Seite.“ Dabei gehe es um die „Beurteilung von strittigen Vorgängen“. Weitere Details nannte Wolf nicht. Man habe sich „darauf verständigt, dass das intern aufgearbeitet wird, unter externer Begleitung“.  Mehr wollte er nicht sagen; man habe Stillschweigen vereinbart. 

Die Aufhellung der nun im Raum stehenden Vorkommnisse gegenüber der Öffentlichkeit dürfte in jedem Fall problematisch werden; das Image der Klinik-GmbH mit seinen beiden Krankenhaus-Standorten in Mainburg und Pfaffenhofen droht – so oder so – zu leiden. Denn sollte an den mutmaßlich gegenüber dem Chefarzt geäußerten Vorwürfen etwas dran sein, dann könnte der medizinische Ruf der Ilmtalkliniken leiden. Andernfalls würde wahrscheinlich Geschäftsführer Marcel John in die Schusslinie geraten. 

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