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"Asylabwehr"-Panzer von Reichertshausen: SPD-Ortsverein distanziert sich von Florian Simbecks jüngsten Kommentierungen

Von Tobias Zell

Der Vorstand des Reichertshausener SPD-Ortsvereins zeigt sich „entsetzt“ und distanziert sich „in aller Deutlichkeit und Schärfe“ von den Aussagen des Parteifreunds und Kreistags-Mitglieds Florian Simbeck in Zusammenhang mit der kürzlich erneut thematisierten Affäre um den „Asylabwehr“-Panzer, der im vergangenen Jahr beim Faschingszug des OCV Steinkirchen mitgerollt war. Simbeck hatte den „Panzer“ angesichts einer aktuellen Ausstellung, bei der ein Foto von diesem gezeigt wird, wieder in den Fokus gerückt und – als er daraufhin erneut kritisiert wurde – von Realitätsverlust und „Dorfdeppen“ gesprochen. 

Als „unüberlegt und vollkommen unangebracht“ bezeichnet der Vorsitzende Benjamin Bertram-Pfister im Namen des SPD-Ortsvereins die jüngsten Äußerungen von Simbeck. „Wir schätzen die Arbeit des Oberilmtaler Carnevalsvereins (OCV) für unsere Heimatgemeinde sehr und können in keinster Weise die Wortwahl und den Inhalt der Statements unseres ehemaligen Ortsvereinsmitglieds Simbeck nachvollziehen“, heißt es dazu.

Auch wenn man Simbeck – der den Panzer damals scharf kritisiert hatte – „inhaltlich zugestimmt“ habe, hätte sich der SPD-Ortsverein nach eigenen Angaben schon zum Höhepunkt der „Panzer-Affäre“ im Februar vergangenen Jahres einen anderen Umgang von ihm mit dem Thema gewünscht. Von seinen „neuerlichen Attacken auf ehrenamtlich höchst engagierte Gemeindebürgerinnen und Gemeindebürger“ sei man „entsetzt“, so Bertram-Pfister. 

Simbeck sei von 2012 bis Mitte vergangenen Jahres Mitglied des SPD-Ortsvereins Reichertshausen gewesen, er habe sich dort allerdings „nur sehr sporadisch an gemeinsamen Aktivitäten, Infoständen und Parteitreffen beteiligt“, heißt es weiter. Simbeck habe, so stellen die hiesigen Genossen außerdem klar, „somit noch nie im Namen unserer Gruppierung gesprochen und tut dies somit auch im Moment nicht“.

Die neuerliche Aufregung hat ihren Ursprung, wie berichtet, in einer verjährten Narretei aus der Gemeinde Reichertshausen, die nicht witzig war. Beim Faschingszug des OCV Steinkirchen war im vergangenen Jahr, mitten in der höchsten Flüchtlingskrise, ein im Stile eines Wehrmachts-Panzers gebauter Wagen mitgetrollt, der die Aufschriften „Ilmtaler Asylabwehr“ und „Asylpaket III“ trug. Das Gefährt sorgte für eine Welle der Empörung, brachte den Verantwortlichen harsche Kritik ein, warf gar ein braunes Licht auf die Kommune und den OCV und rief nicht zuletzt die Staatsanwaltschaft auf den Plan. 

Simbeck selbst hatte mit dem Panzer nichts zu tun. Allerdings wohnte er damals noch in Reichertshausen und sah deshalb das Gefährt – wie Hunderte von anderen Zuschauern auch. Er fotografierte den „Asylabwehr“-Panzer und veröffentlichte die Bilder auf Facebook – inklusive eines Kommentars, in dem er seiner Entrüstung Ausdruck verlieh und die Aktion scharf verurteilte.

Das wiederum nahmen ihm einige übel – ein Nestbeschmutzer sei er, so lauteten noch die harmloseren Vorhaltungen. Die Welle der Empörung über den Panzer schwappte derweil quer durchs Land, zahlreiche Medien berichteten. Den Verantwortlichen für diese ungewollte Aufmerksamkeit glaubten manche in Simbeck gefunden zu haben. Ihm, im Hauptberuf Schauspieler und Comedian, wurde unter anderem vorgeworfen, er wollte nur PR in eigener Sache machen. 

Dieser Tage nun, gut ein Jahr später, gab es erneut Aufregung um einen Facebook-Beitrag von Simbeck. Wieder ging es um den Panzer. „Das ist ja eine nette Überraschung“, postete er: „Mein Foto vom Reichertshausener Asylbewerber-Tötungspanzer wird Teil einer Ausstellung in Paris zum Thema Flucht und wie wir damit umgehen.“ Offenbar an die Protagonisten von damals gerichtet, fügte Simbeck hinzu: „Freut euch, ihr seid berühmt und jetzt sogar noch mehr ein Stück Zeitgeschichte.“ 

Die Verbal-Attacken an die Adresse von Simbeck ließen nach diesen Zeilen nicht lange auf sich warten. Sofort wurde wieder heiß und kontrovers diskutiert. Auch Simbeck selbst beteiligte sich: „Hahahaha“, kommentierte er, „jetzt kommen wieder die ganzen Dorfdeppen herausgekrochen. Dabei sind sie selber mit dem Scheißding durch die Gegend gefahren und regen sich darüber auf, wenn es jemand fotografiert.“ Wer auf den Fotografen schimpfe, der einen bei einer öffentlich dämlichen Aktion fotografiere, leide unter Realitätsverlust, erklärte Simbeck. Und: „Wer mit was auch immer in einem Faschingsumzug durch die Gegend fährt, muss damit rechnen, dass er damit auch fotografiert wird und kann am Ende die Verantwortung für die öffentliche Wahrnehmung nicht dem Fotografen in die Schuhe schieben.“ 

Auf den Plan gerufen sah sich – wie berichtet – auch die Junge Union, die Nachwuchs-Organisation der CSU. Sie stellte sich angesichts dieses neuen Facebook-Beitrags die Frage, ob Simbeck „überhaupt noch geeignet ist, sein Amt als Kreisrat auszuüben“. Der Ratschlag von Fabian Flössler, Geschäftsführer der JU und Geschäftsführer der CSU im Kreis Pfaffenhofen, an die Adresse von Simbeck lautete: „Wer so mit ehrenamtlich Tätigen eines traditionsreichen Vereins umgeht, sollte sich einen Rückzug aus der Kommunalpolitik wirklich ernsthaft überlegen.“

Unabhängig davon, wie man zu dem Faschings-Panzer stehe, so Flössler, zeige sich „durch das erneute Aufwärmen“ der Geschichte durch Simbeck, dass diesem „anscheinend jeglicher Respekt gegenüber den Bürgern Reichertshausens“ fehle, insbesondere gegenüber den Mitgliedern des OCV Steinkirchen. „Wer mit Begriffen wie ,Dorfdeppen’ oder dergleichen um sich schmeißt, zugleich aber Kreisrat der SPD – angeblich ja Anwalt der kleinen Leute – ist, sollte sich einige Tage zurückziehen und ernsthaft überlegen, aus der Kommunalpolitik auszusteigen.“ 

Simbeck selbst wollte den ganzen Wirbel sowie die Einlassungen von Flössler & Co. nicht groß kommentieren. „Ich schulde der JU keine Erklärung“, sagt er. Zudem sei es ja jedem selbst überlassen, ob er sich als „Dorfdepp“ angesprochen fühle. Auf Facebook ließ er dann noch wissen: „Nicht jeder, der in einem Dorf lebt, ist ein Dorfdepp. Aber es können durchaus welche dort leben.“  

Offenkundig, so urteilte Flössler, bringe Simbeck zum Ausdruck, „dass er schon Probleme mit der ländlichen Bevölkerung hat“. Der Kreis Pfaffenhofen sei nun aber ländlich geprägt. In diese Richtung äußert sich nun auch der SPD-Ortsverein Reichertshausen. „Wir leben in einem ,Land’kreis und sind somit alle mehr oder weniger ,Dorfbewohner’“, schreibt Bertram-Pfister. „Wenn Simbeck meint, diese nun verunglimpfen zu können, so tut er niemandem einen Gefallen: weder sich, noch der Partei, noch den Menschen, die hier leben und sich engagieren.“

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