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Empfehlung gilt für Fische aus zwölf von 13 untersuchten Gewässern im Abstrom-Bereich des Airport-Geländes.

(ty) In Zusammenhang mit der PFC-Belastung des Wassers im Umfeld des Flugplatzes von Manching liegen jetzt die Ergebnisse zum "Fisch-Monitoring 2018" vor. Wie das Pfaffenhofener Landratsamt mitteilt, empfiehlt das "Landesamt für Gesundheit und Lebensmittel-Sicherheit" (LGL), "im Moment generell auf den Verzehr von Fischen aus Gewässern im Abstrom des Flugplatzes Manching  zu verzichten". Diese Empfehlung gelte für zwölf der 13 beprobten Weiher (siehe Karte unten); ausgenommen sei nur der so genannte Ulrichsee. "Die Empfehlung wird zunächst bis zum Vorliegen neuer Mess-Ergebnisse im Jahr 2020 aufrechterhalten", so die Kreisbehörde.

Mit per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC) belastetes Wasser vom Militär-Flugplatz bei Manching kontaminiert bekanntlich in der Umgebung das Grund- und Oberflächenwasser. Diese Belastung stammt aus früheren Jahren –und zwar von seinerzeit erlaubten, inzwischen aber verbotenen Lösch-Schäumen. Wie berichtet, war PFC auch bereits in Gartenfrüchten nachgewiesen worden (PFC auch in Gartenfrüchten nachgewiesen).

Das Landratsamt untersagte in Reaktion auf die PFC-Belastung in Teilen der Gemeinde Manching – wie mehrfach berichtet – bereits die Nutzung von Grundwasser zur Bewässerung im Bereich der Ortsteile Lindach und Westenhausen. Das gilt auch für außerorts liegende, bebaute Freizeit-Grundstücke. Diese so genannte Allgemeinverfügung gilt noch bis 30. April 2032. In diesem Zeitraum untersagt ist außerdem die Benutzung von Oberflächenwasser zu Bewässerungs-Zwecken aus Gewässern nördlich und nordöstlich des Flugplatzes Manching. Es geht um Wasser aus Baggerseen, Westenhauser Ach und Irschinger Ach. Wer gegen diesen behördlichen Erlass verstößt, riskiert ein Zwangsgeld.  

Nun ist also offiziell bekannt, dass auch Fische mit PFC belastet sind. Belastungen oberhalb der Bestimmungs-Grenze wurden den heutigen Angaben des Landratsamts zufolge bei elf von insgesamt 22 untersuchten per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC) festgestellt. "Maßgebliche PFC-Belastungen mit Konzentrationen über zehn Mikrogramm je Kilogramm in Fischen lagen ausschließlich in den zwölf vom Flugplatz beeinflussten Gewässern vor", heißt es von der Kreisbehörde. Das "Fisch-Monitoring" wurde von der Bundeswehr veranlasst. Bewertet wurden die Ergebnisse dann vom LGL. Das Landratsamt als zuständige Behörde gibt jetzt die Ergebnisse bekannt.

Die Karte zeigt die Gewässer, aus den Fische untersucht wurden (Quelle: Landratsamt)

"Zur Klassifizierung / Einstufung der Belastung wurden sowohl für den Leitparameter PFOS als auch für die Gesamt-PFC-Belastung vier Belastungs-Stufen eingeführt", erläutert die Kreisbehörde. Diese lauten:

  • "sehr gering" bei einer Belastung von 0,5 bis 10 Mikrogramm PFOS pro Kilogramm Frischgewicht (FG)
  • "gering" bei einer Belastung von 11 bis 30 Mikrogramm PFOS pro Kilogramm Frischgewicht (FG)
  • "mittel" bei einer Belastung von 31 bis 100 Mikrogramm PFOS pro Kilogramm Frischgewicht (FG)
  • "hoch" bei einer Belastung von über 100 Mikrogramm PFOS pro Kilogramm Frischgewicht (FG)

"Eine akute Gesundheits-Gefährdung ist durch den einmaligen Verzehr von belastetem Fisch, auch bei den gemessenen Gehalten, nicht gegeben", teilte das Landratsamt mit. "Obwohl es sich um keine gesetzlichen Höchstwerte handelt, sollte ein regelmäßiger Verzehr über einen längeren Zeitraum hinweg vermieden werden."

Diese Empfehlung werde ausgesprochen, "weil aufgrund des nach wie vor anhaltenden Abstroms von PFOS aus den Flugplatz-Bereich die Entwicklung der Gehalte im Fisch nicht vorhersehbar ist". Bei der Bewertung sei das LGL – so das Landratsamt – davon ausgegangen, "dass die jeweils entnommenen Fische den Fischbestand des entsprechenden Gewässers entsprechend repräsentativ widerspiegeln".

Das Landratsamt hatte nach eigenen Angaben in Zusammenhang mit der PFC-Kontaminations-Problematik für die Jahre 2018 bis 2020 ein dreijähriges "Fisch-Monitoring" im Umfeld des Flugplatzes Manching gefordert. Für dieses Monitoring seien 13 Proben-Gewässer im Abstrom-Bereich des Flugplatzes sowie drei Kontroll-Gewässer außerhalb des Grundwasser-Stroms und Einflussbereichs des Flugplatzes ausgewählt worden.

"Daraus wurden jeweils drei Fische entnommen und auf 22 verschiedene per-/polyfluorierte Chemikalien (PFC) untersucht", erklärt die Behörde. In der Regel handelte es sich dabei den Angaben zufolge um große und ältere Fische. "Sofern diese nicht entnommen werden konnten, wurde sichergestellt, dass – um die Proben-Menge für die Analyse zu erhalten – mehrere kleine Fische, die bereits mehrere Jahre alt waren, gefangen und untersucht wurden." Untersucht worden seien dabei "jeweils die Fisch-Filets".

In einem Zwischenbericht seien dem Landratsamt nun die Untersuchungs-Ergebnisse der Proben-Entnahmen des vergangenen Jahres mitgeteilt worden. In der Folge hatte das Landratsamt nach eigenem Bekunden das "Landesamt für Gesundheit und Lebensmittel-Sicherheit" gebeten, zu den Werten eine gutachterliche Stellungnahme abzugeben. "Basis dieser gutachterlichen Stellungnahme des LGL ist die Veröffentlichung einer Stellungnahme der europäischen Lebensmittel-Sicherheits-Behörde (EFSA) zu PFOS und PFOA vom Dezember 2018", so ein Behörden-Sprecher.

 

Die jeweiligen Fischerei-Berechtigten der betroffenen Gewässer seien vom Landratsamt an diesem Mittwoch angeschrieben und über die Ergebnisse des Monitorings informiert worden, hieß es auf Anfrage unserer Zeitung aus dem Landratsamt. Dabei seien den Betroffenen auch die jeweils individuellen Werte mitgeteilt worden. Aus Datenschutz-Gründen könnten allerdings keine Werte aus dem Fisch-Monitoring bezüglich einzelner Gewässer veröffentlicht werden. 

Die Kontaminationen in Wasser und Boden wurden, wie mehrfach berichtet, durch PFC-haltige Feuerlösch-Schäume (Aqueous-Film-Forming-Foams, kurz AFFF) verursacht, die zu früheren Zeiten auf dem Areal des Flugplatzes zum Einsatz gekommen waren. Diese Löschmittel sind seinerzeit zum Beispiel bei Flugzeug-Bränden und regelmäßigen Löschübungen verwendet worden. Bis in das Jahr 2000 wurde zur Herstellung der Löschschäume vor allem PFOS verwendet. PFOS-haltige Löschschäume mit einem Gehalt von mehr als 0,001 Prozent dürfen jedoch aufgrund eines EU-weiten Verbots seit dem Sommer 2011 nicht mehr benutzt werden 

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