Geisenfeld: Bürgermeister Christian Staudter (USB) gibt einen stadtpolitischen Rückblick und benennt die anstehenden Projekte.
(ty) Es ist gute Tradition, dass sich die Bürgermeister zum Jahresende mit Weihnachts- und Neujahrsgrüßen an ihre Bürger wenden, oft wird das verknüpft mit einer Rückschau und einem Ausblick. Unsere Zeitung veröffentlicht auch heuer wieder die Ausführungen aller 19 Rathaus-Chefs aus dem Landkreis Pfaffenhofen im Wortlaut. Nachfolgend lesen Sie die Gedanken von Christian Staudter (USB), Gemeinde-Oberhaupt von Geisenfeld:
"Das Jahr 2019 neigt sich dem Ende zu.
Die so genannte stade Zeit, die vorweihnachtliche Zeit, ist für mich immer besonders schön, denn die weihnachtliche Beleuchtung in der gesamten Innenstadt verbreitet ein adventlich gemütliches Flair und steigert die Vorfreude auf das Weihnachtsfest. Persönlich ist die Stimmung allerdings im Augenblick bei mir sehr getrübt, denn durch den Unfall meiner Frau Henriette werden wir dieses wunderschöne Fest heuer nicht so feiern können, wie es sonst in unserer Familie üblich ist. Aber meine Frau versprüht schon wieder grenzenlosen Optimismus und ist vom Krankenbett aus aktiv wie eh und je. Ihr Glas ist immer halbvoll und nicht halbleer. Von dieser Einstellung könnten wir uns alle eine dicke Scheibe abschneiden.
Zurück zum politischen Alltag: Das zu Ende gehende Jahr ist immer wieder Anlass, um Bilanz zu ziehen, Rückschau zu halten und gleichzeitig einen Ausblick in das neue Jahr zu wagen. Es ist schön, dass wir nach wie vor in einer der wirtschaftsstärksten Regionen Deutschlands leben, mit hohen Steuereinnahmen, Vollbeschäftigung und relativ großem Wohlstand für weite Teile der Bevölkerung. Beunruhigende Nachrichten wegen des Stellenabbaus bei Audi deuten jedoch Eintrübungen am Konjunkturhimmel an. Mit einem Rückgang der Steuereinnahmen in naher Zukunft ist zu rechnen. Aber das heißt Jammern auf einem hohen Niveau. Finanziell steht unsere Stadt weiterhin auf gesunden Beinen.
Auch 2019 haben wir wieder viel geleistet, um unsere schöne Stadt noch attraktiver und fortschrittlicher zu machen. Und dass wir eine sehr attraktive Stadt sind, zeigt sich in den Zuzügen und in der sehr hohen Nachfrage nach Wohn- und Gewerbe-Grundstücken. Jeden Tag bekommen wir Anfragen nach Grundstücken nicht nur im Einheimischen-Modell.
Mit der Ausweisung der Baugebiete 'Am Pfaffenberg', 'Lustfeld II' in Unterpindhart, 'Braglwiesen' in Holzleiten und dem ehemaligen Speditionsgelände Pfaffenbergweg versuchen wir, den Nachfrage-Überhang ein wenig zu mildern. 'Lustfeld II' ist mittlerweile erschlossen. Die Erschließung des Baugebiets 'Am Pfaffenberg' erfolgt im nächsten Jahr, so dass 2021 mit dem Bau der Häuser begonnen werden kann. Leider hat der Stadtrat dem von mir gewünschten Bau eines Nahwärmenetzes in diesem Baugebiet mehrheitlich nicht zugestimmt.
Mit der Errichtung von neun Sozialwohnungen am Eglhof schaffen wir bezahlbaren Wohnraum für einkommens-schwächere Mitbürger. Die Wohnungen sind Anfang 2020 bezugsfertig. Über die Vergabe-Modalitäten wird der Stadtrat zu beraten haben.
Im Gewerbegebiet Ilmendorf sind mittlerweile fast alle Flächen vergeben. Kaufland expandiert und wir sind froh, dem Unternehmen die benötigten Flächen zur Verfügung stellen zu können. Der Event-Biergarten Birkenheide mit dem wunderschönen adventlichen Winterzauber ist Anziehungspunkt und Attraktion für die gesamte Region. Einen herben Dämpfer mussten wir allerdings bei den Erweiterungsplänen zum Gewerbe-Gebiet Ilmendorf-Nord einstecken. Hier zeigte uns der Bürger mit dem Abstimmungs-Ergebnis im Bürgerentscheid eindeutig die 'rote Karte'.
Aus meiner Sicht ist dieses Thema damit endgültig vom Tisch. Hoffentlich werden wir dieser Entscheidung nicht einmal nachtrauern. Nachfragen nach Gewerbe-Flächen erhalten wir viele. Jedoch müssen wir Absagen erteilen, da wir keine Grundstücke mehr haben. Gerne würden wir das Gewerbe-Gebiet Geisenfeldwinden erweitern, doch auch hier sind uns die Hände gebunden, weil die benötigten Flächen nicht zur Verfügung stehen.
Eine Bitte von mir: Unterstützen Sie den Einzelhandel und die Gewerbetreibenden vor Ort, damit unsere Innenstadt attraktiv bleibt. Gute Einkaufs-Möglichkeiten, wie wir sie in unserer Geisenfelder Geschäftswelt noch haben, sind keine Selbstverständlichkeit!
Die Realisierung der Umgehungsstraße Nordwest ist immer noch das größte Problem. Nachdem im Jahr 2018 der seltene und auf der 'Roten Liste' stehende Wachtelkönig gehört worden ist, verlangten die Naturschutzbehörden eine erneute Kartierung dieses Vogels beziehungsweise einen Ausschluss des Vorhandenseins des Wachtelkönigs. Die Untersuchungen im Sommer 2019 ergaben, dass der Wachtelkönig heuer nicht im Gebiet der Trasse nachgewiesen werden konnte. Weitere Beobachtungen und Kartierungen anderer seltener Vogelarten sind zudem notwendig, die sich allerdings bis in den Sommer 2020 hinziehen werden. Erst nach Vorliegen dieser Ergebnisse können die nächsten Schritte eingeleitet werden. Mittlerweile fragt man sich, wer wichtiger ist: Mensch oder ????????????????
Dass die Umgehungsstraße unbedingt notwendig ist, zeigen die weiter zunehmenden Staus auf der Augsburger Straße und die nochmalige Steigerung des unerträglichen Schwerlast-Verkehrs. Sehr gespannt bin ich auf die von Seiten der Stadt eingeleiteten Feinstaubmessungen in der Augsburger Straße und Maximilianstraße, deren Ergebnisse Anfang 2020 vorliegen werden. Dann zeigt sich, ob der Grenzwert überschritten ist oder nicht. Welche Konsequenzen dann möglicherweise daraus abzuleiten sind, wird ebenfalls sehr spannend sein.
Der Ausbau der Gemeindeverbindungsstraße Unterpindhart – Aiglsbach auf unserem Gemeinde-Gebiet wurde abgeschlossen und die Straße für den Verkehr wieder freigegeben. Ich danke allen Grundstücks-Eigentümern sehr herzlich, dass wir die hierfür benötigten Flächen erwerben konnten. Die vom Straßenbauamt Ingolstadt geforderte Linksabbiegespur beim Wasserskipark am Lorenzisee konnte Ende November noch fertiggestellt werden.
Im Rahmen des integrierten städtebaulichen Entwicklungs-Konzepts (ISEK) wurden unter der Federführung des Planungsbüros Dragomir zusammen mit dem Steuerkreis die Ziele und Handlungsfelder für die zukünftige Entwicklung Geisenfelds festgelegt. Erste Priorität hat hier die Entwicklung des Areals um den Klosterstadel. Deshalb wurde eine Machbarkeits-Studie in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse dem Stadtrat vorgestellt wurden. Das mit der Erstellung der Studie beauftragte Büro hatte die Varianten Erhalt und Sanierung des Stadels oder den Abriss und Neubau mit Tiefgarage zu untersuchen.
Das Ergebnis ist, dass sich die Kosten bei Sanierung beziehungsweise Neubau ohne Tiefgarage die Waage halten. Bei Erhalt des Stadels bekommen wir Zuschüsse von der Städtebau-Förderung, bei einem Neubau nichts. Deshalb sollten wir meiner Meinung nach den Stadel erhalten, nach unserem Bedarf sanieren und auf eine Tiefgarage verzichten, da sonst noch mehr Verkehr in die Innenstadt gezogen wird. Notwendige Parkplätze sind an anderer Stelle zu errichten. Unkalkulierbare archäologische Risiken sind ein weiterer Aspekt, auf eine Tiefgarage an dieser Stelle zu verzichten und nicht in den Untergrund einzugreifen.
Das von Leader geförderte Nachnutzungs-Konzept der Kiesweiher im Feilenmoos und unterem Ilmtal wurde heuer abgeschlossen. In allen vier Kommunen (Geisenfeld, Manching, Reichertshofen und Ernsgaden) wurden unter reger Bürgerbeteiligung in Workshops Ideen, Anregungen und Wünsche eingebracht und diskutiert. Dabei stellte sich klar heraus, dass das Gebiet in erster Linie Naherholungs-gebiet für die einheimische Bevölkerung bleiben soll. In vielen konstruktiven Gesprächen zwischen den Kieswerks-Betreibern und Eigentümern der Seen und der Unteren Naturschutz-Behörde am Landratsamt konnten gute Ergebnisse erzielt werden, die sowohl den Belangen des Naturschutzes als auch den Interessen der Kieswerks-Betreiber gerecht werden. Nun gilt es, die im Konzept ge-nannten Vorschläge sukzessiv umzusetzen.
Intensiv arbeiten wir momentan an der Realisierung eines kommunalen Glasfaser-Breitband-Netzes. Dafür sind in den nächsten Wochen wichtige Entscheidungen vom Stadtrat zu treffen.
Das Jugend-Zentrum mit Jugend-Parlament leistet wertvolle Arbeit, wofür ich unseren zwei vollzeit-beschäftigten Sozialpädagoginnen herzlich danke.
Eine Vielzahl hochkarätiger kultureller Veranstaltungen prägte wieder das abgelaufene Jahr. Unsere mittlerweile sechs Stadtführungen erfreuen sich weiterhin großer Nachfrage. Die ehrenamtlichen Schauspieler/innen und Stadtführer/innen leisten ganz hervorragende Arbeit, wofür ich allen Beteiligten für ihr großes Engagement herzlich danke.
Klimaschutz und der angemessene Umgang mit Ressourcen sind uns allen sehr wichtig. Deshalb sind wir dem kommunalen Energie-Netzwerk der Technischen Hochschule Amberg unter der Leitung von Professor Brautsch beigetreten, um all unsere Liegenschaften einem Energie-Check zu unterziehen. Die energetische Ertüchtigung unserer Kläranlage und eine zeitgemäße, kostengünstige Klärschlamm-Entsorgung sind hier Schwerpunktthemen der nächsten Monate.
Die Herausforderungen auf vielen Gebieten werden unsere ganze Kraft erfordern. Aber auch diese werden wir in der bewährten fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen Stadtrat und Verwaltung zum Wohle unserer Bürger/innen meistern. Zu nennen sind hier in erster Linie, um nur einige der wichtigsten Projekte aufzuzählen:
- Umgehungsstraße Nord-West
- Umsetzung der von ISEK priorisierten Maßnahmen
- Planungs- und Umsetzungs-Konzept Klosterstadel
- Realisierung der im Leader-Projekt erarbeiteten Vorschläge für die Seenplatte Feilenmoos
- Weiterer Glasfaser-Breitband-Ausbau
- Entwicklung von Wohn- und Gewerbeflächen
- Barrierefreie Übergänge im Altstadt-Bereich und Neugestaltung Vorplatz historisches Rathaus
- Hochwasserschutz Ilmendorf und Hochwasser-Rückhalt bei Starkregen-Ereignissen an Moosbach, Mettenbach und Pindharter Bach.
Ich wünsche Ihnen erholsame Tage, gesegnete frohe Weihnachten und vor allem ein gesundes, friedliches und erfolgreiches Jahr 2020.
Ihr Christian Staudter"
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