Bürgermeister Thomas Herker (SPD) über ein außergewöhnliches Jahr für Pfaffenhofen, über Klimaschutz und nachhaltiges Handeln, Wohnen, Verkehrswende und Wachstum.
(ty) Es ist gute Tradition, dass sich die Bürgermeister zum Jahresende mit Weihnachts- und Neujahrsgrüßen an ihre Bürger wenden, oft wird das verknüpft mit einer Rückschau und einem Ausblick. Unsere Zeitung veröffentlicht auch heuer wieder die Ausführungen aller 19 Rathaus-Chefs aus dem Landkreis Pfaffenhofen im Wortlaut. Nachfolgend lesen Sie die Gedanken von Thomas Herker (SPD), Stadtoberhaupt von Pfaffenhofen:
"Liebe Pfaffenhofenerinnen und Pfaffenhofener,
ein außergewöhnliches Jahr geht zu Ende. Als wir vor zwölf Monaten in das Jahr 2020 gestartet sind, konnte noch kaum jemand ahnen, welche Herausforderungen schon bald auf uns zukommen würden. Die Corona-Pandemie hat das Leben von uns allen nachhaltig verändert. Gemeinsam haben wir alles daran gesetzt, die Situation bestmöglich zu meistern.
Damit meine ich die Menschen, die hier wohnen oder arbeiten, in Firmen, Behörden, Vereinen, Institutionen, Einrichtungen, in der Stadtverwaltung und vor allem die vielen Menschen, die in der Betreuung von besonders Betroffenen oder Kranken arbeiten oder dort freiwillig im Einsatz sind. Trotz Abstands-Gebots sind wir im Herzen ein wenig näher zusammengerückt und haben uns gegenseitig geholfen und unterstützt. Dafür gilt Ihnen allen mein ganz besonderer und herzlicher Dank.
Mit dem Ausbruch der Pandemie stand auch die Stadt Pfaffenhofen vor neuen Herausforderungen. Es galt Schutz-Konzepte in Schulen, Kitas, Bürgerbüro, Stadtbücherei, Musikschule und in der Verwaltung umzusetzen. Bereits kurz nach dem Ausbruch machte der Stadtrat den Weg frei, dass an alle Pfaffenhofener und jede Pfaffenhofenerin umgehend Alltags-Masken verteilt werden konnten. Die Bürgerhilfe organisierte sofort ehrenamtliche Helfer, die Menschen unterstützen, die das Haus nicht verlassen können, ein digitaler Senioren-Treff wurde eingerichtet und die Jugendarbeit fand und findet nach der corona-bedingten Schließung der Einrichtungen neue Wege zu den Jugendlichen.
Im Herbst stellte der Stadtrat das Geld zur Verfügung, damit in allen Klassenzimmern der beiden Grundschulen und in den Kitas Luftreinigungs-Geräte aufgestellt werden konnten. Der Stadtrat selbst tagt seit dem Beginn der Pandemie in der Aula der Grund- und Mittelschule. Die Verantwortlichen der Stadt besprechen einmal wöchentlich, welche neuen Maßnahmen oder Vorkehrungen zu treffen sind.
Trotzdem konnten wir in diesem Jahr in Pfaffenhofen wichtige Projekte anstoßen, weiterführen oder zum Abschluss bringen. Einiges davon wird auch das kommende Jahr bestimmen. Die wichtigsten Themen sind Klimaschutz und nachhaltiges Handeln, damit verbunden die Verkehrswende, Wachstum und Wohnen und natürlich der soziale Bereich.
Bezahlbar wohnen
Pfaffenhofen ist mit 26 631 Einwohnern keine Kleinstadt mehr (Stand 31.10.2020). Unsere Bevölkerung wächst vergleichsweise langsam, aber stetig. Wohnraum wird immer knapper, und damit steigen die Mieten und Immobilienpreise. Um dem entgegenzuwirken, weist die Stadt neue Baugebiete aus und vergibt diese zum großen Teil im Einheimischen-Modell. Das neue Wohngebiet Heißmanning-Weingartenfeld im Norden der Kernstadt ist mittlerweile vollständig erschlossen. Von den 15 500 Quadratmetern wurden bereits 7000 Quadratmeter an Einheimische vergeben; geplant sind dort zudem 30 Sozialwohnungen. Darüber hinaus wird es dort auch frei finanzierte Wohnungen in Mehrfamilienhäusern geben.
Der erste Teil der Erschließung des großen Baugebiets Pfaffelleiten ist mittlerweile abgeschlossen, bis 2022 soll das gesamte Gebiet erschlossen sein. Der Bebauungsplan beinhaltet etwa 90 Parzellen für Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäuser, wovon die Stadt einen sich aus der Umlegung ergebenden Anteil im Einheimischen-Modell vergeben wird. In den großen Ortsteilen Tegernbach, Ehrenberg, Affalterbach und Uttenhofen wird in den nächsten Jahren sukzessive Wohnraum für etwa 300 Einwohner entsteht. Auch dabei kommt natürlich maßgeblich das Einheimischen-Modell zum Tragen.
Auf dem bahnhofsnahen BayWa-Areal ist der Bau von Wohnungen zu erschwinglichen Konditionen geplant, und an der Burgfriedenstraße wird der Bebauungsplan 'Am Burgfriedenstein' mit gefördertem Wohnungsbau und günstigen Eigentumswohnungen umgesetzt. In diesem Jahr ist zudem der qualifizierte Mietspiegel der Stadt neu herausgegeben worden, der Mietern und Vermietern bei der Berechnung der Mieten einen Leitfaden an die Hand gibt.
Aktiv im sozialen Wohnungsbau
Die Stadt ist außerdem aktiv im sozialen Wohnungsbau. Die städtische Wohnraum-Beschaffungs- und Stadtentwicklungs-Gesellschaft Pfaffenhofen a. d. Ilm (WBG) baut sozusagen im Akkord öffentlich geförderte Wohnungen in Pfaffenhofen. Bereits 2019 wurden neue Wohnungen und Gewerbe-Einheiten in der Kellerstraße und in der Wolfstraße fertiggestellt. In der Stettbergstraße haben im Herbst 2020 die Bauarbeiten begonnen, schon im Frühjahr 2022 sollen dort neue Wohnungen bezugsfertig sein.
Auch im neuen Wohngebiet Heißmanning-Weingartenfeld laufen derzeit die Reservierungs-Vereinbarungen mit den Interessenten, die spätestens im August 2021 in ihre Wohnungen einziehen werden. In den kommenden Jahren entstehen auch im Baugebiet Pfaffelleiten sowie in der Ziegelstraße und in der Spitalstraße Sozialwohnungen.
Nachhaltigkeit und Klimaschutz
Auch in Zeiten der Corona-Pandemie engagiert sich Pfaffenhofen, um dem global drängenden Problem des Klimawandels zu begegnen. Der städtische Klimaplan 2030 besteht aus dem Klimaschutz-Konzept 2.0, mit dem die Stadt dem Klimawandel begegnet, sowie dem Klimawandel-Anpassungs-Konzept, das das Leben in der Stadt an die nicht mehr abwendbaren Auswirkungen des Klimawandels anpasst. Das Klimawandel-Anpassungs-Konzept wurde 2020 auf den Weg gebracht. Bis zum Sommer 2021 wird Pfaffenhofen das Klimaschutz-Konzept erneuern.
Die Stadt konnte den Ausstoß des Klimagases CO2 von 2010 bis 2018 von 7,2 Tonnen je Einwohner auf 5,1 Tonnen reduzieren. Bis 2030 soll der Ausstoß auf 3,0 Tonnen sinken. Im Bereich Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind 2020 zahlreiche Projekte fortgeführt worden, wie beispielsweise das Programm 'Bäume in die Stadt', die Pfaffenhofener Boden-Allianz und die Öko-Modellregion, eine Nachhaltigkeits-Partnerschaft mit einer Stadt in Costa Rica entsteht; Pfaffenhofen ist zudem als eine von 40 Kommunen bundesweit beim Wettbewerb 'Naturstadt' ausgewählt worden.
Mobilitätswende und Energiewende
Auch den Weg zur Energiewende und zur Mobilitätswende setzen wir konsequent fort. Der Stadtrat hat dem Stadtbus-Konzept 2022 zugestimmt, so dass hier die detaillierten Planungen beginnen können. Die bestehenden Linien werden der Nachfrage und den Bedürfnissen angepasst, zudem fahren die Busse ab 2022 häufiger und auch am Wochenende. Dabei bleiben alle Verbindungen kostenlos, sogar die bisher bezahlpflichtigen Rufbusse, die in die weiter entlegenen Ortsteile fahren, bietet die Stadt ein Jahr lang testweise kostenlos an.
Um einer Mobilitätswende weg vom eigenen Auto näher zu kommen, engagieren sich unsere Stadtwerke in den Bereichen Car- und Bike-Sharing, die Mobilitäts-Werkstatt erarbeitet mit den Bürgerinnen und Bürgern zusammen neue Ideen. Im Bereich Energiewende haben die Stadtwerke zahlreiche Projekte angestoßen wie den Einbau von Wall-Boxen zum Laden von E-Autos, die Stromversorgung aus bayerischen Windkraft- und Solar-Anlagen im Projekt 'bavariastrom' oder das Mieter-Stromprojekt, in dem Solarstrom, der auf einem Gebäude erzeugt wird, den Mietern direkt angeboten wird.
Platz für Kinder
Ganz besonders am Herzen liegt und das Wohl der Kinder. Der Ausbau des Kindertagesstätten- Angebots in Pfaffenhofen läuft weiter auf vollen Touren. Die neue Kita 'Am Hopfastadl' im Wohngebiet Pfaffelleiten wird im Herbst den Betrieb aufnehmen. Auch der kirchliche Kindergarten 'St. Michael', an dessen Neubau sich die Stadt beteiligt, wird 2021 fertig. Außerdem beginnt der Ausbau der Kita 'Maria Rast'.
Mit der Kita 'Am Apfebaam' in Affalterbach ging 2020 die zweite BetreuungsEeinrichtung in einem Ortsteil in Betrieb. Das für die städtischen Schulen erarbeitete IT-Konzept wird noch in diesem Schuljahr komplett umgesetzt sein. Kern sind ein zentrales Rechenzentrum, Tablets und PCs für Schüler sowie die digitale Ausstattung der Klassenzimmer und WLAN-Zugang in den Gebäuden.
Corona-Maßnahmen der Kitas und Schulen
Die städtischen Betreuungs-Einrichtungen haben schnell ein umfangreiches Hygiene-Konzept mit einem Stufenplan erarbeitet und umgesetzt. Bis Mitte Dezember konnten alle Kitas das normale Betreuungs-Angebot aufrecht erhalten, es gab keine Fälle, die eine Einrichtungs-Schließung erforderlich gemacht hätten. Auch in den Schulen wurde ein umfangreiches Hygiene-Konzept umgesetzt.
Der Stadtrat hat zudem die Mittel bereitgestellt, um bestimmten Schülerinnen und Schülern Leih-Computer und -Tablets für den Distanz-Unterricht zur Verfügung zu stellen. Die Stadt als Sachaufwandsträger hat weitgehend auf eigene Kosten Raumluftfilter für Kitas und Klassenzimmer beschafft, die die Aerosole und damit die Viren aus der Luft filtern können.
Senioren gehen online
Als die Corona-Pandemie im Frühjahr viele städtische Einrichtungen zur Schließung zwang, hat das städtische Seniorenbüro begonnen neue Wege zu beschreiten. Weil das Bürger-Zentrum am Hofberg geschlossen hat, verabredet sich eine wachsende Zahl von Seniorinnen und Senioren seitdem einmal wöchentlich zu einem digitalen Seniorentreff. Das Online-Angebot wird auch 2021 weiter geführt.
Kultur im Innenhof
Was von der städtischen Kulturabteilung als corona-bedingter Ersatz geplant wurde, hat sich zum Erfolgsmodell entwickelt. Der Pfaffenhofener Kultursommer 2020 ist nach insgesamt acht Wochen mit 27 Veranstaltungen zu Ende gegangen, zu denen Publikum sogar aus München oder Ingolstadt anreiste. Besonderen Zuspruch erfuhr der Veranstaltungsort im Innenhof des Landratsamts mit seiner sommerlich angenehmen Open-Air-Atmosphäre.
Neue Entscheidungsträger
Im März haben Sie, die Bürgerinnen und Bürger, einen neuen Stadtrat gewählt, der sich sofort mit großer Entscheidungsfreude den neuen Aufgaben gestellt hat. Wenn Sie sich über die Arbeit des Stadtrates informieren wollen, finden Sie sämtliche Sitzungs-Termine, die anstehenden Tagesordnungspunkte und die gefassten Beschlüsse immer im Rats-Informations-System auf der städtischen Internetseite www.pfaffenhofen.de. Viele Informationen über abgeschlossene, laufende und geplante Projekte sowie viele Daten und Zahlen erhalten Sie auch jederzeit in der Aufzeichnung der jüngsten Bürgerversammlung auf www.pfaffenhofen.de/archivplayer.
Danke und gute Wünsche
Ich möchte mich zum Jahresende sehr herzlich bei allen bedanken, die im abgelaufenen Jahr am Zusammenleben in Pfaffenhofen mitgewirkt und es mitgestaltet haben, die Verantwortung übernommen haben, die sich engagiert haben, die uns ihr Vertrauen geschenkt haben und die dazu beigetragen haben, dass Pfaffenhofen eine lebenswerte Stadt ist. Und ich möchte Sie ermuntern: Bringen Sie sich auch 2021 ein, machen Sie mit, diskutieren Sie mit uns, unterbreiten Sie Vorschläge und halten Sie unsere Stadtgemeinschaft damit lebendig.
Ich wünsche Ihnen allen eine besinnliche und erholsame Weihnachtszeit und alles Gute, Glück und viel Gesundheit für 2021.
Herzlich Ihr Thomas Herker"
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