"Plastikfrei"-Verfechterin Patricia Kufer hat vor rund zwei Jahren mit einigen Mitstreitern ein ganz besonderes Geschäft aus der Taufe gehoben.
(ty) Gläser mit Linsen, Reis, Nudeln und Kaffeebohnen reihen sich in Holzregalen aneinander. Dazwischen bunte Schokolinsen, Gummibärchen und allerlei andere Lebensmittel. Davor eine Theke. Nur die Registrierkasse fehlt im Unverpackt-Laden "Von Dahoam" in Pfaffenhofen. Das Geschäft hat Patricia Kufer zusammen mit ein paar Mitstreiterinnen und Mitstreitern Anfang des Jahres 2020 ins Leben gerufen. Dafür haben sie den Verein "Von Dahoam e.V." aus der Taufe gehoben. Mitglieder-Familien können hier einkaufen. Alles ist bio, so gut es geht regional erzeugt und ohne Massen an Verpackungsmüll. Die Lebensmittel kommen in Papiersäcken oder Pfand-Eimern und verlassen den Laden wieder in den von den Kunden selbst mitgebrachten Behältern.
"Ich finde es bewundernswert und inspirierend, was Frau Kufer und der Verein auf die Beine gestellt haben", sagt Rosi Steinberger. Die 62-jährige Niederbayerin sitzt für die Grünen im bayerischen Landtag, ist Vorsitzende des Umwelt-Ausschusses. Und zeigt sich begeistert vom Unverpackt-Laden in Pfaffenhofen. "Nicht nur reden, sondern anpacken um etwas zu verändern, das ist das Motto." Verändert haben Patricia Kufer & Co. aus Sicht der Politikerin schon einiges: "Seit Bestehen ihres Ladens konnten sie bereits zehn Tonnen Verpackungsmüll einsparen." Das sei "eine beachtliche Zahl für so einen kleinen Laden in so kurzer Zeit".
Betrieben wird das Projekt ausschließlich ehrenamtlich von den Vereins-Mitgliedern. Auf einen halben Tag schätzt Patricia Kufer die Zeit, die sie pro Woche für den Laden aufbringt. Vermutlich ist es ein gutes Stück mehr. "Aber es macht Spaß! Ich mache es gerne!", versichert sie. Einen entscheidenden Beitrag dazu leisten auch die weiteren Vorstands-Mitglieder: Konny Haslbeck als Netzwerkerin und Vize-Chefin, Renate Gürtner als Herrin über die Finanzen, Thomas Gürtner als "Mann für alles", Ines Wenk als "Sortiments-Fee" und Regina Welnhofer als Schriftführerin. "Ohne unser Vorstands-Team würde es nicht funktionieren und nur halb so viel Spaß machen", sagt Kufer und lobt die Gemeinschaft.
Das Vermeiden von Verpackungsmüll, insbesondere aus Plastik, ist – wie mehrfach berichtet – für Patricia Kufer eine Herzensangelegenheit. Ihre Familie wurde für dieses Engagement auch schon mit dem Pfaffenhofener Klimaschutz-Preis bedacht ("Sie reden nicht nur, sondern tun es"). Neben ihrer ehrenamtlichen Arbeit im Verein und für den Unverpackt-Laden, der sich in ihrem Wohnhaus befindet, hält Kufer auch Vorträge an Schulen zum Thema "Plastikfrei" und bietet einen monatlichen "Plastikfrei-Stammtisch" an.
Die Bildungs-Arbeit auch im Verein ein großes Thema. Für die Mitglieder gibt es kostenlose Kurse, etwa zur Herstellung von Bienenwachs-Tüchern oder selbst gemachten Reinigungs-Mitteln. Außerdem gibt es Ausflüge zu den Erzeugern. "Es ist wichtig, Bewusstsein zu schaffen: Wo kommt mein Essen her? Wie wird es angebaut? Wann wächst was in der Region?", sagt Kufer. "Vor allem bei den Kindern stößt man auf großes Interesse. Sie tragen ihr Wissen später in die Familien – und schauen den Eltern auf die Finger."
Das Sortiment im Geschäft ist begrenzt. Lebensmittel, die gekühlt werden müssen, gibt es aus logistischen Gründen nicht. Der Unverpackt-Laden verfügt aber über ein breites Netzwerk. Waren können bestellt und im Laden abgeholt werden – er dient auch als Verteil-Station für die Gemüsekiste eines regionalen Biohofs. Beim Waren-Angebot haben die Vereins-Mitglieder außerdem ein Mitsprache-Recht. Wird etwas gewünscht, das es noch nicht im Laden gibt, dann beginnt die Suche nach einer passenden Quelle. War die Suche erfolgreich, landet das Produkt in den Regalen. Zum Beispiel Salzbrezeln: Trotz anfänglicher Skepsis wurden sie ins Sortiment aufgenommen, mittlerweile sind sie ein Verkaufsschlager.
So ist das Sortiment von anfänglich 34 Produkten auf mehr als 140 angewachsen. Ausgerichtet an den Bedürfnissen der Mitglieder. Sollte sich wider Erwarten doch einmal das Mindest-Haltbarkeits-Datum nähern, dann wird das Lebensmittel kurzerhand verkocht und aufgegessen. "Nachhaltigkeit at its best", findet die Landtags-Abgeordnete Steinberger. Sie gilt übrigens als 100. Mitglied des Vereins, der mittlerweile 130 Mitglieder zählt.
Die Zusammenarbeit mit der Stadt Pfaffenhofen beschreibt Patricia Kufer als positiv. Zur Eröffnung des Ladens habe man einen Zuschuss von der Kommune bekommen. Dieser reichte zwar nicht ganz für die teuren Vorrats-Behälter, dankbar ist der Verein aber für diese Unterstützung. Auch Stadtrat Günter Helmbrecht (Grüne) zeigte sich bei einem Besuch begeistert vom Engagement des Vereins – und tätigte gleich seinen ersten Einkauf.
Geöffnet ist der Unverpackt-Laden an der Mozartstraße 71 in Pfaffenhofen-Sulzbach immer mittwochs von 16 bis 19 Uhr. Nicht-Mitglieder sind zum Probe-Einkauf willkommen. Weitere Infos zum Verein und zum Geschäft sowie zahlreiche Tipps gibt es auf https://von-dahoam.de
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