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Im Juli wird nach derzeitigem Planungsstand der verbliebene Rest des Staatsstraßen-Überbaus bei Uttenhofen abgerissen, im November werden dann die neuen Teile eingehoben – Im Frühjahr ist die Zierlmühlbrücke dann wohl wieder befahrbar

(zel) Ziemlich genau vier Stunden dauerte es, bis auch der letzte Rest der insgesamt rund 400 Tonnen Beton und Stahl zu Boden gekracht war. Gegen 2.30 Uhr war damit am 9. August 2015 der schwierigste Teil der nächtlichen Mission erfolgreich beendet: Der spektakuläre Abriss des Mittelstücks der so genannten Zierlmühlbrücke über die Staatsstraße 2232 bei Uttenhofen. 

Bei einem kaum weniger spektakulären Crash am 16. Juli vergangenen Jahres war das Bauwerk bekanntlich von einem falsch auf einem Tieflader transportierten Bagger so arg gerammt worden, dass die Experten akute Einsturzgefahr diagnostizierten. Daraufhin war das Durchfahren der Brücke für den Straßenverkehr tabu. In der besagten August-Nacht wurde dieses ramponierte Mittel-Stück abgerissen, tags darauf konnte der Verkehr wieder fließen. Inzwischen gibt es aktuelle Informationen dazu, wann die Brücke erneuert wird.

Wie Arne Schönbrodt, der zuständige Abteilungsleiter beim Staatlichen Bauamt Ingolstadt, heute im Gespräch mit unserer Zeitung bestätigte, wird aktuell davon ausgegangen, dass die beiden bestehenden Randfelder der Brücke – über die Bahnstrecke und über den Wirtschaftsweg – in zwei nächtlichen Aktionen von 18. auf 19. sowie von 19. auf 20. Juli abgerissen werden können.

 

Nicht nur das fehlende Brückenteil wird ersetzt, sondern der komplette Überbau muss erneuert werden.

Bei der Terminierung dieser Maßnahmen sei man in erster Linie auf die Deutsche Bahn angewiesen, weil dazu Streckensperrungen nötig sind. Nach derzeitigem Stand werde in den beiden Juli-Nächten der Bahnverkehr für jeweils vier Stunden ruhen – und diese Zeitfenster will man nutzen. Während der Abbruch-Arbeiten ist freilich auch die Staatsstraße gesperrt.

Auch für das Einheben der neuen Brückenteile – nur die Widerlager und die Pfeiler bleiben stehen – ist dann wieder eine Sperrung der Bahnstrecke nötig. Von 5. auf 6. November soll zwischen 20.30 und 4.30 Uhr der Zugverkehr ruhen, in diesem engen Zeitfenster müssten die mehrere hundert Tonnen schweren, neuen Brückenteile eingehoben werden. Auch während dieser Arbeiten ist die Staatsstraße wieder gesperrt. 

Wenn dieser Zeitplan so umgesetzt werden kann, dann würden laut Schönbrodt die Restarbeiten – ohne Sperrung der Staatsstraße – Anfang des kommenden Jahres erfolgen können. Diese Maßnahmen seien jedoch vom Wetter abhängig, heißt es aus dem Staatlichen Bauamt. Läuft alles nach Plan, dann geht Schönbrodt davon aus, dass die neu Brücke im Frühjahr oder Frühsommer 2017 für den Verkehr freigegeben werden kann. 

Die letzten Sekunden des maroden Brücken-Mittelstücks.

Es war eine generalstabsmäßige Aktion, die sich da in der Nacht auf 9. August vergangenen Jahres, ab 22.20 Uhr zwischen Uttenhofen und Rohrbach abspielte. Zwei Spezialbagger waren eigens für die nächtliche Abriss-Mission herangekarrt worden. Per Schwertransport, denn jeder von ihnen wiegt 43 Tonnen. Bevor die Kolosse loslegen konnten, waren im Arbeitsbereich so genannte Bagger-Matten auf der Staatsstraße verlegt worden. Das sind ziemlich dicke Holzdielen, die die Fahrbahn vor Beschädigungen durch die Baggerketten und herabfallende Trümmer schützen. 

Dann nahmen die beiden Spezial-Maschinen planmäßig ihre Arbeit auf und fraßen sich – Seite an  Seite – regelrecht durch die Brücke. Es knirschte, quietsche, krachte und staubte. Insgesamt rund 400 Tonnen Beton und Stahl galt es zu zertrümmern, zu zerlegen, ja fast zu sezieren. Denn so martialisch die zwei Bagger einerseits in die Brücke griffen, hämmerten und hackten, so filigran agierten sie dann zeitweise wieder, wenn es zum Beispiel darum ging, die zum Vorschein kommenden Stahlstäbe vom Beton zu trennen, oder wenn man an den Rändern des Mittelstücks peinlich genau darauf achten musste, die beiden anderen Segmente des Oberbaus nicht anzugreifen.

 

Immer wieder wechselten die Bagger dazu im Laufe der vier Stunden ihr Vorderteil: vom riesigen Meißel über die große Schaufel bis hin zu verschiedenen Greifern, die im aufgewirbelten Staub fast den Eindruck erweckten, als würden sich da zwei Dinosaurier im Nebel winden. Trotz der späten Stunde hatten sich einige Schaulustige eingefunden, die das außergewöhnliche Treiben persönlich beäugen wollten. Einige hatten sich am Bahndamm niedergelassen, um das Spektakel zu verfolgen. Denn die Züge verkehrteren in dieser Nacht hier nicht. 

Der Abriss konnte ja überhaupt nur erfolgen, weil bei der Deutschen Bahn wegen eigener Bauarbeiten zwischen Rohrbach und Baar-Ebenhausen ohnehin eine Streckensperrung anstand. Die wurde extra erweitert, damit das Brücken-Teil abgerissen werden konnte. Denn ein solcher Eingriff ist, wie Schönbrodt, erklärte, nur bei ruhendem Zugverkehr möglich. Zum einen wegen „der Verbundwirkung“ der Brückenteile. Und zum anderen, weil während der Bagger-Arbeiten sicherheitshalber die Oberleitung stillgelegt werden musste.

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Der spektakuläre Abriss des Brücken-Mittelstücks in Bildern.

So war damals der Zeitplan für die Abriss-Aktion im Wesentlichen durch die Bahn vorgegeben: Von Samstag, 22.20 Uhr, bis Sonntag, 6.30 Uhr, mussten zumindest die Arbeiten direkt an der Brücke über die Bühne gehen. Puffer: Keiner. So herrschte denn auch eine gewisse Erleichterung, als bereits gegen 2.30 Uhr das letzte Stück des Brücken-Überbaus zu Boden donnerte. Damit war klar: Der Zeitplan wird eingehalten.

Danach ging es an die weiteren Aufräumarbeiten. Denn es galt, die Straße von den Trümmern zu befreien. Überhaupt hatte man beim Staatlichen Bauamt in den Wochen zuvor mit Hochdruck daran gearbeitet, die Staatsstraße schnellstmöglich wieder freigeben zu können. „Das ist eine der Hauptverkehrs-Achsen im Landkreis“, betont Schönbrodt vom Staatlichen Bauamt und berichtet von rund 10 000 Fahrzeugen, die hier im Schnitt täglich unterwegs sind. Zum Vergleich: Der Durchschnitt auf bayerischen Staatsstraßen liege bei 3900.

 

So sah die Brücke nach dem Bagger-Crash aus.

Wie es mit der Brücke weitergeht, war lange Zeit unklar. Die Experten mussten erst einmal die beiden verbliebenen Stücke des Überbaus – das über die Bahnstrecke und das über den Wirtschaftsweg – genauestens unter die Lupe nehmen. Schönbrodt schätzte die Wahrscheinlichkeit, dass auch die beiden verbliebenen Brücken-Segmente erneuert werden müssen, von Anfang an als recht hoch ein. Das sollte sich bestätigen. 

Deshalb rücken nun im Juli erneut die Bagger an, um die beiden Randstücke abzubrechen. So bleiben von dem Bauwerk nur die Pfeiler und die Widerlager übrig. Eingehoben werden soll der neue Brücken-Überbau dann im November; die Restarbeiten erfolgen im Frühjahr. 

 

Das THW musste anrücken, um die einsturzgefährdete Brücke zu stützen.

Zur Erinnerung: Gegen 11.30 Uhr war am besagten 16. Juli 2015 ein 39-jähriger Lkw-Fahrer mit seinem Tieflader, auf dem sich der Bagger befand, auf der Staatstraße von Pfaffenhofen in Richtung Rohrbach unterwegs, als es zu dem spektakulären Crash kam. Da der Bagger nach Ermittlungen der Polizei falsch auf dem Tieflader geladen war, ragte dessen Arm zu hoch hinaus und riss beim Durchfahren der Brücke tragende Teile aus dem Betonwerk. Direkt hinter dem Tieflader fuhr ein Pkw, der von herabfallenden Betonteilen völlig zerstört wurde. Wie durch ein Wunder erlitt das Ehepaar im Alter von 60 und 66 Jahren, das in dem Auto saß, nur leichte Verletzungen.  

Nach dem Brücken-Crash mussten die Bahnstrecke und die Staatsstraße sofort gesperrt werden. Der Zugverkehr, der parallel zur Straße unter der Brücke hindurchführt, konnte am nächsten Tag wieder aufgenommen werden; die Staatsstraße blieb gesperrt. Bekanntlich attestierten Experten der ramponierten Brücke akute Einsturzgefahr, weshalb gut 50 Mann des THW anrückten, um das Bauwerk mit Hilfe einer speziellen Schwerlast-Konstruktion abzustützen – bis dann die Spezialbagger anrückten.  

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