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Gemeinde will auf diese Weise und durch akquirierte Immobilien schnell Wohnraum für bis zu 90 Flüchtlinge schaffen – zugleich geht man auf die Suche nach geeigneten Grundstücken zur Errichtung von dauerhaften Gebäuden

(zel) Die Gemeinde Reichertshausen schafft in einem ersten Schritt Wohnraum für bis zu 90 Flüchtlinge: Durch das Aufstellen von Containern in Reichertshausen und Steinkirchen sowie durch die Nutzung von akquirierten Immobilien soll das gelingen. Das entsprechende Konzept, das Bürgermeister Reinhard Heinrich (CSU) in der gestrigen Sitzung auf Basis des bereits vor einigen Wochen abgesegneten Positionspapiers dem Gemeinderat vorstellte, wurde einstimmig beschlossen. In einem zweiten Schritt will man sich auf die Suche nach geeigneten Grundstücken machen, um Gebäude zu errichten, die als Flüchtlings-Unterkunft sowie später für Sozialwohnungen genutzt werden können.

Damit ist man in Reichershausen auf dem Weg, der freiwilligen Selbstverpflichtung gerecht zu werden, auf die sich alle 19 Landkreis-Gemeinden verständigt hatten. Die besagt, dass jede Kommune zwei Prozent ihrer Einwohnerzahl an Flüchtlingen aufnimmt – und dazu notfalls auf eigenem Grund und auf eigene Kosten selbst Gebäude errichtet. Reichertshausen muss nach der Zwei-Prozent-Quote fast 100 Flüchtlingen ein Dach über dem Kopf bieten.

Auf dem Skater- und Freizeitplatz in der Frühlingsstraße, vor den Toren von Reichertshausen, sollen nach den Worten des Bürgermeisters etwa 15 Container aufgestellt werden, um Platz für 36 Asylbewerber zu schaffen. Geplant seien neun Wohncontainer für jeweils vier Personen, dazu kommen Container mit Sanitäranlagen und als Aufenthaltsräume. Der Vorteil an dem Skater-Platz. Er  ist verkehrstechnisch gut zu erreichen und zugleich bereits geteert. 

Auf dem Skate- und Freizeitplatz sollen 15 Container aufgestellt werden.

Von ähnlicher Dimension wird die Container-Anlage sein, die in Steinkirchen auf einer Wiese hinter dem Pfarrheim entstehen soll. Das Landratsamt hatte laut Heinrich dieses Areal, das der Kirche gehört, ohnehin bereits ins Auge gefasst. Und weil in Steinkirchen die nötige Infrastruktur gegeben sei, ist der Standort aus Sicht der Gemeinde geeignet, sagt der Rathauschef mit Verweis auf das beschlossene Grundsatzpapier. Lesen Sie zu diesen Eckpunkten: "Asylbewerber dürfen nicht in einem Ghetto abgeschottet werden"

In Reichertshausen ist es außerdem gelungen, eine fast neue Doppelhaus-Hälfte zu akquirieren, wie Heinrich im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt. Hier sollen sechs unbegleitete minderjährige Flüchtlinge einquartiert werden. Möglicherweise könne man auch die zweite Hälfte des Gebäudes noch bekommen – falls ja, dann sollen hier weitere sechs junge Asylbewerber einziehen.

Geprüft wird außerdem, so Heinrich weiter, ob auch noch eine größere Wohnung in Reichertshausen zur Unterbringung von Flüchtlingen in Frage komme. Sollte man hier zu einem positiven Ergebnis gelangen, dann könnten hier seinen Worten zufolge weitere zehn Flüchtlinge eine Behausung finden. 

Das alles soll nun schnell passieren, betont Heinrich mit Blick auf den nicht abreißenden Zustrom von Asylbewerbern und die sich zuspitzende Situation im Landkreis. Beschleunigend wirkt dabei sicher auch die drohende Belegung von Turnhallen. In der Gemeinde Reichertshausen gibt es bekanntlich deren zwei: Die Ilmtalhalle im Kernort und die Mehrzweckhalle in Steinkirchen. „Für uns ist es wichtig, dass wir rasch die nötigen Plätze zur Aufnahme von Flüchtlingen schaffen können, damit keine Turnhalle belegt werden muss“, betont Heinrich. Er sieht seine Gemeinde diesbezüglich „auf einem guten Weg“.

Die Belegung von Turnhallen bezeichnete Heinrich als "Schreckgespenst". Einen „Aufschrei in der Bevölkerung“ und „Chaos“ werde es geben, wenn man diesen Schritt gehe, vermutet Heinrich, der auch Chef der CSU-Fraktion im Kreistag ist. „Ich bin strikt gegen diese Lösung, denn das würde in die völlig falsche Richtung laufen.“ Turnhallen zu belegen sei nicht nur „kontraproduktiv“, weil es den Schul- und Vereinssport „massiv beeinträchtigen würde“, sondern weil es obendrein Konflikt-Potenzial schüre. „Wir wollen eine homogene und humanitäre Integration“, betont er.

Ungeachtet der nun schnell anvisierten Plätze für rund 90 Flüchtlinge wolle man bereits jetzt an den nächsten Schritt denken und die Weichen stellen, sagt der Bürgermeister. „Wir gehen jetzt die Suche nach geeigneten Grundstücken aktiv an, um dann auch bauen zu können.“ Heinrich schweben nachhaltige, dauerhafte Bauten vor, die später auch als Sozialwohnungen genutzt werden können. Gerade diese Doppel-Nutzung sei ein wichtiges Thema. „Denn wir dürfen uns nicht nur um die Flüchtlinge kümmern, sondern müssen auch an die sozialschwachen Einheimischen denken.“

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