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Die Freien Wähler im Kreis Pfaffenhofen verzichten auf einen eigenen Landrats-Bewerber – Einen potenziellen Kandidaten hätte es angeblich aber gegeben – Aus dem Wahlkampf will man sich nun komplett raushalten

Von Tobias Zell

Jetzt ist es offiziell: Die Freien Wähler im Kreis Pfaffenhofen verzichten auf einen eigenen Kandidaten für die am 7. Mai stattfindende Landrats-Wahl. Das haben die Delegierten am Montagabend im Gasthof zur Post in Wolnzach mit 27:2 Stimmen unmissverständlich beschlossen. Sie folgten damit der Empfehlung, die der Kreisvorstand bereits Mitte Dezember verkündet hatte. Theoretisch hätte an diesem Montagabend noch ein Bewerber nominiert werden können. Doch erstens fand sich keiner – und zweitens war das im Grunde von den führenden Köpfen auch gar nicht gewollt. 

Die Versammlung, die eigentlich bereits im Januar hätte stattfinden sollen, wurde nun am 13. März abgehalten. Kandidaten für die Landrats-Wahl müssen bis 16. März, 18 Uhr, beim Landratsamt offiziell gemeldet sein. Viel knapper geht kaum. FW-Kreischef Albert Gürtner hatte das, wie berichtet, gegenüber unserer Zeitung mit „Schwierigkeiten bei der Terminfindung“ begründet und versichert, das sei „kein taktisches Manöver“. Auch jetzt in Wolnzach räumte er die späte Ansetzung noch einmal öffentlich ein. Zugleich versicherte er, dass im Vorfeld „ausreichend Gespräche und Diskussionen“ geführt worden seien. Am Ende bedankte sich Gürtner dann auch artig für das klare Votum der Delegierten.

 

Zuvor hatte er noch einmal erklärt, warum die maßgeblichen FW-Köpfe der Meinung sind, dass es besser ist, keinen eigenen Bewerber in die Landrats-Wahl zu schicken. Das Postulat der Freien Wähler sei immer gewesen, dass Landrat Martin Wolf (CSU) im Falle der Wiederwahl seine Amtszeit freiwillig auf drei Jahre verkürzt und damit den Weg dafür ebnet, dass ab dem Jahr 2020 der Kreistag und der Landrat wieder am selben Tag gewählt werden können.  Wolf hat bekanntlich bereits angekündigt, nur mehr für drei Jahre anzutreten. Damit sei die „zentrale Forderung der Freien Wähler erfüllt“, so Gürtner. 

Dennoch habe man „lange und intensiv“ im Vorstand debattiert, aber letztlich sei in der besagten Dezember-Sitzung mehrheitlich  („ein paar Gegenstimmen“) beschlossen worden, den Delegierten einen Kandidaten-Verzicht nahezulegen. Freilich habe dieser Vorschlag auch zu Diskussionen geführt, räumte Gürtner ein – denn nicht alle seien dieser Ansicht gewesen. Doch sein Eindruck sei, dass die meisten es wie die Führungsriege sehen.

 

Jetzt, im Nebenzimmer des Gasthofs zur Post, bot Gürtner noch einmal eine Diskussion über die Vorstands-Empfehlung an. Und er unterstrich, dass es durchaus noch möglich sei, an diesem Abend einen Kandidaten zu küren. Die Tagesordnung war entsprechend gestaltet und man habe auch fristgerecht eingeladen, betonte er. Auf Anfrage eines Delegierten erklärte Gürtner, die Freien Wähler „hätten einen potenziellen Kandidaten gehabt“. Doch es habe sich eben gezeigt, „dass es vernünftiger ist“, keinen Bewerber ins Rennen zu schicken. 

Ob dieser „potenzielle Kandidat“ denn zur Verfügung stünde, wenn man ihn nun nominieren möchte, wollte einer wissen. Gürtner gab darauf eine ausweichende Antwort. Den Delegierten stehe es frei, jetzt jemanden zu wählen. Wer der „potenzielle Kandidat“ war beziehungsweise gewesen wäre, wurde nicht gesagt. Dem Vorstand sei aktuell niemand bekannt, der kandieren wolle, sagte Gürtner.

 

Ein Delegierter verwies darauf, dass die FDP mit dem Pfaffenhofener Franz Niedermayr in den Landrats-Wahlkampf zieht. Sollte der 2020 erneut antreten, könne das den Freien Wählern Stimmen kosten. Gürtner versicherte, dass man im Vorstand alle Alternativen abgewogen habe – und er unterstrich, dass der besagte potenzielle FW-Kandidat in diese Überlegungen und Diskussionen eingebunden gewesen sei. Ob denn dieser Mann die Freien Wähler dann 2020 unterstütze, war eine weitere frage. Es sei noch zu früh, darüber zu reden, antwortete Gürtner sinngemäß. Vorstandsmitglied Herbert Nerb, Bürgermeister von Manching, zeigte sich jedenfalls der Ansicht, dass im Jahr 2020 – wenn dann Kreistag und Landrat wieder gemeinsam zu wählen sind – die Karten in der Kreispolitik neu gemischt werden.

Ein Wahlkampf koste Geld, erinnerte ein Delegierter, der für den Kandidaten-Verzicht warb. Außerdem habe man im Kreistag eine Kooperation mit der CSU – und ein FW-Kandidat, der jetzt gegen Amtsinhaber Wolf antrete und verliere, wäre seiner Ansicht nach möglicherweise „verbrannt“. Gürtner stellte daraufhin klar, dass die Kooperation mit den Christsozialen nicht der Grund dafür sei, dass der FW-Vorstand für einen Kandidaten-Verzichten werbe.

 

Hubert Brandl aus Pfaffenhofen empörte sich etwas, dass in der Frage nach einem möglichen FW-Kandidaten der Name Josef Finkenzeller, aktuell Dritter Landrat, nicht einmal genannt worden sei. „Wenig schmeichelhaft“ sei das, denn Finkenzeller liefert seiner Meinung nach ausgezeichnete Arbeit ab. Ja, stimmte Gürtner zu, er mache eine „sehr gute Figur“, auch inhaltlich und fachlich. Doch letztlich gab der Gelobte selbst die entscheidende Antwort. Er habe intern „genauso zur Debatte gestanden, wie viele andere auch“, erklärte Finkenzeller, „für mich war das aber von Haus aus kein Thema“. Zum einen sei er 63 Jahre alt, zum anderen meint er: „Schuster, bleib bei deinen Leisten.“ Er wisse, was er sich zutraue – und Landrat sei nicht der richtige Posten für ihn. 

Damit war dann offensichtlich alles gesagt. Nach einer positiv beschiedenen Abstimmung über die Frage, ob man offen über die Vorstands-Empfehlung abstimmen wolle, wurde selbiges getan. Von den 29 anwesenden Delegierten votierten nur zwei gegen den Kandidaten-Verzicht. Damit steht fest. Die Landrats-Wahl 2017 findet ohne einen Bewerber der Freien Wähler statt. Gürtner sah sich und seine Vorstands-Kollegen bestätigt: „Wir haben uns etwas dabei gedacht, diese Empfehlung abzugeben.“

Freien Wähler wollten sich aus dem Wahlkampf raushalten

Bei der Wahl am 7. Mai werden nach bisherigem Stand der Dinge also Norbert Ettenhuber (Grüne) und Franz Niedermayr (FDP) den Amtsinhaber Martin Wolf (CSU) herausfordern. Die SPD hat längst beschlossenen, keinen Bewerber ins Rennen zu schicken. Während die Sozialdemokraten sich aber, so haben sie jedenfalls signalisiert, mit einigen Fragen an die Protagonisten wenden werden, wollen die Freien Wähler das Treiben passiv verfolgen. „Wir werden keine Kandidaten-Empfehlung geben“, bestätigte Gürtner jetzt noch einmal gegenüber unserer Zeitung. Was durchaus bemerkenswert ist, weil die Freien Wähler ja mit der CSU eine Kooperation im Kreistag pflegen. Doch Gürtner stellt klar: „Wir halten uns aus dem Wahlkampf raus.“

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