Der 62-Jährige steckte politische Themenfelder ab und zeigte die Positionen der Gruppierung auf.
(zel) Jetzt ist es also offiziell: Karl Huber, Bürgermeister von Ernsgaden und Mitglied der CSU, geht für die neu gegründete Bürgerliste ins Rennen um den Landrats-Posten im Kreis Pfaffenhofen. Der 62-Jährige wurde bei der Aufstellungs-Versammlung am gestrigen Dienstagabend in Rohrbach einhellig nominiert, erhielt 29 von 29 Stimmen. Einen internen Gegenkandidaten gab es nicht. Außerdem wurde bei der Versammlung die Kreistags-Liste der Gruppierung beschlossen: Sie umfasst 60 – teils durchaus prominente – Personen aus allen 19 Gemeinden (hier die komplette Liste). Huber benannte wichtige politische Themenfelder und zeigte Positionen der Bürgerliste auf.
Es war Xaver Dietz, der Vorsitzende der Bürgerliste, der aktuell für die Christsozialen im Kreisrat sitzt, der Karl Huber vorschlug. "Er war von Anfang an mein Wunsch-Kandidat", sagte er und bezeichnete ihn als "Glücksfall für die Bürgerliste". Huber könne als Schnittstelle zwischen Verwaltung und Kommunalpolitik fungieren. In der Tat kennt er beide Seiten: Er war, bis er kürzlich in die Freistellungsphase der Altersteilzeit trat, viele Jahre lang Pressesprecher des Landratsamts und Büroleiter des Landrats. Außerdem ist er seit fast 24 Jahren Bürgermeister von Ernsgaden. Dietz attestierte ihm Kompetenz und Erfahrung, menschlich sei er und sympathisch.
Zu Beginn seiner Bewerbungs-Rede legte Huber dar, wie vor etwa einem Jahr alles begonnen habe – bei Gesprächen mit dem Münchsmünsterer Rathauschef Andreas Meyer (CWG) und dem Vohburger Bürgermeister Martin Schmid (SPD). Über "dies und das" zur Kreispolitik sei es gegangen, die Zusammenarbeit, neue Ideen und Wege sowie die Kreisumlage. Bald sei Xaver Dietz dazugekommen und im Februar habe man sich erneut über eine mögliche neue Wähler-Gruppe unterhalten beziehungsweise "kokettiert". Der Zug sei dann "irgendwie aufs Gleis gesetzt" gewesen und durch den Landkreis gerollt – und in jeder Gemeinde seien Kandidaten zugestiegen.
"Je länger wir uns mit dem Gedanken vertraut gemacht haben, umso reizvoller, spannender und interessanter wurde es für alle – auch für mich", sagte Huber. Gestern nun hielt der Zug sozusagen zur Aufstellungs-Versammlung in Rohrbach, letztlich soll es nach Pfaffenhofen gehen: in den Kreistag und ins Landratsamt. Der inzwischen gegründete Verein "blüht und gedeiht", so Huber. "Wir haben praktisch keine Hierarchien", die Strukturen seien flach, jeder könne seine Meinung sagen und es gebe keinen Fraktionszwang. Er zeigte sich beeindruckt von der Entwicklung der noch jungen Bürgerliste und versicherte, seine Schaffenskraft, Erfahrung und Herzblut einzubringen.
Sehr wichtig sei ihm die Zusammenarbeit von Landkreis und Gemeinden, betonte er zur inhaltlichen Ausrichtung der Gruppierung. "Es gab und gibt genügend Beispiele, bei denen man die Kommunen nicht immer so mitgenommen hat, wie es ideal gewesen wäre." Er kenne die Aufgaben der Kommunen, die Strukturen, Verfahrens-Abläufe, die Arbeit in den Gremien – und er wisse, wie die Bürgermeister ticken. "Wenn mich die Bevölkerung zum Landrat wählt, werde ich die kommunale Zusammenarbeit hoch halten", versprach er. "Und ich werde dafür kämpfen, dass wir auf der unteren Verwaltungs-Ebene nicht immer mit mehr Bürokratie überzogen werden, sondern dass es weniger wird."
Applaus für Karl Huber (links), nach seiner eistimmigen Wahl zum Landrats-Kandidaten.
Man müsse den Kampf um CO2-Reduzierung "in die Köpfe und Herzen der Menschen bringen". Es sei wichtig, bei allen Aktionen rund um den Klimaschutz die Leute mitzunehmen. "Wir brauchen keine Öko-Diktatur, sondern müssen die Menschen überzeugen, dass es in ihrem eigenen Wohl ist, wenn sie sich Gedanken machen, wie die Menschheit künftig mit dem Klima, der Schöpfung und den endlichen Ressourcen umgeht." Es sei eine Menschheits- und Generationen-Aufgabe "und wir müssen jetzt beginnen". Der Landkreis solle dort ergänzend und vertiefend tätig sein, wo es Sinn mache. "Ein planloses Nebeneinander und Durcheinander ist wenig sinnvoll."
Nur zusammen mit den Gemeinden werde es auch gelingen, ein vernünftiges Mobilitäts-Konzept aufs Gleis zu setzen. Huber warnt davor, dass der Kreistag den Kommunen ein System überstülpt, ohne mit ihnen zu reden oder den Bedarf genau zu prüfen. Er sei ein großer Freund von Rufbus-Systemen. Die neue Mobilität müsse sich bedarfs-orientiert entwickeln und dort beginnen, wo sie am ehesten gebraucht wird.
"Wir unterstützen alle Aktivitäten, mit denen sich der Kreis Pfaffenhofen als eigenständiger, vitaler Wirtschaftsraum entwickeln kann", proklamierte Huber. Mit dem Kommunal-Unternehmen für Struktur-Entwicklung (KUS) habe der Landkreis eine der fachlich, personell und auch finanziell am besten aufgestellten Gesellschaften für die Wirtschafts-Entwicklung in ganz Bayern. Partei-übergreifend sei man sich ja einig, dass man nicht mehr ohne weiteres weitere Logistik-Unternehmen ansiedeln wolle – wenngleich das in der Hand der Gemeinden liege.
"Verkehr haben wir schon genug", so Huber. "Was wir brauchen, sind zukunfts-orientierte, ökologisch fundierte und digital-affine Betriebs-Ansiedlungen, die in Zukunfts-Projekten unterwegs sind." Darin sieht er eine bedeutende Aufgabe für das KUS. Man brauche mehr Arbeitsplätze für Akademiker – weil 60 Prozent eines Jahrgangs Abitur machten und die allermeisten davon studierten. Diese jungen Leute sollten ihre Jobs nicht nur in urbanen Zentren, sondern auch in einem lebenswert organisierten ländlichen Raum finden.
Auch die Bürgerliste bekenne sich zum Erhalt der Ilmtalklinik in kommunaler Trägerschaft. Dass es alljährlich einen Millionen-Betrag aus der Landkreis-Kasse braucht, um das Defizit zu decken, liegt nach Ansicht von Huber auch an den Vorgaben der großen Politik zu Lasten der kleineren Kliniken. Wenn die Kreise und Kommunen nicht Finanzspritzen gäben, lägen manche Krankenhäuser im Koma. In einem reichen Land wie Deutschland sei das "ein Armuts-Zeugnis" und "eine Ohrfeige für den ländlichen Raum".
Huber warb für eine enge Zusammenarbeit zwischen der Klinik und den niedergelassenen Ärzten. Außerdem wolle man eine optimale Notarzt-Versorgung. Die Hilfsfristen müssten in allen Gemeinden eingehalten werden können. "Das sind wir unserer Bevölkerung schuldig." Hier sei auch der Freistaat gefordert.
Die geplante Pflegeschule befürworte die Bürgerliste ausdrücklich. Pflege werde ein "Megathema" der Zukunft. Die von der Pflege betroffenen Menschen sollten seiner Meinung nach von den Gemeinden und vom Landkreis noch besser unterstützt werden.
Im Zusammenhang mit dem geforderten beziehungsweise nötigen Ausbau der Ganztags-Betreuung für Kinder sagt Huber sowohl ein Nachrüsten der räumlichen Voraussetzungen als auch größere Anstrengungen bei der Personal-Gewinnung voraus. Das Jugendamt des Landkreises werde hier besonders gefordert sein, die Kommunen zu beraten und zu unterstützen.
Als einen "Herzenswunsch" bezeichnete Huber einen Jugend-Kreistag. Das Gremium solle mit einem eigenen Budget ausgestattet sein. Die Jugendlichen sollen Anträge stellen, diese diskutieren, Konzepte entwickeln und auch umsetzen können.
Bauen und Wohnen wertet Huber als eine der größten Herausforderungen des nächsten Jahrzehnts – diese Themen müssten für den nächsten Landrat "Chefsache" sein. Man müsse gestalten und machen anstatt zu verwalten. "Die Prämisse muss sein: Wie kann es gehen? Statt: Was spricht dagegen?"
Das soziale Wohl hänge davon ab, dass alle Menschen, die hier seit Langem wohnen und alle, die zuziehen, nicht nur menschenwürdig wohnen könnten, sondern sich das Wohnen zu vernünftigen Preisen noch leisten könnten.
Wenn es nicht gelinge, die Preisspirale im Immobilien-Sektor zu bremsen, werde das zum "sozialen Sprengstoff". Man müsse einerseits zusätzliche Anreize für private Investoren schaffen, andererseits müssten sich die Kommunen mehr anstrengen, um Wohnraum bereitzustellen.
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