Beim Projekt-Workshop in Zusammenhang mit der Leader-Bewerbung des Landkreises wurde eine sinnvolle Vernetzung der bestehenden Buslinien angeregt – und die Möglichkeit für die Bürger, selbst mitzubestimmen. Denn Mobilität wurde auch als Voraussetzung für Lebensqualität gesehen.
(ty) Nachhaltige Mobilität ist Voraussetzung für die Lebensqualität und ein entscheidender Zukunftsfaktor für die ländlich geprägten Regionen. Für den Landkreis Pfaffenhofen scheint der Schlüssel dafür in einer sinnvollen Vernetzung der bestehenden Buslinien zu liegen – und darin, dass die Bürger selber die zukünftigen Mobilitäts-Anforderungen bestimmen. Dieses klare Ergebnis wurde beim Projekt-Workshop in Hettenshausen für die so genannte lokale Entwicklungsstrategie (LES) erarbeitet, mit der sich der Landkreis für das europäische Leader-Förderprogramm bewerben will. 25 Teilnehmer, darunter auch Landrat Martin Wolf (CSU) und Bürgermeister Hans Wojta (UWG), setzten sich in dem Workshop mit der aktuellen Verkehrssituation auseinander und versuchten, erste Startprojekte zu definieren, die im nächsten und übernächsten Jahr möglicherweise über das Leader-Programm bereits umgesetzt werden können.
Optimierung und Vernetzung
Die angestrebte Vernetzung betrifft hauptsächlich die 28 großen Linien, die im Landkreis zwar unterwegs, aber untereinander nicht richtig abgestimmt sind, wie herausgearbeitet wurde. Ohne eigenes Auto sei insbesondere die Kreisstadt Pfaffenhofen aus manchen Orten gar nicht erreichbar, wurdet erläutert. Kurios mutete in diesem Zusammenhang an, dass Busse von außerhalb das Stadtzentrum nicht anfahren und die Fahrgäste dann umsteigen oder zu Fuß gehen müssten. Wichtig war den Diskutanten auch eine bessere zeitliche Vertaktung der Linien sowie ein einfaches und möglichst einheitliches Tarifsystem, wie dies bereits für den Großraum Ingolstadt vor kurzem vereinbart wurde.
Die bestehenden Buslinien sollten besser vernetzt werden, lautete eine Anregung aus dem Workshop – und Buswartehäuschen könnte sogar noch eine zusätzliche Funktion zukommen.
Bei der Vernetzung sollten auch die bestehenden Bürger- beziehungsweise Rufbusse in Geisenfeld, Gerolsbach, Jetzendorf, Manching, Reichertshausen und Schweitenkirchen eingebunden werden, die die ÖPNV-Leistungen ergänzen. In diesem Zusammenhang konnte ein Teilnehmer den Bürgerbus aus Reichertshausen genauer vorstellen, der die Ortsteile mit dem Kernort verbindet. Der Bürgerbus werde ehrenamtlich betrieben und vor allem von älteren Bürgern gerne zum Einkaufen und Arztbesuch angenommen. Interessant könnte auch eine Ausweitung des Stadtbus-Systems von Pfaffenhofen für die Südgemeinden sein, wurde ergänzt.
Damit jedoch das zukünftige System zur Nachfrage passt, schlug die Diskussionsrunde eine groß angelegte Bürgerbefragung für den gesamten Landkreis vor, damit der genaue Bedarf hinsichtlich der Fahrzeiten und Fahrziele für unterschiedliche Zielgruppen ermittelt und dann von einem professionellen Verkehrsplaner aufbereitet werden kann. Parallel dazu solle eine „ständige Mobilitätskonferenz“ ins Leben gerufen werden, bei der jeder mitmachen kann und „die Bürger selber die zukünftigen Mobilitäts-Anforderungen bestimmen und anpassen können“, wurde weiter ausgeführt. Ziele seien die Erarbeitung eines attraktives Alternativangebotes zum motorisierten Individualverkehr und eine Sensibilisierung der Bevölkerung für eine nachhaltige und zukunftsfähige Mobilität.
Neue Mobilitätskonzepte
Alternativen und Ergänzungen zum ÖPNV-System werden auch bereits in anderen Regionen erfolgreich eingesetzt, so etwa „Baxi“, ein Anruf-Bus-System aus dem Landkreis Tischenreuth oder „Mobilfalt“ aus Nordhessen, wo man seine regelmäßigen oder unregelmäßigen privaten und geschäftlichen Autofahrten anbieten kann und dafür eine festgelegte Kostenerstattung erhält.
Angeregt von diesen Beispielen wurde ein weitere Projektidee entwickelt, die auf den ersten Blick noch etwas „spinnert“ anmutet, aber möglicherweise durchaus großes Potenzial aufweist: Aufhänger sind die bestehenden Buswartehäuschen, die als „Treffpunkte zum Mitfahren“ aufgewertet werden könnten. Wer mitgenommen werden will, geht einfach dorthin und zeigt den vorbeifahrenden Autofahrern ein verabredetes Signal zum Mitfahren. Beispielsweise ein weißes Pappschild mit rotem Punkt, wie ein Teilnehmer aus seiner Studentenzeit berichtete.
Die genauen Spielregeln und die rechtlichen Aspekte zu diesen System müssten freilich noch ausgearbeitet und kommuniziert werden. In Kombination dazu wurde eine App vorgeschlagen, die Fahrer und Mitfahrer verbindet und über die das Mitfahren bereits im Vorfeld organisiert werden kann. Als mögliche Strecken kamen aus Sicht der Workshop-Teilnehmer beispielsweise Baar-Ebenhausen – Reichertshofen – Pörnbach – Pfaffenofen oder Wolnzach – Rohrbach in Frage.
25 Teilnehmer diskutierten unter Moderation von Jens Lilienbecker zusammen mit Landrat Martin Wolf und Bürgermeister Hans Wojta über Mobilitäts-Konzepte und –Ideen für den Landkreis.
Situation von Auszubildenden
Ein letzter Diskussionspunkt waren die Probleme der Auszubildenden, die noch kein eigenes Auto besitzen (dürfen) oder Schwierigkeiten haben, zur Lehrstelle oder Berufsschule zu kommen. Hier wurde angeregt, eine Befragung unter den Unternehmen durchzuführen, um den Bedarf zu ermitteln und eventuelle Anpassungen beim zukünftigen Buslinien-System vornehmen zu können. In Ausnahmefällen, so wurde vorgeschlagen, könnte eine Gutschein-System für Taxifahrten eingesetzt und 50 Prozent der Fahrkosten bezuschusst werden.
Weitere Workshops
Zu weiteren Themen finden im Rahmen der ELS-Erarbeitung in den nächsten Wochen ebenfalls Projekt-Workshops statt. Dabei sollen mögliche Startprojekte zu Schwerpunktthemen herausgearbeitet werden. Alle Bürger sind jeweils eingeladen. Hier die Workshop-Termine im Überblick.
- Themen Freizeit, Tourismus und Umweltbildung: Mittwoch, 22. Oktober, 19.30 Uhr, im Geisenfelder, Rathaus, Kirchplatz 4
- Themen Landwirtschaft, Naturschutz, Umwelt und Flächenmanagement: Montag, 27. Oktober, 19.30 Uhr im Pfaffenhofener, Landratsamt, großer Sitzungssaal im Rentamt (Eingang an der Ingolstädter Straße)
- Thema Wirtschaft: Montag, 27. Oktober, 19.30 Uhr im Pfaffenhofener, Landratsamt, Aufenthaltsraum im Rentamt (Eingang an der Ingolstädter Straße).
Unter www.leader-landkreis-pfaffenhofen.de können Interessierte die Ergebnisse der bisherigen Veranstaltungen, die Darstellung der Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken nachlesen, bewerten und weitere Hinweise anbringen. Weitere Informationen gibt es bei: Alice Köstler-Hösl vom Landratsamt unter Telefon (0 84 41) 27 – 2 58 oder via Mail an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! sowie bei Ulrike und Jens Lilienbecker vom Büro für Geographie und Kommunikation, unter Telefon (0 97 63) 93 00 49 0 oder via Mail an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.
Weitere Beiträge zum Thema:
Termin-Chaos bei Leader- und Efre-Workshops
"Wir sind auf einem guten Weg"
Jetzt muss ein Verein gegründet werden
Weil halt nicht alles super ist
Warum der Altlandrat null Bock auf "Leader" hat