Nach der Attacke auf den mutmaßlichen Kindermörder Stefan B. in der JVA Kaisheim hält sich in den sozialen Medien das Mitleid in Grenzen – Aber es gibt auch mahnende Stimmen
(ty) „Endlich hat einer gemacht, was die ganze Region denkt und wünscht.“ Die Reaktionen auf die Attacke auf den mutmaßlichen Mörder und Peiniger der kleinen Franziska aus Möckenlohe sind in den sozialen Medien mehr als eindeutig. Auch wenn die Kommentare auf die Meldung mitunter an Lynchjustiz erinnern, so zeige sie doch eindringlich, wie abstoßend und abscheulich die Tat dem gesunden Menschenverstand erscheint. Auch ein Jahr danach ist die emotionale Empörung ungebrochen.
Und im Internet sprechen eben manche mit deutlichen Worten aus, was viele andere denken. „Der sollte gar nicht behandelt werden im Krankenhaus. Der soll verbluten und qualvoll sterben“ oder „Das passiert mit Kindsmördern, ich hoffe er hat unerträgliche Schmerzen.“ "Sittiche" lautet der Fachbegriff im Knast für Sittlichkeitsverbrecher. Die haben in aller Regel kein angenehmes Leben hinter Gittern, stehen in der Hierarchie der Knackis ganz unten. Und werden deshalb nicht selten Opfer gewaltsamer Exzesse.
Es gibt auch mahnende Worte zu lesen. „Feiert ihr nur einen versuchten Totschlag als Heldentat. Wie hohl man eigentlich sein kann. Aber bei dem Thema ist der wütende Mob ja immer gleich auf demselben Steinzeitniveau. Jemanden das Leben zu nehmen ist nie gerechtfertigt, nicht einmal, wenn es sich um einen Kinderschänder handelt.“
Derartige Kommentare indes sind in der Minderheit. Die meisten, die in Facebook ihr spontanes Statement abgegeben haben, gehen in eine Richtung: „Beste Nachricht des Tages. Leider hat der Mithäftling es nicht ganz geschafft.“ Und einer würde dem Mithäftling, der auf Stefan B. eingestochen hat, sogar das Bundesverdienstkreuz verleihen.
„Schade, dass er es überlebt hat. So eine Bestie darf nie mehr auf die Menschheit losgelassen werden“, steht da zu lesen oder: „Hoffe, der Mithäftling wird nicht allzu stark bestraft. Richtig so. Steinigung wäre angebracht bei dem kranken Hirn.“
„Die Gefangenen wissen, wie man über solchen Dreck richtet“, lautet einer der Kommentare, der den Angreifer in die Heldenrolle hievt, die Rolle dessen, der Franziska zu rächen versuchte. Fragen indes bleiben offen. War das überhaupt sein Motiv? Weswegen sitzt der Angreifer in Haft? „Was ist, wenn der Angreifer auch ein Vergewaltiger oder Mörder ist? Verehrt ihr den dann immer noch, oder soll der nächste ihn dann auch abstechen?“ fragt ein Facebook-User.
Diese Frage lässt sich klären. Der 31-jährige Türke, der in der gemeinsamen Untersuchungshaft-Zelle in Kaisheim mehrfach auf Hals und Kopf von Stefan B. eingestochen hat, stammt aus Ingolstadt und wartet auf seinen Prozess wegen gefährlicher Körperverletzung. Gegen ihn wird nun abermals wegen gefährlicher Körperverletzung und versuchten Mordes ermittelt.
Eine andere Frage betrifft die Prinzipien der Demokratie. „Wenn man sich die Kommentare durchliest, sollte man schleunigst eine Petition ins Netz stellen, die eine Abschaffung der Judikative herbeiführen sollte. Oder sogar die der Demokratie und unseres Grundgesetzes.“
Die Volksseele kocht. Noch immer. Und man kann erahnen, was am Landgericht los sein wird, wenn der Prozess gegen Stefan B. erst einmal begonnen hat. Ob das am kommenden Montag schon sein wird, ist mehr als unwahrscheinlich. Staatsanwalt Jürgen Staud könnte sich vorstellen, dass die ersten beiden Prozesstage ausfallen und das Verfahren dann mit geringer Verzögerung beginnt.
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