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Laut Diözese geht es um den Verdacht des sexuellen Missbrauchs von Kindern – Der Geistliche wurde suspendiert – Auslöser war offenbar ein anonymes Schreiben  

Die Erklärung des Generalvikars im Wortlaut: Verdacht des sexuellen Missbrauchs von Kindern

Von Tobias Zell

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Pfaffenhofener Stadtpfarrer Peter Wagner wegen des Verdachts einer Sexualstraftat. Wie Generalvikar Harald Heinrich vom zuständigen Bistum Augsburg heute in einer offiziellen Erklärung mitteilte, wurde gegen Pfarrer Wagner ein Ermittlungsverfahren wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern eingeleitet. Der Geistliche ist vom Dienst suspendiert worden. Die katholische Pfarrgemeinde steht unter Schock. 

Wie berichtet, war gestern die für heute geplante traditionelle Fronleichnams-Prozession kurzfristig abgesagt worden. Die Hintergründe waren zunächst völlig unklar. Bekannt wurde gestern nur, dass Generalvikar Harald Heinrich von der zuständige Diözese Augsburg heute persönlich nach Pfaffenhofen kommen wird, um den Feiertags-Gottesdienst zu zelebrieren und um eine offizielle Erklärung abzugeben. Aus dieser sollte hervorgehen, warum die Prozession ausfällt und was mit Pfarrer Wagner ist. Daraus ließ sich schon erahnen, dass etwas Schwerwiegendes geschehen sein muss.

Die heutige Messe begann, wie geplant, um 8.30 Uhr. Generalvikar Heinrich verlas gleich am Anfang des Gottesdiensts eine ausführliche Erklärung – mit schockierendem Inhalt für die Gläubigen. Wörtlich sagte Heinrich: "Gemäß Mitteilung der Staatsanwaltschaft Ingolstadt, von der ich am Dienstag, den 24.05.2016, in Kenntnis gesetzt worden bin, wurde gegen Pfarrer Peter Wagner ein Ermittlungsverfahren wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern gem. § 176 Abs. 4 StGB eingeleitet."

Weiter führte Heinrich aus: "Mitte März ging im bischöflichen Sekretariat ein anonymes Schreiben ein, das einen solchen Übergriff von Herrn Pfarrer Wagner schilderte. Ich habe daraufhin die diözesane Beauftragte für die Prüfung von Vorwürfen sexuellen Missbrauchs und körperlicher Gewalt an Minderjährigen, Frau Rechtsanwältin Ketterle-Faber, hierüber informiert. Gemäß den Leitlinien der deutschen Bischofskonferenz für den Umgang mit sexuellem Missbrauch Minderjähriger ist auch solchen Hinweisen nachzugehen, wenn sie tatsächliche Anhaltspunkte für Ermittlungen beinhalten."  

Hier lesen Sie die Erklärung von Generalvikar Heinrich im Wortlaut: Verdacht des sexuellen Missbrauchs von Kindern

„Erschütternd“ sei das, sagte Heinrich nach dem Gottesdienst gegenüber Medienvertretern. Die Suspendierung sei das „übliche Vorgehen“ – dieser Schritt erfolge, sobald gegen einen Priester ein Ermittlungsverfahren eingeleitet werde.

Von Seiten der Diözese werde man die Justiz „in jeder Weise unterstützen“, versicherte der Generalvikar. „Wir leben in einem Rechtsstaat“, betonte er. Die Bewertung der im Raum stehenden Vorwürfe werde man der Justiz überlassen. Man wolle aber „offen kommunizieren“. Natürlich gilt auch in diesem Fall die Unschuldsvermutung. Es sei auch keine leichte Situation für Wagner.

Die Fronleichnams-Prozession wurde abgesagt.

Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord bestätigte heute gegenüber unserer Zeitung, dass von der Ingolstädter Kripo auf Weisung der Staatsanwalt gegen den Pfarrer ermittelt wird. Es gehe um den Verdacht einer Sexualstraftat, um „Verfehlungen mit sexuellem Bezug“. Die Ermittlungen stünden noch am Anfang. Es gelte zu klären, ob tatsächlich Straftatbestände vorliegen.

Ins Rollen brachte die Ermittlungen nach Worten des Polizei-Sprechers die Mitteilung der Missbrauchsbeauftragten des Bistums Augsburg an die Staatsanwaltschaft über einen Fall. Ob mehrere mögliche Fälle im Raum stehen, wisse man derzeit nicht, sagte Generalvikar Heinrich.

Für den vom Dienst suspendierten Pfarrer Wagner übernimmt nun übergangsweise Dekan Adolf Rossipal aus Zuchering die Leitung der katholischen Pfarrgemeinde in Pfaffenhofen. Wagner hätte die Kreisstadt, wie berichtet, ohnehin zum Ende August verlassen. Er hatte bekanntlich den Bischof darum geben, von der Aufgabe in Pfaffenhofen entbunden zu werden. Im Fachjargon heißt dieser freiwillige Rücktritt von einem kirchlichen Amt „Resignation“. 

Wagners Nachfolger steht bereits fest: Albert L. Miorin, 1958 geboren, ist derzeit noch in Augsburg tätig und übernimmt die Pfaffenhofener Pfarrgemeinde zum 1. November. Rossipal sollte eigentlich ab September und bis zu Miorins Amtsantritt in Pfaffenhofen die Leitung der Pfarrgemeinde übernehmen; nun muss er diese Aufgabe schon früher antreten. Zum 1. Juli will die Diözese laut Generalvikar Harald Heinrich aber einen Aushilfspriester nach Pfaffenhofen entsenden, der dann bis November die Pfarrgemeinde übernehmen soll.

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