Aktions-Bündnis "Mastanlagen-Widerstand" kämpft weiter gegen den geplanten Ausbau des Betriebs in der Gemeinde Wolnzach auf rund 145 000 Tiere – und unterstellt dem Landratsamt "tendenziöses Vorgehen"
(ty) Mitglieder des Aktions-Bündnisses „Mastanlagen-Widerstand“ haben nach eigenen Angaben in der Nacht zum Donnerstag ein Zeichen gegen die Ausbeutung und Unterdrückung von Tier, Mensch und Natur gesetzt. Sie protestieren konkret gegen den geplanten Ausbau der Hähnchen-Mastanlage im Wolznacher Ortsteil Eschelbach auf rund 145 000 Tiere, für die das Pfaffenhofener Landratsamt bekanntlich den vorzeitigen Baubeginn zugelassen hat (Mit Genehmigung der Hähnchenmast kann gerechnet werden ).
In der besagten Nacht spannten die Aktivisten – ihrer Schilderung zufolge – Banner an der Zufahrt zur Baustelle und an der Staatsstraße 2232. Darauf war zu lesen: „Schluss mit der Ausbeutung von Mensch Tier, Natur“ und „Keine Hühnermastfabrik in Eschelbach“. Die Aktivisten dokumentierten das mit zwei unserer Redaktion übermittelten Fotos.
Hintergrund der Aktion sei „der Beginn des Baus einer Tierfabrik, die Anfang des Jahres von der Familie Höckmeier beim Landratsamt Pfaffenhofen nach einem ersten gescheiterten Versuch erneut beantragt worden war“, heißt es in einer am heutigen Samstag veröffentlichten Mitteilung des Aktions-Bündnisses. „Der Vorbescheid, der es dem Mäster erlaubt, bereits Bodenarbeiten zur Vorbereitung der Errichtung der Anlagen vorzunehmen“, lässt nach Ansicht der Aktivisten darauf schließen, „dass die Erteilung der vollständigen Genehmigung kurz bevor steht.“ Auf dem Grundstück „sollen dann in zwei Tierfabriken 144 600 Tiere für den Konzern Wiesenhof gemästet werden“.
Die Errichtung von Mastanlagen werde von der Öffentlichkeit zunehmend kritisch wahrgenommen und habe auch im Fall Eschelbach zu Protesten der Anwohner geführt. Die Aktivisten lehnen das Vorhaben strikt ab. Ihre Befürchtungen: Gestank, Entweichen gesundheitsgefährdender Bioaerosole sowie Nitratbelastung der Böden durch die anfallenden Gülle und Gär-Reste, was zu einem Verlust der Artenvielfalt führe.
Insbesondere aber lehnt das Aktions-Bündnis das Vorhaben in Eschelbach aus tierrechtlicher Perspektive ab. „Tiere werden in diesem Verwertungs-System nicht mehr als fühlende Individuen wahrgenommen“, so die fundamentale Kritik. „Als Küken werden sie aus der Brüterei in die Anlage gebracht und dort innerhalb von vier bis fünf Wochen auf ihr Schlachtgewicht hochgemästet. Pro Quadratmeter drängen sich über 20 Tiere“, sagt Martha Müller vom Aktions-Bündnis. „Arttypischen Verhaltensweisen wie Picken, Staubbaden etc. können sie nicht nachgehen, geschweige denn angemessen miteinander agieren und soziale Beziehungen pflegen. Die Gewalt, die Tieren im Rahmen der Nutzung als Masthuhn angetan wird, ist immens und durch nichts zu rechtfertigen.“
Die Sichtweise des Aktions-Bündnisses ist unmissverständlich: „Tiere werden in diesem System degradiert zu Waren, Ressourcen, Produkten.“ Doch bei „Mastanlagen-Widerstand“ geht man sogar noch weiter: Tierhaltung bedeute stets Ausbeutung und Unterdrückung von unzähligen Tieren. „Sie werden aus Profit-Interesse der jeweiligen Antragsteller und des abnehmenden Großkonzerns für den menschlichen Fleischkonsum gemästet und getötet.“
Dem Landratsamt wirft das Aktions-Bündnis „tendenziöses Vorgehen“ vor und rechnet mit der „damit einhergehenden absehbaren Genehmigung der Tierfabrik“. Zugleich ruft die Initiative „alle Anwohner und Bürger in Wolnzach-Eschelbach, Pfaffenhofen und allen anderen Orten dazu auf, den Widerstand gegen diese und andere Tierfabriken nicht aufzugeben und weiterhin gegen die Ausbeutung von Tieren, Mensch und Umwelt aktiv zu werden“.
Das Aktions-Bündnis „Mastanlagen-Widerstand“ gegen das bekannte Unternehmen Wiesenhof stellt nach eigenen Angaben einen Zusammenschluss von Einzelpersonen und Aktivisten dar. Konkret wolle man „Hühnermast-Anlagen und somit Zulieferbetriebe für Wiesenhof-Schlachtfabriken verhindern und auf diesem Wege gegen das Ausbeuten und Töten von Tieren, gegen regionale sowie globale Umweltverschmutzung und menschlichen Unterdrückung vorgehen“.
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