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Die Pflanze, die wir Ihnen heute vorstellen, heißt Feinstrahl: Im Mittelalter legte man sie zu Babys in die Wiege, heute landet sie in Smoothies oder Salaten.

(ty) Ein weiterer Korbblütler in unserer regionalen Pflanzen-Serie, vor dem sich Allergiker in Acht nehmen sollten, ist der Feinstrahl. Er ist aus Nordamerika bei uns eingewandert und heißt botanisch "Erigeron annuus". Diese einjährig, krautig wachsende Pionier-Pflanze wird bis zu einem Meter hoch und ebenso tief reichen ihre Wurzeln in den Boden. Am Ende der Stängel befindet sich der weiß-gelbe Blütenkopf, mittig mit gelben Röhrenblüten und außen mit weißen Strahlenblüten. Die weißen Einzelblüten bilden eine Schirmrispe.

 

"Der Feinstrahl blüht zwischen Juni und Oktober in feuchten Wiesen, in Auwäldern oder auch in Ruderalfluren besonders gerne", berichten die Naturschutz- und Pflanzen-Experten aus dem Pfaffenhofener Landratsamt. So genannte ruderale Standorte sind vom Menschen tiefgreifend geprägte Flächen, auf denen die vorherige Vegetation zerstört, das Bodengefüge verändert und dadurch gegenüber den ursprünglichen Verhältnissen abweichende Lebensmöglichkeiten geschaffen wurden. Solche "künstliche" Böden entstehen zum Beispiel durch Aufschüttungen und Schotterungen, auf Schutthalden oder durch Trümmerschutt.

Aber zurück zum Feinstrahl: "Der Neophyt ist seit dem 18. Jahrhundert vor allem in Süddeutschland und in den benachbarten deutschsprachigen Ländern mehr oder weniger zu finden und wird auch als Einjähriges Berufkraut bezeichnet", weiß die Kräuter-Pädagogin Gertraud Schachtner aus Gosseltshausen. Als Neophyten werden Pflanzen bezeichnet, die sich – ohne oder mit menschlicher Einflussnahme – in einem Gebiet etabliert haben, in dem sie zuvor eigentlich nicht heimisch waren.

 

Die Alternativ-Bezeichnung "Berufkraut" habe übrigens nichts mit einem Beruf zu tun. "Eher stammt der Name aus dem Mittelalter, als der Aberglaube Hochkonjunktur hatte", sagt Schachtner und erklärt dazu: "So legte man dieses Kraut zum Beispiel den Säuglingen in die Wiege, damit sie nicht berufen, sprich: verwunschen, werden."

Heutzutage habe das Einjährige Berufskraut bisweilen Einzug in die Küche gefunden. "Wer mit Wildkräutern kocht, wird es in kleinen Mengen verwenden", berichtet die Kräuter-Fachfrau. "Wenige Blätter im Smoothie, einer trendigen Ernährung, regen durch die Bitterstoffe Leber- und Gallentätigkeit an, Blütenknospen schmecken leicht scharf." Und: "Wer's mag, kann sie als Würze in den Salat geben", sagt Schachtner.

 

* Der Landkreis Pfaffenhofen bietet verschiedenste landschaftliche Reize und beheimatet eine vielfältige Pflanzenwelt. Einen kleinen Ausschnitt aus der breiten Palette dieser Naturschönheiten stellen wir in den kommenden Wochen im Rahmen einer Artikel-Reihe vor. Die fachkundigen Informationen dazu kommen von den Experten aus dem Sachgebiet "Naturschutz, Gartenbau und Landschaftspflege" am Landratsamt sowie von weiteren Kennern wie der Kräuter-Pädagogin Gertraud Schachtner aus Gosseltshausen.

Bisherige Folgen:

Das Wunderkraut

Ein heilender Migrant

Gut für Boden und Vieh

Reizend und narkotisierend

Bescheiden und hübsch anzusehen

Schön, aber selten 

Wilde Möhre

Die Pflanze der Mönche

Gut und giftig

Beliebter Keimtöter

Pompöser Auftritt in Purpur

Zerzaust und trotzdem attraktiv


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