Seit heute ist es offiziell: FW-Kreischef Christian Dierl tritt seine Mandate im Kreistag und Wolnzacher Gemeinderat nicht an und hat seine Posten als FW-Kreischef und Ortsvorsitzender nur noch auf dem Papier
(ty/zel) Gestern hatte unsere Zeitung bereits vermeldet, dass Christian Dierl, der Kreisvorsitzende der Freien Wähler, seinen Rückzug aus der aktiven Politik antritt. Er selbst war nicht zu erreichen, hat sich zurückgezogen. Selbst FW-Kreisvize Max Hechinger konnte lediglich von einem Telefonat mit Christian Dierls Vater berichten, in dem dieser ihn von der Entscheidung seines Sohnes in Kenntnis gesetzt hat. Inzwischen weiß man mehr.
In einem heute erschienenen Zeitungsbericht, in dem Dierl ausführlich zitiert wird, werden nun alle letzten Zweifel vom Tisch gewischt: Der 33-Jährige wird die bei den jüngsten Wahlen errungenen Mandate im Pfaffenhofener Kreistag und im Wolnzacher Gemeinderat nicht antreten, bestätigte er dem Blatt in einem offensichtlich ausführlichen Gespräch, das er – wie es heißt – von sich aus gesucht hatte. Für unsere Zeitung war Dierl auch heute nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Er sei krank, hieß es sinngemäß, und könne deshalb keine Fragen beantworten.
Die Entscheidung, seine Mandate nicht anzutreten, hat Dierl dem Bericht zufolge nach einer Auszeit, zusammen mit seiner Familie und wohl überlegt getroffen – sie sei auch aus gesundheitlichen Gründen und auf ärztlichen Rat hin erfolgt und zudem unumstößlich. „Ich muss einen Schnitt machen, so geht es nicht weiter“, wird Dierl zitiert. Ihm ist, so wird deutlich, das alles zu viel geworden. Deshalb zieht er für sich die Notbremse. „Ich habe einfach keine andere Wahl“, sagte Dierl dem Blatt: Seine angeschlagene Gesundheit mache ihm einen weiteren Einsatz in der Kommunalpolitik, so wie er sich das vorstelle, schlichtweg unmöglich.
Die jüngsten politischen Entwicklungen, vor allem in Wolnzach, sind Dierl – wie berichtet – an die Nieren gegangen. Die Rede ist von Beschimpfungen, Anfeindungen und Anschuldigungen. Hintergrund ist bekanntlich die Entscheidung der Wolnzacher Freien Wähler, im dortigen Gemeinderat mit der CSU und den Grünen zu koalieren und eben nicht ein buntes Bündnis mit SPD, FDP/UW und Bürgergemeinschaft einzugehen. Dieser Schritt sorgte für Aufsehen – und für harsche Kritik von den sich verprellt fühlenden Parteien, deren Träume von der bunten Koalition damit zerplatzt waren. SPD-Chef Werner Hammerschmid warf Dierl & Co. „Wortbruch“ vor, FDP-Chef Thomas Stockmaier sprach vom „Sündenfall der Freien Wähler“. Und mittendrin in dem ganzen Wirbel stand der FW-Ortsvorsitzende Christian Dierl.
Beziehungsweise der scheidende Ortsvorsitzende. Denn wie es aussieht, wird Dierl auch seine Posten als FW-Kreischef und Wolnzacher FW-Ortsvorsitzender nur noch auf dem Papier ausüben, bis die jeweiligen Nachfolger gewählt sind. Bis auf Weiteres müssen also die Stellvertreter die Geschicke leiten – auf Kreisebene sind das Max Hechinger und Herbert Nerb, in Wolnzach Georg Guld.
Die Freien Wähler brauchen auf Kreisebene also schon wieder einen neuen Chef: Erst vor wenigen Monaten hatte ja die ehemalige Landtagsabgeordnete Claudia Jung den Posten der FW-Kreisvorsitzenden hingeworfen, weil ihr nach eigenen Angaben der Rückhalt aus den eigenen Reihen fehlte. Zudem soll es unterschiedliche Ansichten bezüglich der personellen Ausrichtung gegeben haben. Jung trat dann auf der AUL-Kreistagsliste an – und wurde wieder in den Kreistag gewählt. Christian Dierl beerbte sie als FW-Kreischef und bekam für seine engagierte und sachbezogene Arbeit in den vergangenen Monaten viel Lob und Anerkennung. Doch nun beendet er offenbar sein politisches Engagement auf allen Ebenen.
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