Emily Rumpf (Grüne) sieht sich mit "sozialer Ader" von Jugend an auch mit erst 24 Jahren gut gerüstet für das Bürgermeister-Amt in Jetzendorf. Kandidaten-Vorstellung, Teil 2.
(ty) Wer wird neues Gemeinde-Oberhaupt in Jetzendorf? Diese Frage wird bei der Bürgermeister-Wahl am 9. Juni oder – im Falle einer Stichwahl – spätestens am 23. Juni entschieden. Auf dem Stimmzettel sind drei Kandidaten und eine Kandidatin aufgelistet, die sich den rund 2500 Wahlberechtigten in der etwa 3200 Einwohner zählenden Kommune zur Wahl stellen, und zwar in dieser Reihenfolge: Florian Bachmeier (33 Jahre alt, CSU), Emily Rumpf (24, Grüne), Tobias Endres (37, "Parteiunabhängige") und Bastian Hepperle (42, parteilos). Genau in dieser Abfolge wird unsere Zeitung im Rahmen einer kleinen Serie die einzelnen Bewerber sowie deren Vorstellungen und politische Ziele noch einmal vorstellen. Heute im Gespräch: Emily Rumpf.
Zum Hintergrund: Die außerturnusmäßig und parallel zur Europa-Wahl stattfindende Bürgermeister-Wahl ist begründet durch das vorzeitige Ausscheiden des bisherigen Amtsinhabers Manfred Betzin. Wie mehrfach berichtet, hatte der 49-Jährige, der früher der CSU angehörte und seit seinem Austritt parteilos ist, den Gemeinderat darum gebeten, ihn aus gesundheitlichen Gründen zum 31. März dieses Jahres vorzeitig aus dem Amt zu entlassen. Was letztlich so auch geschah. Seit Anfang April führt Tobias Endres als Zweiter Bürgermeister kommissarisch die Amtsgeschäfte im Rathaus, bis der künftige Erste Bürgermeister gewählt ist.
"Ich will es. Und ich kann es auch." Mit dieser Überzeugung hat Emily Rumpf, bereits Anfang Januar öffentlich ihr Interesse am Chefsessel im Jetzendorfer Rathaus kundgetan, als noch kein anderer Name im Spiel war. Das nach ihrem eigenen Bekunden durchwegs positive Feedback, das sie im Wahlkampf bekommt, beispielsweise kürzlich bei der Auftakt-Versammlung mit rund 70 Besuchern, bestätige sie. "Super, dass du das machst", "Endlich eine Frau, die sich auch traut" – solche Stimmen höre sie allenthalben, sagt die 24-Jährige im Gespräch mit unserer Zeitung. Natürlich habe sie nicht so viel Lebenserfahrung vorzuweisen, doch das sei nicht alles. Auf die Einstellung und die Persönlichkeit komme es an. Und was die politische Erfahrung angehe, habe sie mehr vorzuweisen als alle ihre drei Gegenkandidaten zusammen, bemerkt Rumpf selbstbewusst.
2021 war sie für Birgit Brajdicin in den Gemeinderat von Jetzendorf nachgerückt, in dem sie nach ihren Recherchen als jüngste Gemeinderätin in der Ortsgeschichte zusammen mit André Klimsch die Interessen der Grünen vertritt. Sich für andere einzusetzen und sich politisch zu engagieren, sei quasi ihre DNA, sagt Rumpf. Gerne erzählt sie die Geschichte, als sie als Viertklässlern zielstrebig ins örtliche Rathaus zum Bürgermeister marschiert ist, um den Bau einer Eisdiele zu fordern. Natürlich wisse sie heute, dass solche Wünsche nicht so einfach umzusetzen seien, räumt sie ein. Doch habe sie eines daraus gelernt: "Es wird nichts draus, wenn man es nicht selber angeht."
Sie sei schon immer "ein politischer Mensch mit ausgeprägter sozialer Ader" gewesen, erzählt Rumpf. Schon mit elf Jahren habe sie ihrer Trainerin in der Turn-Abteilung des TSV Jetzendorf assistiert. In ihrem Gymnasium in Schrobenhausen habe sie politisch Flagge gezeigt und im Asyl-Helferkreis mitgearbeitet. Den Grünen gehört sie seit dem Jahr 2019 an. Diese Partei passe am besten zu ihren Werten, wie sie betont. Doch gebe es durchaus auch Punkte, in denen sie den Grünen nicht folgen könne, was sie auch öffentlich äußere. Generell sehe sie es immer als persönlichen Gewinn, zu sehen, wenn mann dazu beitragen kann, damit es anderen Menschen gut geht, sagt sie zu ihrem Antrieb.
Das gelte beispielsweise für ihre Arbeit beim bayerischen Turnverband, in dem sie auf Landesebene die Funktion der Gleichstellungs-Beauftragten innehat. Ihr Studium der Politikwissenschaften und Soziologie in Kassel hat Rumpf mit einem Bachelor abgeschlossen. Ihren Lebensunterhalt verdient sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin ihres Partei-Kollegen und Bundestags-Abgeordneten Leon Eckert, für den sie die beiden Wahlkreis-Büros in Schrobenhausen und Pfaffenhofen leitet. Diese Arbeit verschaffe ihr einen "Riesen-Einblick" in die Zusammenhänge der Bundes-Politik, sagt sie. Dabei habe sie zudem viel über die politische Arbeit auf allen Ebenen gelernt. "Und man wird mit vielerlei Problemen konfrontiert."
An den Pflicht-Aufgaben wie den Ausbau der Ganztagsschule und der Kita-Betreuung sowie die Straßen-Sanierungen werde man nicht vorbeikommen, setzt die Grünen-Politikerin neben neuen Projekten auf Kontinuität. Die Gemeinde weiterhin attraktiv und lebenswert zu gestalten, sei eine gemeinsame Dauer-Aufgabe. Doch gebe es drei Projekte, die ihr sehr am Herzen liegen, so die 24-Jährige. Als Nummer eins nennt sie ein Dorf-Café mitten im Ort, das als Treffpunkt für alle Generationen dienen soll. Beherbergen soll es nach ihren Vorstellungen im Erdgeschoss auch einen Jugendraum und oben bezahlbaren Wohnraum. Das Argument, dass dafür viel zu wenig Geld in der Kommunal-Kasse sei, will Rumpf nicht gelten lassen. "Für all die aufgezeigten Nutzungs-Formen gibt es wunderbare Fördertöpfe."
"Enorm wichtig" sei ihr zweitens eine stärkere und dauerhafte Jugend-Beteiligung, entweder in Form einer Jungbürger-Versammlung oder über eine ständige Jugend-Vertretung. "Wir brauchen endlich ein Konzept, wie wir mit jungen Menschen in der Gemeinde umgehen, und dürfen das nicht über ihre Köpfe hinweg entscheiden", lautet ihre Marschroute. Mit ins Boot holen will sie den Zweckverband für Kinder- und Jugendarbeit Haimhausen. Und als drittes großes Gemeinschafts-Projekt, das sie vorantreiben möchte, nennt sie die Bürger-Energie. Ihr Ziel: "Wie müssen die erneuerbaren Energien im Ort konsequent und schnell ausbauen." Das bringe neben dem ökologischen Gewinn auch finanzielle Vorteile für die Bürger wie auch für die klamme Gemeinde-Kasse.
Letztlich bedeute der Ausbau der "Erneuerbaren" auch die Sicherung von Arbeitsplätzen im Ort. Um all das Hand in Hand mit dem Gemeinderat und der Dorf-Gemeinschaft umzusetzen, wolle sie all ihre Kraft einsetzen. Und eine engagierte Frau an der Spitze der Gemeinde nach unzählige Jahren der Männer-Dominanz "stünde unserer Gemeinde auch gut zu Gesicht", so ihre Überzeugung. Mit dem bisherigen Wahlkampf-Verlauf zeigt sie sich sehr zufrieden. Nur eines stößt ihr und ihren Partei-Freunden sauer auf: "Immer wieder werden Wahl-Plakate von mir zerstört", berichtet die 24-Jährige. Selbst im Gerolsbach in Pfaffenhofen habe man welche gefunden. Insgesamt sei ein Sachschaden von rund 400 Euro entstanden. In allen Fällen habe man mit Anzeigen "gegen unbekannt" die Polizei eingeschaltet.
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