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Brandstiftung an künftiger Asylbewerber-Unterkunft in Winden am Aign – 150 000 Euro Schaden – Kripo hat Sonderkommission gebildet – Kreis hält an Zeitplan zur Einquartierung der 67 Flüchtlinge fest

Reaktionen: „Feige, hinterhältig und widerwärtig“ 

Audio: "Höchstes Interesse an schneller Aufklärung" – die Pressekonferenz

Von Tobias Zell 

Nach dem Brandanschlag von heute Nacht auf die künftige Asylbewerber-Unterkunft im Reichertshofener Ortsteil Winden am Aign laufen die Ermittlungen auf Hochtouren. Die Polizei hat bereits eine 25-köpfige Sonderkommission eingerichtet, wie Günther Gietl, der Vizepräsident des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord, heute bei einer eilends einberufenen Pressekonferenz im Reichertshofener Rathaus erklärte. Noch in der Nacht hatten 15 Beamte der Kripo Ingolstadt die Ermittlungen aufgenommen. Auch ein Sachverständiger des Landeskriminalamts ist inzwischen vor Ort, außerdem wird ein Brandmittel-Spürhund am Tatort eingesetzt.

 

In dem ehemaligen Landgasthof Däuber sollen 67 Asylbewerber untergebracht werden – daran will der Landkreis festhalten.

Bezüglich des Motivs der Tat schließt die Polizei einen fremdenfeindlichen Hintergrund nicht aus. In dem ehemaligen Pensions-Gasthaus sollen bekanntlich ab September 67 Asylbewerber untergebracht werden. Der Landkreis Pfaffenhofen hat diesbezüglich mit dem Eigentümer des Gebäude-Komplexes bereits einen auf mindestens sieben Jahre laufenden Mietvertrag unterzeichnet. Im Vorfeld hatte sich in dem 830-Seelen-Ort Unmut gegen die Unterbringung der Flüchtlinge breit gemacht – Sorge bis Angst bereitete den Bürgern dabei vor allem die hohe Zahl der Personen, die hier einquartiert werden sollen. Zunächst war, wie berichtet, von über 130 Asylbewerbern die Rede – doch dafür gab es keine Genehmigung.

Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren.

Der Landkreis Pfaffenhofen wolle sowohl an dem früheren Landgasthof als Flüchtlings-Unterkunft sowie an dem geplanten Belegungstermin – 1. September – festhalten, betonte Landrat Martin Wolf (CSU) bei der Pressekonferenz. Man wolle damit auch das Signal an die Täter des Anschlags senden, dass sie nichts erreicht hätten und dass man sich von dem Vorhaben nicht abbringen lasse. Der Zeitplan sei „unverrückbar“, betonte Wolf – er könne sich allenfalls verzögern, falls die Beseitigung der Brandspuren länger dauere.

 

Am Hintereingang des Hauptgebäudes wurde versucht, Feuer zu legen.

Das Gebäude des ehemaligen Landgasthofs selbst ist von dem Brandanschlag nur minimal betroffen und in seiner Substanz nicht beschädigt, wie erklärt wurde. Das flache Nebengebäude, in dem einst eine Disco untergebracht war und der zuletzt als Lagerraum diente, ist allerdings vollständig ausgebrannt. Der Schaden wird nach ersten Schätzungen von Feuerwehr und Polizei auf rund 150 000 Euro beziffert. Eine Unterbringung von Flüchtlingen war in diesem Anbau aber nicht geplant. 

 

Auch am Eingang der ehemaligen Disco wurde Feuer gelegt; das Nebengebäude brannte völlig aus.

Die Feuerwehr war heute Nacht um 2.44 Uhr von der Integrierten Leitstelle informiert worden, nachdem ein Nachbar den Brand gemeldet hatte. Wie der hiesige Kommandant Georg Pfab berichtet, waren die ersten Floriansjünger bereits wenige Minuten später vor Ort. Im Eingangsbereich des Nebengebäudes habe man einen „offenen Brand“ vorgefunden. Insgesamt 55 Feuerwehrleute aus Winden, Reichertshofen, Langenbruck und Hög waren im Einsatz. Gegen 3.30 Uhr war der Brand laut Pfab unter Kontrolle, um etwa 4 Uhr sei das Feuer dann gelöscht gewesen. Verletzt wurde niemand; der Gebäudekomplex steht derzeit leer.

 

Rund um den Brandort wurde alles abgesperrt; Polizisten standen Wache.


Schon bei den ersten Ermittlungen der sofort verständigten Brandfahnder der Kripo Ingolstadt ergaben sich Anhaltspunkte für eine vorsätzliche Brandlegung, wie es heißt. Inzwischen geht man davon aus, dass an zwei Stellen an dem Gebäude-Komplex Feuer gelegt wurde – an der Haupteingangstür der früheren Disco sowie am Hintereingang des Landgasthofs. Am und im Hauptgebäude entstand aber lediglich geringer Schaden durch Rauch und Ruß; ein Feuer hatten die Einsatzkräfte laut Pfab hier nicht entdeckt. Ganz anders die Situation in der früheren Disco: Die Eingangstür sei beim Eintreffen der Feuerwehr schon weggebrannt gewesen, der Dachstuhl habe in Flammen gestanden. Das Nebengebäude brannte schließlich völlig aus, den Feuerwehrleuten gelang es aber, ein Übergreifen der Flammen auf das Hauptgebäude sowie auf Nachbarhäuser zu verhindern.

Bild vom Feuerwehr-Einsatz (Foto: Feuerwehr Reichertshofen)

Bei der Aufklärung der Straftat bittet die Polizei die Bevölkerung um Mithilfe. Es wird gebeten, Wahrnehmungen, die im Zusammenhang mit der Brandlegung stehen könnten, der Kriminalpolizei Ingolstadt unter der Telefonnummer (08 41) 93 43 -0 oder jeder anderen Polizeidienststelle zu melden. „Insbesondere Fahrzeuge und Personen, die zur Tatzeit im Bereich des Brandorts festgestellt worden sind, wären hierbei für die Ermittler von besonderer Bedeutung“, so eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord.

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