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Paukenschlag: Hochdefizitäre Krankenhäuser in Pfaffenhofen und Mainburg brauchen schon wieder einen neuen Geschäftsführer – Dabei ist ihre Zukunft ohnehin unklar

Update: Operation abgebrochen

Von Tobias Zell

Paukenschlag an der Ilmtalklinik. Nach Informationen unserer Zeitung hat Geschäftsführer Marcel John am  Donnerstag seine Kündigung eingereicht. Er verlässt die Krankenhaus-GmbH mit ihren beiden Klinik-Standorten in Pfaffenhofen und Mainburg offenbar auf eigenen Wunsch hin. Dem Vernehmen nach hat er auch bereits eine neue Aufgabe in Aussicht  beziehungsweise gefunden.

John reagiert mit diesem objektiv nachvollziehbaren, aber für viele wohl dennoch überraschenden Schritt mutmaßlich auf die nach wie vor schwierige Situation sowie auf das weiterhin massive Defizit und auf die deshalb zuletzt auch an seine Adresse geäußerte Kritik. Zuletzt war bekanntlich die Erstellung eines externen Gutachtens beschlossen worden, das den Kurs der Klinik-GmbH beleuchten – und damit letztlich auch die Strategie von John unter die Lupe nehmen – soll. 

Klarer, wenngleich schwieriger Auftrag 

John war mit Wirkung zum 1. Mai 2014 als neuer Geschäftsführer der Ilmtalklinik-GmbH berufen worden. Er trat – nach Interimslösung – die Nachfolge des fristlos gekündigten Marco Woedl an. Woedl waren auf Beschluss des Pfaffenhofener Kreistags hin rund 200 000 Euro Abfindung bezahlt worden – gegen ihn ermittelt die Staatsanwaltschaft inzwischen seit längerer Zeit wegen Betrugsverdachts, Gegenstand der Untersuchungen sind mehrere Geschäftsvorgänge in seiner Zeit als Chef der Ilmtalklinik-GmbH. 

Marcel John war vor seinem Wechsel nach Pfaffenhofen seit 2007 als alleiniger Geschäftsführer der Herz-Jesu-Krankenhaus-GmbH in Wien tätig. Er wechselte mit großen Vorschuss-Lorbeeren und bestem Ruf in die Hallertau. Seine Aufgabe in Pfaffenhofen lautete: Die Ilmtalklinik-GmbH aus den tiefroten Zahlen führen und fit für die Zukunft machen – und das vor dem Hintergrund immer schwieriger werdender gesundheitspolitischer Rahmenbedingungen.

Viel Lob, aber immer Wirbel

John machte sich eifrig und engagiert an die Arbeit, bekam für seine ersten Entscheidungen und Weichenstellungen viel Lob, Zustimmung und Rückendeckung. Das Defizit für das Jahr 2014 fiel dann auch gleich geringer aus als erwartet. Doch die Umstrukturierungen an beiden Krankenhäusern – in Verbindung mit einem Standort übergreifenden Konzept – gestalteten sich in der Folge deutlich schwieriger als erwartet.

Insgesamt kam die Ilmtalklinik-GmbH einfach nicht aus den Negativ-Schlagzeilen: Die finanzielle Situation war weiterhin ein brisantes Thema, Personal-Angelegenheiten und -Wechsel sorgten für Wirbel, das Verhältnis zwischen John und den niedergelassenen Ärzten kühlte sich ab. Seit Johns Amtsantritt gibt es inzwischen die dritte Presssprecherin. 

Zuletzt 5,1 Millionen Euro Defizit 

Ab vergangenem November spitze sich die Situation dann dramatisch zu. John hatte zunächst bekanntgeben müssen, dass die Klinik-GmbH das Geschäftsjahr 2015 aller Voraussicht nach mit einem höheren Defizit abschließen wird, als kalkuliert. Statt dem eigentlich geplanten Minus von 3,05 Millionen Euro prognostizierte er nun ein Defizit von 4,18 Millionen Euro aus dem laufenden Betrieb. Dieser Fehlbetrag sollte sich dann allerdings noch einmal um rund eine Million Euro erhöhen, wie man inzwischen weiß: Satte 5,1 Millionen Euro Miese hat die Klinik-GmbH im vergangenen Jahr gemacht. 

5,1 Millionen Euro – aufzufangen zu 85 Prozent vom Landkreis Pfaffenhofen und zu 15 Prozent vom Kreis Kelheim, entsprechend den Gesellschafter-Anteilen der beiden Klinik-Träger. Will und kann man sich das auf Dauer leisten, war einmal mehr die brennende Frage. Lesen Sie dazu auch: Zukunft der Ilmtalkliniken ungewiss

Externes Gutachten nach Hiobsbotschaft

In der Pfaffenhofener Kreispolitik und im Klinik-Aufsichtsrat reagierte man schnell auf diese neuerliche Hiobsbotschaft. Es wurde beschlossen, ein externes Gutachten in Auftrag zu geben. „Der Kurs und die Finanzsituation der Ilmtalkliniken sollen einer kritischen Betrachtung unterzogen werden, insbesondere auch mit Blick auf die generelle Perspektive im Rahmen des ab 2017 wirksamen Krankenhausstrukturgesetzes“, erklärte der  Pfaffenhofener Landrat und Aufsichtsrats-Vorsitzende Martin Wolf (CSU). 

Offiziell hieß es, diese Expertise sei „zur Unterstützung der Geschäftsführung“ gedacht. So mancher wertete diesen Schritt allerdings auch als Überprüfung der Strategie von John. Dass nun ein externes Gutachten in Auftrag gegeben wird, um seinen Kurs – und damit ja letztlich auch seine Arbeit und sein Wirken – unter die Lupe zu nehmen, konnte John selbst verstehen. „Dass in solchen Situationen immer ein gewisses Misstrauen da ist, ist klar“, sagte er im Februar bei einem Pressegespräch. 

John im Februar: Bin nicht auf Jobsuche 

John hat einen unbefristeten Vertrag mit sechsmonatiger Kündigungsfrist, wie im Februar bei dem Mediengespräch erklärt wurde. Es war dasselbe Gespräch, bei dem er noch versichert hatte, er arbeite sehr gerne hier und wolle das auch nicht leichtfertig aus der Hand geben. Aktiv auf Jobsuche sei er jedenfalls nicht, versicherte John damals. Heute hat er gekündigt. Angeblich will er, wenn möglich, vor Ablauf der Kündigungsfrist abziehen.

Der Pfaffenhofener Landrat Martin Wolf (CSU), der auch Vorsitzender des Klinik-Aufsichtsrats ist, war am Abend nicht mehr zu erreichen. Inzwischen wurde (am Freitag) Johns Abschied offiziell bestätigt. Lesen Sie dazu: Operation abgebrochen

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