Aktions-Bündnis kämpft weiter gegen geplanten Ausbau der Hähnchenmast in der Gemeinde Wolnzach auf rund 145 000 Tiere – und unterstellt dem Landratsamt erneut "tendenziöses Vorgehen".
(ty) Im Wolnzacher Ortsteil Eschelbach soll der bestehende Hähnchenmast-Betrieb auf rund 145 000 Tiere erweitert werden. Über die Genehmigung hat das Pfaffenhofener Landratsamt noch nicht entschieden. Doch die Behörde hatte ein Signal ausgesendet, aus dem man praktisch schließen musste, dass mit grünem Licht gerechnet werden kann: Im Oktober wurde auf Antrag des Bauherrn der so genannte vorzeitige Baubeginn zugelassen. Das Vorhaben ist umstritten, die Gegner führen mehrere Gründe für ihre ablehnende Haltung ins Feld. Nach Recherchen des „Bund Naturschutz“ entstünde eine der größten Anlagen dieser Art in Bayern.
Zu den entschiedensten Gegnern gehört das Aktionsbündnis „Mastanlagen-Widerstand“, nach eigenen Angaben ein Zusammenschluss von Einzelpersonen und Aktivisten. Man wolle „Hühnermastanlagen und somit Zulieferbetriebe für Wiesenhof-Schlachtfabriken verhindern und auf diesem Wege gegen das Ausbeuten und Töten von Tieren, gegen regionale sowie globale Umweltverschmutzung und menschlichen Unterdrückung vorgehen“, erklärt das Bündnis.
Wie „Mastanlagen-Widerstand“ heute mitteilte, setzten einige Aktivisten zuletzt „in diversen Nächten“ wieder ein Zeichen „gegen die Ausbeutung und Unterdrückung von Tier, Mensch und Natur“. Nach eigenen Angaben befestigten sie Banner am Geländer der über die Staatsstraße 2232 führenden Fußgänger- und Radfahrerbrücke sowie vor den Anlagen. Darauf war „Keine Hühnermastfabrik in Eschelbach“ und „Tiere sind keine Ware“ zu lesen. Dokumentiert wurde das unter anderem durch die hier gezeigten Fotos, die unserer Redaktion übermittelt wurden.
Hintergrund der Aktion sei die „absehbare Genehmigung“ der „Tierfabriken“. Das Bündnis behauptet: Obwohl „etliche Punkte“, zum Beispiel der Brandschutz, „völlig ungeklärt“ seien und „eine landwirtschaftliche Privilegierung sowie eine Erschließung keinesfalls gegeben“ seien, „lassen die Aussagen der Behörden darauf schließen, dass die Erteilung der vollständigen Genehmigung kurz bevor steht“.
Die Errichtung von Mastanlagen werde von der Öffentlichkeit „zunehmend kritisch wahrgenommen und führte auch hier zu Protesten der Anwohner“, so das Bündnis. Die Gegner befürchten Gestank, ein Entweichen gesundheitsgefährdender Bioaerosole und eine Nitratbelastung der Böden durch Gülle und Gärreste, was wiederum zu einem Verlust der Artenvielfalt führe.
Insbesondere lehnen die Aktivisten das Vorhaben aus tierrechtlicher Perspektive ab. „Tiere werde in diesem Verwertungssystem nicht mehr als fühlende Individuen wahrgenommen“, wird dazu erklärt. „Als Küken werden sie aus der Brüterei in die Anlage gebracht und dort innerhalb von vier bis fünf Wochen auf ihr Schlachtgewicht hochgemästet“, so Martha Müller vom Aktionsbündnis. „Pro Quadratmeter drängen sich über 20 Tiere.“ Arttypischen Verhaltensweisen wie dem Picken oder Staubbaden könnten sie nicht nachgehen, „geschweige denn angemessen miteinander agieren und soziale Beziehungen pflegen“.
„Die Gewalt, die Tieren im Rahmen der Nutzung als Masthuhn angetan wird, ist immens und durch nichts zu rechtfertigen“, so Müller. Tiere werden nach Ansicht des Bündnisses in diesem System degradiert zu Waren, Ressourcen, Produkten. Der Standpunkt der Widerständler ist unmissverständlich: „Tierhaltung bedeutet stets Ausbeutung und Unterdrückung von unzähligen Tieren. Sie werden aus Profitinteresse der jeweiligen Antragsteller und des abnehmenden Großkonzerns für den menschlichen Fleischkonsum gemästet und getötet.“
Die Aktivisten von „Mastanlagen-Widerstand“ kündigen zugleich an, nicht locker zu lassen. „Trotz des tendenziösen Vorgehens des Landratsamts und der damit einhergehenden absehbaren Genehmigung der Tierfabrik“ rufe man alle Anwohner und Bürger in Wolnzach-Eschelbach, Pfaffenhofen sowie allen anderen Orten dazu auf, „den Widerstand gegen diese und andere Tierfabriken nicht aufzugeben und weiterhin gegen die Ausbeutung von Tieren, Mensch und Umwelt aktiv zu werden“.
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