Die 43-Jährige warb für eine Kreistags-Mehrheit jenseits der Christsozialen und bezeichnete die CSU als "Garant für Stillstand".
(zel) Kerstin Schnapp geht für die Grünen ins Rennen um den Landrats-Posten im Kreis Pfaffenhofen. Die 43-jährige Medien-Unternehmerin wurde am gestrigen Freitagabend mit 30 von 30 Stimmen einhellig zur Kandidatin ihrer Partei gewählt. In ihrer Rede forderte sie unter anderem eine bessere Informations-Kultur im Landkreis – sowohl gegenüber den Bürgern als auch innerhalb der Kreis-Politik. Ebenfalls Nachholbedarf sieht sie in Sachen Digitalisierung. Den Christsozialen attestierte sie, ein "Garant für Stillstand" zu sein. Sie wolle jedenfalls für eine Mehrheit jenseits der CSU im Kreistag kämpfen.
Die Riege derer, die im März kommenden Jahres den Chef-Posten im Pfaffenhofener Landratsamt erringen wollen, weitet sich aus. Martin Rohrmann, Fraktions-Sprecher im Pfaffenhofener Stadtrat, ist von den Delegierten des CSU-Kreisverbands zum Landrats-Kandidaten der Christsozialen gekürt worden. Zuvor hatten schon die Freien Wähler ihren Frontmann Albert Gürtner – Vize-Bürgermeister von Pfaffenhofen und Vorsitzender des FW-Kreisverbands – aufs Schild gehoben.
Außerdem wurde in dieser Woche Karl Huber, Bürgermeister von Ernsgaden, zum Landrats-Kandidaten der neuen Bürgerliste nominiert. Seine Bereitschaft signalisiert hat auch bereits der FDP-Kreisvorsitzende Thomas Neudert, er soll am kommenden Dienstagabend (19 Uhr, Alter Wirt, Rohrbach) nominiert werden, während Andreas Herschmann aus Pfaffenhofen als designierter Kandidat der SPD gilt. Am morgigen Sonntag möchte der AfD-Kreisverband seinen Landrats-Kandidaten küren; die Versammlung beginnt um 14.15 Uhr im Gasthof Riedmeier in Ernsgaden.
Kerstin Schnapp von den Grünen ist seit Freitagabend nun auch offiziell im Rennen. Sie sitzt seit 2014 im Pfaffenhofener Kreistag und fungiert in dem Gremium als Sprecherin ihrer Fraktion. Dem hiesigen Grünen-Kreisverband steht sie bereits seit dem Jahr 2009 vor; aktuell führt sie ihn in Doppelspitze mit Nobert Ettenhuber aus Baar-Ebenhausen.
Ettenhuber hatte sich im Jahr 2017 um den Landrats-Posten beworben: Er erhielt damals rund 12,8 Prozent der Stimmen, FDP-Kandidat Franz Niedermayr kam auf 12,6 Prozent. Amtsinhaber Martin Wolf (CSU) wurde mit sensationellen 74,6 Prozent im Amt bestätigt, während er nach einem tragischen Verkehrsunfall schwer verletzt in der Klinik lag.
In Sachen Digitalisierung nahm Schnapp gestern vor ihren Parteifreunden den von Landrat Martin Wolf (CSU) angekündigten "Begrüßungs-Roboter" (wir berichteten) für das Landratsamt auf die Schippe: "Ich hätte mir schon vorgestellt, da reißen wir mehr", befand sie. Mehr erwartet sich Schnapp außerdem bei der Informations-Kultur – und zwar auf verschiedenen Ebenen.
Zum einen warb sie für einen Live-Stream der Kreistag-Sitzungen im Internet, wie etwa beim Pfaffenhofener Stadtrat seit Jahren üblich, sowie für weitere Formate zur Bürger-Information und Bürger-Beteiligung. Zum anderen müssten ihrer Meinung nach die 60 Kreisräte besser und umfangreicher informiert werden. Ohne entsprechende Informationen könne man nicht sagen, wie es vielleicht besser gehen könnte, monierte sie.
"Wir haben Bürgerbegehren ohne Ende, weil sich die Leute in irgendeiner Form nicht mitgenommen fühlen", sagte Schnapp. Allerdings scheiterten etliche an Formfehlern. Sie erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass selbst Vize-Landrat Anton Westner (CSU), dem ausgewiesenen Verwaltungs-Fachmann, damals in Reichertshofen – als Initiator eines Bürgerbegehrens – ein Malheur unterlaufen war (Peinliche Panne in Reichertshofen).
Schnapp forderte vor diesem Hintergrund für solche Angelegenheiten die Schaffung einer Anlaufstelle am Landratsamt. Denn: Wenn Bürger zuerst jede Menge Unterschriften sammelten und sich dann plötzlich herausstelle, dass wegen eines Formfehlers alles ungültig sei, erklärte sie sinngemäß, dann führe das zu Politik-Verdrossenheit.
Keinen Zweifel ließ Schnapp daran, dass es ihrer Meinung nach höchste Zeit dafür ist, die Macht der Christsozialen im Landkreis Pfaffenhofen zu brechen. Die CSU sei mittlerweile "ein Garant für Stillstand", wetterte sie: Obendrein sei "völlig unklar, wofür sie steht". Schnapp kündigte an, im Kreistag für eine Mehrheit jenseits der CSU zu kämpfen und zu werben.
Sie wolle "einen nachhaltigen Landkreis, wo für die nächste Generation noch was übrig bleibt und wo auch jeder mitmachen kann", sagte die 43-Jährige ihren Parteifreunden, ehe sie ohne Gegenstimme und ohne Enthaltung zur Landrats-Kandidatin der Grünen gekürt wurde. Interne Konkurrenz hatte es für sie ohnehin nicht gegeben.
Zugleich haben die Grünen am Freitagabend ihre Liste mit den insgesamt 60 Bewerbern für den Pfaffenhofener Kreistag beschlossen. Sie wird angeführt von der Kreisvorsitzenden und Landrats-Kandidatin Kerstin Schnapp. Auf Rang zwei folgt Norbert Ettenhuber aus Baar Ebenhausen, mit dem Schnapp die Doppel-Spitze der Grünen im Landkreis bildet.
Auf Listen-Platz drei steht Birgit Janecek aus Wolnzach: Sie ist Bürgermeister-Kandidatin der Grünen in Wolnzach und Gattin des Bundestags-Abgeordneten Dieter Janecek – der wiederum selbst auf Platz 60 für den hiesigen Kreistag antritt. Auf 30 der 60 Listen-Plätze stehen Frauen; in abwechselnder Anordnung.
Auf Listen-Platz vier folgt Roland Dörfler: Er ist Dritter Bürgermeister von Pfaffenhofen, Mitglied des Kreistags und Vorsitzender des DGB-Kreisverbands. Rang fünf wird von Brigitta Winkelmann aus Baar-Ebenhausen belegt, dahinter folgt Wilhelm Reim aus Gerolsbach.
Aktuell haben die Grünen vier Mandate im Pfaffenhofener Kreistag inne. Diese werden bekleidet von Kerstin Schnapp, Roland Dörfler, Norbert Ettenhuber und Angelika Furtmayr. "Die Anzahl unserer Sitze im Kreistag zu verdoppeln, das wäre ein toller Erfolg", sagte Schnapp gegenüber unserer Zeitung.
Ausführlicher Bericht zur Kreistags-Liste mit allen Namen: Die 60 Kreistags-Kandidaten der Grünen
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